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StartVerteidigungUnbemannte Systeme für Deutschland?

Unbemannte Systeme für Deutschland?

Vergangene Woche fand in Bonn das Symposium der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT) zu Unbemannten Systemen statt. An zwei Tagen diskutierten Experten aus der Bundeswehr, Forschung und Industrie, um die besten Lösungen für den militärischen Nutzer bereit zu stellen. Doch eines wurde immer deutlicher, wenn sich nicht einiges im Beschaffungsprozess ändert, dann findet auch diese technologische Entwicklung – ähnlich der Digitalisierung – erstmal ohne Bundeswehr statt.

Ein bezeichnendes Beispiel war etwa der Prototyp von Abeking & Rasmussen. Das Bild eines unbemannten Systems zur Minenabwehr auf Doppelrumpfbasis zeigte hinten einen Rettungsring. Wie man als Zuhörer lernen konnte, müssen alle Schiffe ab einer bestimmten Länge oder Motorleistung über einen Rettungsring verfügen, egal ob bemannt oder unbemannt. So amüsant diese Episode auch scheint, deckt sie doch das Grundproblem der unbemannten Systeme auf: Alle Regeln und Vorschriften wurden ursprünglich für bemannte Fahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge erstellt, nicht nur für die Zulassung, sondern auch für den Betrieb. Hier müsste im Grunde ein vollkommen neuer Gesetzeskatalog geschaffen werden, der den unbemannten Systemen Rechnung trägt.

Dabei bietet die Minenabwehr ein Paradebeispiel für die sinnvolle Nutzung von unbemannten Systemen. Schließlich fährt ein Minenjagdboot bei seiner Suche mit deutlich unter zehn Knoten, bindet gleichzeitig aber eine 40-köpfige Besatzung. Ein interessantes Projekt in diesem Bereich ist das OCCAR-Programm Maritime Mine Counter Measures (MMCM), an dem Frankreich und Großbritannien beteiligt sind. In der jüngsten Erprobung von MMCM wurden von über hundert verlegten Minen hundert Prozent gefunden, während die Fehlalarmrate bei nur einem Prozent lag.

Doch auch bei den unbemannten maritimen Systemen legt die Politik der Bundeswehr Steine in den Weg. Nicht nur die mangelnde Gesetzeslage, auch die Einteilung der Schlüsseltechnologien wirft die Bundeswehr zurück. So fand in der Vergangenheit eine überaus fruchtbare Zusammenarbeit mit Kongsberg und dessen Hugin Autonomous Underwater Vehicle (AUV) statt. Das Verbringungskonzept ermöglichte es, Hugin auch bei rauer See zu Wasser zu lassen. Zudem sah Kongsberg die Entwicklungszusammenarbeit als Partnerschaft an, von der beide Seiten profitieren können. Und griff dementsprechend den Input der Bundeswehr für die eigene Entwicklung auf, setzte das meiste also gewissermaßen freiwillig und vor allem ohne zusätzliche Kosten um. Doch mit der Einteilung der Schlüsseltechnologien durfte es kein norwegischer Hugin mehr sein, sondern muss eine deutsche Seekatze werden. Die allerdings nicht einfach bei höherem Wellengang zu Wasser gelassen werden kann und wo  jede einzelne Änderung auch noch extra kostet.

Wie ein roter Faden zog sich zudem das Thema Manned-Unmanned-Teaming (MUM-T) durch die Konferenz. Während dieses für das deutsch-französische Luftwaffenprojekt FCAS mit den Remote Carriern noch zu entwickeln und erproben ist, verwies Robert Schoeffling von Boeing auf eine bereits zweijährige Anwendung von MUM-T zwischen dem Seefernaufklärer P-8A Poseidon und dem unbemannten System MQ-9B Sea Guardian. Durch die deutlich längere Stehzeit dank unbemannter Unterstützung würde es für ein U-Boot immer schwieriger, der Entdeckung zu entgehen.

So zeigte die DWT-Tagung einerseits die technologischen Möglichkeiten, andererseits aber auch die hohen, noch zu überwindenden Berge auf, die zwischen der Bundeswehr und dem Eintreten in die moderne Welt stehen. Doch dafür steht schließlich das Wort Zeitenwende.

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