
Die App ANOM versprach Verbrechern anonyme, verschlüsselte Kommunikation. Sie wurde mit dem Slogan „von Kriminellen, für Kriminelle“ beworben. In Wirklichkeit steckte jedoch das Federal Bureau of Investigations (FBI) hinter dem Dienst, und leitete die Daten über internationale Rechtshilfeverfahren an Sicherheitsbehörden auf der ganzen Welt weiter. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat jetzt eine erste Bilanz gezogen.
Amerikanische Strafverfolgungsbehörden ließen der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) Daten zu 2.700 Nutzerinnen und Nutzern zukommen. Diese Nutzer sollen Bezüge nach Deutschland haben. Inzwischen identifizierten die Polizeibehörden rund 1.000 Personen, begannen 280 Ermittlungen und konnten 130 bestehenden Ermittlungen mit den Daten unterstützen.
In ANOM-Chats sprachen Kriminelle offen über Straftaten. Laut Bundeskriminalamt (BKA) planten sie Drogen- und Waffenhandel, aber auch Auftragsmorde in der App. Die Verbrecher fühlten sich sicher. Doch das FBI las mit und speicherte alle Nachrichten. Denn ANOM war Teil einer FBI-Operation namens „Trojan Shield“. Und es war ein echtes Trojanisches Pferd.
Laut BKA war die Auswertung und Aufarbeitung der Daten eine große Herausforderungen. Daher hat das Amt für die Ermittlungen eine Besondere Aufbauorganisation (BAO) gegründet. In der BOA arbeiteten Kriminalbeamtinnen und -beamten, Expertinnen und Experten für digitale Spuren als auch Experten für die Auswertung großer Datenmengen zusammen.
Die Daten, die das FBI lieferte, haben in Deutschland schon zur Vollstreckung von 90 Verfahren geführt. Dabei wurden 140 Haftbefehle vollstreckt, 1.300 kg Cannabis sichergestellt, über 1.500 kg synthetische Drogen, vier Kilo Heroin und 20 kg Kokain. Zudem schloss die Polizei fünf Drogenlabore. Sie beschlagnahmte 55 Schusswaffen und – vorläufig – 1, 8 Millionen Euro mutmaßlich illegalen Vermögens.