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StartDigitalesFact Checking gegen staatlich organisierte Desinformationskampagnen

Fact Checking gegen staatlich organisierte Desinformationskampagnen

Desinformation verbreitet sich in den sozialen Medien sechsmal schneller als wahre Nachrichten, konstatierte die Studie „The spread of true and false news online“ von Vosoughi, Roy & Aral (2018). Vor allem im Angriffskrieg Russlands in der Ukraine, werden Narrative von staatsnahen russischen Medien verbreitet, die als „Rechtfertigungen“ für den völkerrechtswidrigen Einmarsch dienen sollen. Fact Checking Teams kämen in ihrer Arbeit nicht mehr gegen die Schaffung immer neuer Fake News hinterher, so Prof. Dr. Christian Stöcker, Studiengangsleiter Digitale Kommunikation an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg.

Am prominentesten sei die Erzählung von der Existenz von Biolaboren in der Ukraine. Dort solle zusammen mit der US-amerikanischen Regierung über Biowaffen geforscht werden und die Labors an „Virenausbrüchen“ beteiligt sein. Diese Falschinformationen verbreiteten sich über prominente russische staatsnahe Medienunternehmen und bekannte russische Influencer/-innen, so Stöcker. Der russische Angriffskrieg sollte so seine Rechtfertigung erhalten, ähnlich wie Erzählungen über Neonazis in der ukrainischen Regierung, erzählte Stöcker auf dem Microsoft Event „EXPLAINED Cybersecurity – Demokratien im Visier: Wie schützen wir uns vor hybriden Bedrohungen?“ vom 20. Oktober. Die Desinformationskampagne blieb nicht in der Blase russischer Propagandisten, sondern wurde auch vom Moderator Tucker Carlson auf Fox News und Sprechern des chinesischen Außenministeriums wiederholt. Stocker bekräftigte, dass Desinformationen i. d. R. durch Fact Checking nur kurzfristig gehemmt werden könnten. Dadurch, dass immer schnell neue Fake News geschaffen werden können, kämen die Faktenchecker nicht mehr mit der Löschung und Kommentierung hinterher, konstatiert Stocker.

Faktenchecker gegen politisch gesteuerte Desinformation

Einer dieser Faktencheckerinnen ist Sarah Thust. Sie arbeitet beim Medienunternehmen CORRECTIV, welches unter anderem Faktenchecks für Facebook durchführt. Nutzende, die einen Post auf Facebook geliked, geteilt oder kommentiert haben, der durch das Kollektiv moniert wurde, erhalten eine Benachrichtigung mit  einem Warnhinweis mit ergänzenden Informationen zum Posting. „Dabei wird auch fehlender Kontext ergänzt“, so Thust. Auf eine ähnliche Art und Weise arbeitet das Unternehmen NewsGuard Technologies GmbH. Sie analysieren Online-Nachrichtenwebsiten auf Glaubwürdigkeit und Transparenz und kontaktieren Websitenverantwortliche bei erfolgter Evaluierung. Roberta Schmid, Managing Editor & Vice President Partnerships Germany bei NewsGuard merkt allerdings an, dass klassische Online-Nachrichtenmedien für junge Menschen nicht mehr die Hauptquelle für politische Informationen seien: „Dafür gehen Sie auf TikTok“, so die Analystin.  

Faktenchecker seien besonders hohen psychischem Druck ausgesetzt. Besonders im Bereich Social Media würden sie eine hohe Anzahl an „fragwürdigen“ Inhalt prüfen müssen, erklärte Ann Cathrin Riedel, Vorsitzende vom Verein für liberale Netzpolitik (LOAD e. V.). „Auf Social Media Plattformen muss Transparenz geschaffen und die verantwortlichen Faktenchecker psychisch entlastet werden“, so Riedel.

MABB prüft nur auf journalistische Kriterien

Auch die Medienanstalt Berlin Brandenburg (MABB) versucht gegen Desinformation im Internet vorzugehen. Anders als CORRECTIV und NewsGuard, ist die Landesmedienanstalt darauf beschränkt, die Einhaltung von journalistischen Kriterien wie Quellenrecherche und Relevanz zu prüfen, erklärte Dr. Marco Holtz, stellvertretender Direktor der MABB. „Bei uns geht es nicht um den Wahrheitsgehalt“, sagte er.

Neben Desinformationskampagnen sollte auch auf das Begleitphänomen Hate Speech eingegangen werden,  der sich bevorzugt gegen Personen des öffentlichen Lebens richtet, erklärte die Abgeordnete Renate Künast von Bündnis 90/Die Grünen. Die Bundestagsabgeordnete forderte, dass auch Menschen, die sich in politischen Ämtern engagieren würden, das Recht auf Privatsphäre hätten und forderte eine friedlichere Diskussionskultur.

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