Potenziale heben – Klimaschutz als Zielbild für Smart Cities

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(Foto: Microsoft)

Smart Cities und Regions wecken hohe Erwartungen. Fragt man Bürgerinnen und Bürger, was sie unter einer Smart City verstehen und in welchen Lebensbereichen sie sich mehr digitale Lösungen vorstellen, so sind sehr unterschiedliche Antworten sicher: Bildung, Gesundheit, Mobilität, Energie, Umwelt oder auch Verwaltung. All diese Bereiche einer Kommune können Teil einer Smart-City-Vision sein. Denn jede der 11.000 deutschen Kommunen hat ihre eigene DNA – und das ist auch gut so. Aber dennoch: Was deutschen Smart Cities fehlt, ist eine klare Orientierung und ein einheitlicher, konzeptioneller Rahmen, der die Digitalisierung von Städten und Gemeinden beschleunigt.

Klimaschutz ist ein solches messbares Zielbild, das Smart-City-Projekten und -Projektteams als einheitliches Leitbild dienen kann. Sowohl das politische als auch das gesellschaftliche Streben nach einem generationengerechten Umgang mit Ressourcen wächst. Dabei werden Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammengedacht, wie die Ampel-Regierung in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten hat: „Wir wollen die Potenziale der Digitalisierung für mehr Nachhaltigkeit nutzen.“

Nachhaltigkeit setzt sich aus den drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales zusammen. Besonders die Dimension der Ökologie ist im Sinne des Klimaschutzes in Deutschland nicht nur emotional, sondern auch gesetzlich verankert. Mit dem Klimaschutzgesetz hat die Bundesregierung das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 festgeschrieben. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken. Neben dem Klimaschutzgesetz sieht der Koalitionsvertrag insbesondere auch das Klimaanpassungsgesetz vor. Die Klimafolgenanpassung wird somit fortan zum festen Bestandteil für die öffentliche Verwaltung und soll auf kommunaler Ebene bei allen politischen Entscheidungen und Planungsvorhaben bedacht werden. Ein Handeln im Sinne des Klimaschutzes wird nicht nur gefordert, sondern auch durch Sofortprogramme gefördert.

Sektorenübergreifende Vernetzung und digitale Potenziale

Wie wirken sich diese politischen Ziele nun konkret für die Städte und Gemeinden aus – und welche Möglichkeiten ergeben sich daraus? Die Koordination von Klimaschutzmaßnahmen hat eine hohe Komplexität, da eine Vielzahl von Sektoren – Energiewirtschaft, Gebäude, Verkehr und Industrie – einen Beitrag leisten müssen. Die Einhaltung der Klimaziele soll anhand einer sektorübergreifenden und analog zum Pariser Klimaabkommen mehrjährigen Gesamtrechnung überprüft werden. Dieses Ziel definiert eine Maßnahme, die alle klimaneutralen Kommunen in Zukunft (digital) umsetzen müssen. Klimamonitoring soll Kommunen auf dem Weg zur klimaneutralen und digitalen Zukunft unterstützen. Mit der Bereitstellung werden sektor­enübergreifende Daten zusammengeführt und die Treibhausgasbilanz sowie das CO2-Budget aktuell und zentral ausgewiesen.

Weitere Maßnahmen gehen aus den Sofortprogrammen hervor, die durch entsprechende Bundesministerien im Juli 2022 vorgelegt wurden. So sieht das Sofortprogramm des Bundesbauministeriums und des Bundeswirtschaftsministeriums beispielsweise Maßnahmen wie energieeffiziente Gebäude, effiziente Wärmenetze oder kommunale Wärmeplanung vor. Das Bundesverkehrsministerium priorisiert den Aufbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität und eine Ausbau- und Qualitätsoffensive Öffentlicher Personennahverkehr. Die Sofortmaßnahmen der Bundesregierung können somit als eine Roadmap mit zentral vorgegebenen Handlungsfeldern und dringlichen Maßnahmen gelesen werden. Die Planungs- und Umsetzungsverantwortung liegt dezentral bei den Kommunen, die Rolle des Transfers und der Koordination zentral beim Bund.

Nachhaltig durch Digital by Design

Mehr über die Potenziale der Digitalisierung für den kommunalen Klimaschutz erfahren Sie auf der diesjährigen Smart Country Convention vom 18.–20. Oktober in Berlin.

Klimaschutz beinhaltet den intelligenten Umgang mit (knappen) Ressourcen in lebenswerten Städten für unsere und für zukünftige Generationen. Dabei gilt es besonders, die Potenziale von Digitalisierung in den Projekten herauszuarbeiten, damit nicht nur Nachhaltigkeit by Design, sondern auch Digital by Design, von Beginn an gedacht und gelebt wird.

Transfer und Koordination gelingt durch Institutionen, aber auch Wettbewerb kann ein motivierender Treiber sein. Die Entwicklung der Smart Cities in Deutschland beobachtet seit 2019 der Bitkom mit dem „Smart City Index“, der den Digitalisierungsgrad aller deutschen Städte ab 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern erhebt. Auch hier birgt ein stärkerer Fokus auf ökologische Dimensionen eine Chance, die kommunalen Erfolgsfaktoren der Digitalisierung zu schärfen sowie von anderen zu lernen und gemeinsam zu wachsen.

Wir erfahren ein besonderes Momentum für den Klimaschutz – vielleicht auch, weil wir keine andere Wahl haben. Städte haben eine Chance, sich durch dieses Jahrhundertthema neu zu definieren: digital und nachhaltig für einen generationengerechten Umgang mit Ressourcen.

Die Autorin dieses Gastbeitrags ist Henrike Etzelmüller, die als Industry Advisor Sustainable Cities & Regions bei Microsoft Deutschland GmbH tätig ist und sich auch im Bitkom in diesem Themenfeld engagiert.

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