(BS) Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima (BMWK) arbeitet gerade am Energieeffizienzgesetz. Dieses Gesetz soll Rechenzentrumsbetreiber unter anderem dazu verpflichten, die Abwärme ihrer Rechenzentren für Fernwärme zu nutzen. Zeit für eine Ortsbegehung im neu eröffneten zweiten Standort des Rechenzentrumsbetreibers NTT in Berlin.
Zwei Jahre lang hat NTT an den zwei Backsteingebäuden im Marienpark gebaut. Nun läuft der Betrieb im neuen Colocation-Rechenzentrum, in dem sich Kunden Serverplatz und Rechenleistung anmieten. Schon drei Viertel der Kapazität sind verkauft. Der erste Kunde, der eingezogen ist, war ein öffentlicher. Aber das eigentlich Besondere an dem neuen Rechenzentrum ist die Abwärme – besser gesagt deren Nutzung.
Server verbrauchen eine Menge Strom. Eine IT-Leistung von bis zu 24 Megawatt (MW) stellen die zwei Rechenzentren am Standort Berlin 2 bereit. In den nächsten Jahren sollen die Kapazitäten mit zwei weiteren Rechenzentren am Standort noch verdoppelt werden. Durch den Betrieb wird ein großer Teil dieser Energie in Wärme umgewandelt. Ohne Weiternutzung würde diese Wärme einfach nur die Stadt aufheizen.
Umweltschädlich und ineffizient
Günter Eggers, der Director Public von NTT, betont, dass dies nicht nur schlecht für die Umwelt sei, sondern auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten keinen Sinn ergebe. Denn neben der Strombereitstellung ist die Ableitung der entstandenen Wärme laut Eggers der Hauptkostenpunkt für Rechenzentrumsbetreiber. Aus diesen Gründen habe NTT nach einer Möglichkeit gesucht, die Abwärme zu nutzen.
Dazu hat NTT eine Partnerschaft mit dem Berliner Energieversorger GASAG geschlossen. Die Kooperation liegt nahe, schließlich ist die GASAG schon für die Energieversorgung des Marienparks zuständig. Das Projekt Abwärmenutzung hat zwei Phasen. In der ersten soll die Abwärme für den Marienpark selbst genutzt werden. In einer zweiten Phase, die momentan noch in der Entwicklung ist, will die GASAG versuchen, Straßenzüge in der Nähe mit Fernwärme zu versorgen. Hier sind die Ingenieure aber noch in der Planungsphase, denn es gibt nicht zu wenige Schwierigkeiten.
Infrastruktur und Abnehmer fehlen
Zum einen müssen potenzielle Kunden relativ nah am Marienpark gelegen sein, weil die Wärme nicht weit transportiert werden kann. Zum anderen ist das Wärmeleitungsnetz bislang nicht für die Abwärme eines Rechenzentrums ausgelegt. Für die Einspeisung in das herkömmliche Wärmenetz muss der Energieträger eigentlich 100 Grad Celsius heiß sein. Aber das NTT-Rechenzentrum kann laut Eggers – wie viele andere Rechenzentren auch – nur etwa 30 Grad liefern. Daher müssen für die effiziente Abwärmenutzung komplett neue Leitungen verlegt werden.
Bisher macht die NTT rund 20 Prozent der Abwärme nutzbar. Doch dem Projekt sind Grenzen gesetzt, die weder in der Hand der Rechenzentrumbetreiber noch der GASAG liegen. Die Rechenzentren-Betreiber brauchen für die Fernwärmenutzung einen Partner. Im Falle Marienpark besteht die Kooperation mit der GASAG. Doch diese Partner brauchen auch Infrastruktur und Abnehmer für die Energie. Bisher mangelt es an ersterem, und auch Fernwärmekunden müssen erst gefunden werden.