
Die Berliner Feuerwehr musste im vergangenen Jahr eine neue Rekordzahl an Einsätzen bewältigen. Insgesamt waren es 2021 492.226 Einsätze. Die Notrufnummer 112 wurde fast 1,1 Millionen-mal gewählt. Alle 29 Sekunden ging in der Leitstelle der Berliner Feuerwehr ein Notruf ein.
Alle 64 Sekunden wurde die Berliner Feuerwehr im letzten Jahr zu einem Einsatz gerufen. Im Durchschnitt waren es täglich 1.349. Im Vergleich zu 2020 nahm die Zahl der Einsätze nochmals um nahezu 22.000 zu. Circa alle vier Minuten und 40 Sekunden wird ein Notarzt-Einsatzmittel alarmiert. Alle 66 Sekunden wird ein Rettungswagen alarmiert. Dies führt immer öfter zur Ausrufung des Ausnahmezustands Rettungsdienst.
Zuwächse wurden dabei im Bereich der medizinischen Gefahrenabwehr (Notfallrettung und -transporte) sowie bei der technischen Gefahrenabwehr verzeichnet. Bei Ersterer betrug die Zunahme 4,7 Prozentpunkte, bei Letzterer vier Prozentpunkte. Einen Rückgang gab es hingegen bei der Brandbekämpfung (minus 19,4 Prozentpunkte). Hier hatte es 2020 jedoch einen sehr starken Anstieg gegeben. Zugleich wurde in der Bundeshauptstadt die geringste Zahl an Brandtoten (16 Opfer) in den letzten zehn Jahren verzeichnet. Allerdings gibt es immer noch etwa zwei Alarmierungen zu Bränden pro Stunde.
„Wir kommen an unsere Grenzen“
Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen sagte: „Wir kommen an unsere Grenzen.“ Innensenatorin Iris Spranger (SPD) kündigte an, weiteres Personal zur Entlastung und Geld für eine Modernisierung der Ausstattung zur Verfügung zu stellen. Sie unterstrich „Die Berliner Feuerwehr hat mich als Partnerin fest an ihrer Seite.“
Dringend verbesserungsbedürftig sind die Erreichungsgrade der mit der Senatsverwaltung für Inneres vereinbarten Schutzziele, vor allem im Bereich der medizinischen Gefahrenabwehr. Dort sollen eigentlich in 90 Prozent aller Fälle innerhalb von zehn Minuten zwei Einsatzkräfte am Notfallort eintreffen. 2021 gelang das bei der Notfallrettung jedoch nur in 48,8 Prozent. Konkrete Schritte hiergegen konnten weder Homrighausen noch Spranger nennen. Die durchschnittliche Hilfsfrist in diesem Bereich betrug im vergangenen Jahr 10,60 Minuten. Noch deutlich höher (15,49 Minuten) war sie beim Notfalltransport. Deutlich besser ist der Erreichungsgrad (86,8 Prozent) bei der Brandbekämpfung. Aber auch hier sind eigentlich 90 Prozent vereinbart.
Nachwuchs fehlt
Erhebliche Probleme hat die Berliner Feuerwehr zudem bei der Nachwuchsgewinnung. Ziel einer neuen Einstellungsoffensive ist es eigentlich, pro Jahr 500 neue Feuerwehrleute einzustellen. Ende letzten Jahres waren davon allerdings rund 400 Stellen noch nicht besetzt. Und das, obwohl innerhalb der kommenden sieben Jahre 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Ruhestand gehen.
Ein weiteres Problem sind Übergriffe auf Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr, bei der es seit Mai 2021 einen Ansprechpartner für Extremismus gibt. Dabei handelt es sich um eine Zugleichaufgabe. Die Funktion wird vom Amtsinhaber also nicht ausschließlich wahrgenommen, sondern er hat auch noch andere Aufgaben. Insgesamt erfolgten im abgelaufenen Kalenderjahr 133 Meldungen über Gewalt gegen Einsatzkräfte. In vielen Fällen werden dabei mehrere Delikte in Tateinheit begangen. So gab es zum Beispiel 92 Beleidigungen, 73 Bedrohungen mit Worten, zwölf Bedrohungen mit Waffen und 13 Bedrohungen mit einem gefährlichen Gegenstand. Hinzu kommen 67 tätliche Angriffe, sechs tätliche Angriffe mit einer Waffe, 18 tätliche Angriffe mit einem gefährlichen Gegenstand und 23 Sachbeschädigungen. Seit 2021 werden solche Delikte bei der Berliner Feuerwehr noch systematischer und ausdifferenzierter erfasst. Sofern von den Betroffenen gewünscht und erforderlich stellt die Behördenleitung auch immer Strafanträge.