- Anzeige -
- Anzeige -
- Anzeige -
StartVerteidigungWehrbericht beschreibt andauernde Missstände

Wehrbericht beschreibt andauernde Missstände

„Zwar sind die ersten Projekte auf dem Weg. Doch ist bei unseren Soldatinnen und Soldaten 2022 noch kein Cent aus dem Sondervermögen angekommen. Zu behäbig ist das Beschaffungswesen. Die Lastenbücher der Truppe sind voller geworden, die Bekleidungskammern, Munitionsdepots und Ersatzteillager hingegen nicht“, stellt die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Dr. Eva Högl, im Wehrbericht 2022 fest. Dieser Bericht wurde vergangenen Dienstag dem Parlament vorgelegt. „Was unsere Soldatinnen und Soldaten bewegt, bekümmert und belastet, erfahre ich durch individuelle Eingaben, persönliche Gespräche und Truppenbesuche. 2022 war ich rund 100 Tage unterwegs und habe mehr als 70 Standorte im In- und Ausland besucht.“

Högl fand bei diesen Besuchen im Grunde dieselben Defizite vor, die bereits ihre Vorgänger bemängelten. „Viele der im Jahresbericht aufgeführten Probleme sind bereits seit Jahren bekannt und waren schon in früheren Jahresberichten enthalten. Nur: Getan hat sich seitdem und trotzdem zum Teil erschreckend wenig“, berichtet Högl. Zum Ende des Berichtsjahres zeigte sich, dass über die genannten positiven Ansätze hinaus viele Prüfaufträge erfolgten, in weiten Teilen jedoch konkrete Entscheidungen und Umsetzungen noch ausstanden. Ausgaben aus dem Sondervermögen hat es bis Ende des Berichtsjahres nicht gegeben. Die seit Jahren auf Beschaffungen und Baumaßnahmen der Bundeswehr zutreffende Aussage: ‚Es dauert alles viel zu lang‘, hat sich leider auch mit Blick auf die Mittel aus dem Sondervermögen bestätigt.“

Diese Aussagen gälten nicht nur für Systeme, sondern auch für den enormen Nachholbedarf bei der Modernisierung der Infrastruktur. „Zu viele Kasernen in Deutschland sind in einem erbärmlichen Zustand“, betont Högl im Wehrbericht. „Wenn es bei dem augenblicklichen Tempo und den bestehenden Rahmenbedingungen bliebe, würde es etwa ein halbes Jahrhundert dauern, bis allein nur die jetzige Infrastruktur der Bundeswehr komplett modernisiert wäre.“

Als am Hinderlichsten wurde allerdings von allen Seiten der Mangel an Digitalisierung an die Wehrbeauftragte herangetragen. „Die Dringlichkeit, Daten und Sprache geschützt übermitteln zu können, war im Berichtsjahr ein Dauerbrenner bei den Truppenbesuchen. Auch der Inspekteur des Heeres hat noch einmal bekräftigt, die abhörsichere Kommunikation sei die zunächst wichtigste Aufgabe bei der Modernisierung der Bundeswehr“, beschreibt Högl. „Der gesamte Prozess der Überführung des derzeitigen veralteten Truppenfunks in das digitale Zeitalter, das heißt unter anderem die Anschaffung aller Soldatenfunkgeräte, Führungsfunkgeräte und der Netzwerkaufbau, soll nach derzeitigen Planungen frühestens mit der Beschaffung des zweiten Loses der ‚Zellularen Netze Verlegefähig‘ 2027 abgeschlossen sein. Das dauert definitiv viel zu lange.“

Der Wehrbericht 2022 ist hier abrufbar.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein