Vor genau einem Jahr hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) das Konzept „Mobiles Ausbilden und Lernen (MAL)“ offiziell in seine betriebliche Ausbildung integriert. Zeitgleich wurde die entsprechende Empfehlung des BIBB-Hauptausschusses im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Diese moderne Form der Ausbildung ermöglicht es den BIBB-Auszubildenden, flexibel und außerhalb des Büros zu arbeiten und dabei wertvolle berufliche Handlungskompetenzen zu erlangen.
Nun wurde das Berufsbildungsgesetz (BBiG) im Rahmen des Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetzes aktualisiert. Diese Novelle macht den Weg frei für digitale und mobile Ausbildungsformen. Künftig wird in Paragraf 28 Absatz 2 BBiG geregelt, dass Ausbildungsinhalte unter bestimmten Voraussetzungen auch digital und mobil vermittelt werden können, ohne dass Ausbildungsverantwortliche und Auszubildende sich am selben Ort aufhalten müssen.
„Mobiles Ausbilden und Lernen hat mir die Möglichkeit gegeben, in modernen und flexiblen Umgebungen zu lernen und zu arbeiten, die perfekt zu meinen Bedürfnissenpassen“ sagt Jessica Müller. Sie habe in ihrem eigenen Tempo arbeiten und gleichzeitig wertvolle Erfahrungen im Homeoffice sammeln können, erläutert die Auszubildende zur Veranstaltungskauffrau im BIBB. „Diese Kombination hat mir geholfen, mich optimal auf meineberufliche Zukunft vorzubereiten.“
Persönliches Lernumfeld
MAL kombiniert selbstgesteuertes und selbstverantwortliches Lernen mit modernster digitaler Technologie. In virtuellen Lernräumen findet eine aktive Kommunikation zwischen Ausbildungsverantwortlichen und Auszubildenden statt, was ein ideales Zusammenspiel von beruflicher Weiterbildung und modernen Lebensumständen ermöglicht.
Die Umsetzung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: von speziellen Lernportalen über Videokonferenztools bis hin zu E-Mail und Telefon. „Ich sehe MAL als eine tolle Chance, meine digitalen Fähigkeiten zu verbessern und gleichzeitig flexibel und selbstständig zu arbeiten“, berichtet Kubat Buyar, ein weiterer Auszubildender. Insbesonderein seiner Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement gebe es viele Aufgaben, die er problemlos von überall erledigen könne. Dazu gehörten zum Beispiel die Erstellung von Formularvorlagen, Tabellen und Schriftstücken sowie von Fachberichten oder das Erfassen der Ausbildungsnachweise in BLoK – dem Online-Berichtsheft. „Für mich war MAL eine praktische und entgegenkommende Lösung. Da mobiles Arbeiten im BIBB schon fest etabliert ist, konnte ich von Anfang an flexibel und unabhängig arbeiten, was meine Selbstständigkeit enorm gefördert hat.“
Immer in Kontakt
Auch Max Frost, Veranstaltungskaufmann im BIBB, hebt die Vorteile von MAL hervor, betont jedoch auch die Bedeutung des persönlichen Austauschs: „Gerade zu Beginn der Ausbildung ist der direkte Kontakt zwischen Ausbildenden und Auszubildenden im Büro wichtig. “So könnten Missverständnisse vermieden und die Grundlagen der Zusammenarbeit und der Arbeitsabläufe vermittelt werden.
Für andere Aufgaben, die ein ruhiges Arbeitsumfeld benötigen, sei das mobile Lernen eine gute Alternative. Der stetige Austausch zwischen Ausbildenden und Auszubildenden bleibe dabei durch Telefonate, Videokonferenzen oder Mails gewährleistet. „Durch MAL das verantwortungsvolle Arbeiten im Homeoffice zu lernen, ist ein wichtiger Bestandteil in der Ausbildung, da diese Fähigkeit heute unverzichtbar ist“, findet Frost.
Ein Jahr MAL zeigt, dass das Konzept funktioniert: Mehr als 20 Auszubildende und unzählige Ausbildende im BIBB profitieren von den flexiblen Möglichkeiten, die mobiles Lernen bietet. Die flexible Wahl des Lernortes – ob zu Hause oder an einem anderen mobilen Ausbildungsort– fördert ein ungestörtes und qualitativ hochwertiges Lernen, ohne an einen festen Standort gebunden zu sein.
Individuelle Lösungen
Um MAL erfolgreich zu gestalten, stellt das BIBB laut Paragraf 14 Absatz 1 Nummer 3 BBiG die notwendige IT-Ausstattung zur Verfügung, darunter Laptops, Tablets und die entsprechende Software. So können die Auszubildenden optimal in die digitale Lernwelt eintauchen und jederzeit mit ihren Ausbildungsverantwortlichen digital in Kontakt bleiben.
MAL basiert im BIBB auf Freiwilligkeit: Es gibt keinen Zwang zur Teilnahme, sondern die mobile Ausbildung wird individuell vereinbart und umfasst maximal 20 Prozent der monatlichen Ausbildungszeit – im Einklang mit den neuen Regelungen im BBiG vom 01.08.2024. Nach einem Jahr erfolgreicher Umsetzung blickt die Ausbildungsleitung des BIBB positiv in die Zukunft und setzt weiterhin auf die innovative Verbindung von traditionellen und modernen Ausbildungsformen.
Die Autorin des Gastbeitrags ist Kerstin Siebertz, Ausbildungsleiterin im Bundesinstitut für Berufsbildung.