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StartSicherheitViel Motivation bei deutschen Polizisten

Viel Motivation bei deutschen Polizisten

Ein Großteil der Polizeibeamtinnen und -beamten in Deutschland besitzt nach eigenen Aussagen ein von Toleranz geprägtes Weltbild. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse der aktuellen Polizeistudie MEGAVO.

Die Studie der Deutschen Hochschule der Polizei (DHPol) hat sich mit der Motivation, Einstellung und Gewalt im Alltag von Polizeibeamtinnen und -beamten (MEGAVO) befasst. Deutlich zeigen die Ergebnisse, dass die Motivation und Identifikation der Mitarbeitenden der Polizei insgesamt sehr hoch sind. „Was nach der MEGAVO-Forschung im Verlauf des Berufslebens am stärksten motiviert und im Dienstalltag Kraft gibt, ist die gute Zusammenarbeit im Team“, heißt es in der Studie. Zudem sei Diversität zunehmend ein Thema für die Personalentwicklung der Polizei in Bund und Ländern. Eine sehr große Mehrheit der Befragten sehe in Vielfalt eine wichtige Ressource. Außerdem würden Viele sich selbst auch in der Lage sehen, Menschen in Teams zu integrieren.

Obwohl die Einstellung der Polizeibeamtinnen und -beamten mehrheitlich der freiheitlichen demokratischen Grundordnung entspreche, zeigt die Studie auch, dass nicht alle Beschäftigten diese Werte teilen. Etwa ein Drittel der Befragten gaben an, bereits Zeuge von rassistischen oder sexistischen Äußerungen von Kolleginnen und Kollegen geworden zu sein. Mitarbeitende der Polizei seien auf gegenüber Frauen und Musliminnen und Muslimen weniger vorurteilsbehaftet als der Durchschnitt der Bevölkerung. Die Abwertungstendenzen gegenüber Asylsuchenden und Wohnungslosen seien jedoch in der Polizei eher etwas stärker verbreitet.

Gefahren der Polizeiarbeit

Einen weiteren Schwerpunkt legten die Macher der Studie auf Gewalterfahrungen von Polizistinnen und Polizisten und deren Folgen. Demnach ist das Risiko, im Dienst Opfer einer Gewalttat zu werden, um ein Vielfaches höher als in der allgemeinen Bevölkerung. Am häufigsten berichteten die Befragten von Beleidigungen und Provokationen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte an, die Hilfsangebote für Polizistinnen und Polizisten nach Gewalterfahrungen oder bei extremer Arbeitsbelastung auf Basis der Studienergebnisse weiter auszubauen. „Unsere Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten sind Tag und Nacht unter schwierigen, manchmal lebensgefährlichen Bedingungen im Einsatz. Sie verteidigen Rechtsstaat und Demokratie“, erklärte Faeser. Allerdings mahnte die Bundesinnenministerin auch: „Es gibt null Toleranz gegenüber Rechtsextremismus, Rassismus und anderen Formen von Menschenfeindlichkeit.“ Jeder derartige Vorfall müsse deutliche Konsequenzen haben.

Die MEGAVO-Studie fand von März 2021 bis August 2024 statt. Es wurden sowohl qualitative als auch quantitative Erhebungen durchgeführt. Teil davon waren zwei Online-Befragungen. An der ersten Online-Erhebung nahmen im Zeitraum zwischen November 2021 und Oktober 2022 Mitarbeitende aus 14 Länderpolizeien sowie der Bundespolizei und dem BKA teil. Insgesamt konnten über 50.000 ausgefüllte Fragebögen in die Auswertung des Zwischenberichts einbezogen werden. Die zweite Erhebungswelle startete im November 2023 und endete im März 2024. An ihr beteiligten sich wiederum Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von 12 Länderpolizeien sowie Beschäftigte der Bundespolizei und des BKA.

„Die Förderung ermöglichte in den letzten dreieinhalb Jahren eine intensive Erforschung des Polizeialltags in Deutschland“, erklärte die Projektleiterin Prof. Dr. Anja Schiemann. Durch eine weitere Finanzierung des Bundesinnenministeriums (BMI) könne das Projekt MEGAVO weitergeführt werden. Aufbauend auf die nun veröffentlichten Ergebnisse sei geplant, unter anderem eine dritte Befragungswelle im Jahr 2026 durchzuführen.

Krankheit durch zu wenig Personal

Als Reaktion auf die Studienergebnisse kritisierte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) das Fehlen eines ganzheitlichen, wissenschaftlichen Ansatzes im Bereich der Gewalt gegen Polizeibeamte. Es müsse weiterhin für mehr Respekt für die schwierigen Aufgaben von Polizistinnen und Polizisten in der Bevölkerung geworben werden. Nur so würden sich insbesondere die vielen Fälle von Beschimpfungen und Provokationen spürbar senken. Außerdem wies der Bundesvorsitzende der GdP, Jochen Kopelke, auf den Personalmangel hin. „Nicht verschwiegen werden darf, dass mangelnde Personalressourcen zu steigenden Belastungen und zu erhöhten Krankenständen führen“, betonte Kopelke. Wie dringend eine Stärkung der gesamten Rechtsstaatskette sei, zeigten „teils ernüchternde Sichtweisen“ auf die Wirksamkeit der eigenen Arbeit. „Verfahrenseinstellungen aus Personalnot senken die Motivation der Beschäftigten. Das muss ein baldiges Ende haben“, erklärte der GdP-Bundesvorsitzende.

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