(BS) Beschäftigten im Öffentlichen Dienst schlagen immer wieder Aggressionen, Hass, Hetze und manchmal sogar Gewalt entgegen. Das Landesinnenministerium Baden-Württemberg zieht daraus jetzt Konsequenzen. Erstmals hat das Ministerium nun ein „Lagebildinstrument zu Gewalterfahrungen von Beschäftigten im Öffentlichen Dienst“, kurz InGe, entwickelt.
Die Entwicklung des InGe ermögliche nun ein umfassendes Lagebild zu physischer und psychischer Gewalt gegen Beschäftigte im Öffentlichen Dienst, schreibt das Innenministerium Baden-Württemberg in einer Pressemitteilung. Laut dem Ministerium macht es das neue, softwaregestützte Instrument möglich, Gewaltvorfälle im Öffentlichen Dienst schnell und unkompliziert zu erfassen, zu analysieren und Problemschwerpunkte als solche präventiv zu identifizieren. Zwar seien bisher strafbare Handlungen bereits durch die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) quantitativ erhoben worden, darüberhinausgehende Details zu den Fallzahlen jedoch bislang noch nicht.
„Damit können wir künftig differenziert Gewaltvorfälle erheben und zielgerichtete Präventionsmaßnahmen entwickeln und umsetzen“, betonte der Innenminister Baden-Württembergs Thomas Strobl anlässlich der Ergebnisvorstellung zum Forschungsprojekt InGe im Innenministerium in Stuttgart. Bisher konnte die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) strafbare Handlungen bisher bereits quantitativ erfassen. Somit fehlten bis jetzt detailliertere Informationen, um tiefergehende Analysen und präventive Maßnahmen zu entwickeln. Das neue, softwaregestützte System schaffe hier Abhilfe. Ziel des Projekts sei es, Gewaltvorfälle differenziert zu erheben und gezielte Präventionsmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Die Entwicklung erfolgte mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Der Startschuss für das Verbundprojekt fiel bereits im November 2022, die Entwicklung der Meldeplattform fand nun einen erfolgreichen Abschluss.
Erste Schritte für die Plattform
Von Mai bis Juli 2024 sei der Prototyp in einer achtwöchigen Testphase in den Städten Offenburg und im Ostalbkreis auf seine Anwenderfreundlichkeit und Praxistauglichkeit geprüft worden. Der Innenminister betonte, dass der nächste Schritt darin bestehe, die Einführung der Plattform flächendeckend voranzutreiben. Ein weiterer Baustein des Projekts ist die Präventionsdatenbank, die laut Ministerium für alle Beschäftigten im Öffentlichen Dienst zur Verfügung stehen soll. Sie enthält mehr als 80 Maßnahmen. Diese können nach Kriterien wie Gewaltform, Berufsfeld, Zielrichtung und Wirksamkeit gefiltert werden.
Ab dem 30. September 2024 öffnet sich die Datenbank über die Projekthomepage der Öffentlichkeit. Außerdem soll sie in Zukunft weiter ausgebaut und mit dem Meldeinstrument verknüpft werden. Minister Strobl unterstrich die Bedeutung des Projekts: „Mit InGe haben wir Pionierarbeit geleistet. Erste Anfragen aus anderen Ländern, die unser Instrument adaptieren möchten, bestätigen den Erfolg. Unser Ziel war und bleibt es, diejenigen zu schützen, die uns schützen.“ Trotz des Fortschritts sei die Arbeit jedoch noch lange nicht abgeschlossen. „Das wird und muss eine Daueraufgabe bleiben“, betonte Strobl abschließend.