In einer Notfallsituation kann jede Sekunde zählen. Doch um geordnet und ruhig evakuieren zu können, wenn eine solche Situation eintritt, braucht es Übung. Übung für das Personal, aber natürlich auch – im Falle von Schulen und Kindertagesstätten für die betroffenen Kinder und Jugendlichen. Aus diesem Grund gibt es nun eine neue Fachempfehlung zu Evakuierungsübungen in Schulen und Kitas.
Erstellt wurde dieser praxisnahe Leitfaden von den Mitgliedern des Gemeinsamen Ausschusses für Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) unter Beteiligung des Fachausschusses Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz der deutschen Feuerwehren. Die knapp 50 Seiten umfassende Fachempfehlung biete z. B. einen Überblick über öffentlich-rechtliche Vorgaben und Regelwerke, Begriffserklärungen, die Planung und Vorbereitung inklusive möglicher Szenarien und Empfehlungen zur Durchführung. Zusätzlich wird die Publikation durch Praxisbeispiele aus Sicht der Feuerwehr und Checklisten ergänzt.
Solcherlei Übungen seien aus mehreren Gründen wichtig, erklärt der DFV-Vizepräsident Hermann Schreck. Zum einen könnten Betroffene in Notfällen schnell und geordnet handeln, zum andern ließen sich durch Probealarme Schwachstellen in Evakuierungsplänen finden und verbessern. Und zusätzlich erleichtere die Fachempfehlung auch die Arbeit der Einsatzkräfte, sowohl bei den Übungen als auch im Ernstfall. Denn wie Frieder Kircher – Vorsitzender des Gemeinsamen Ausschusses für Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung des DFV und der vfdb – erklärt, seien manche gut gemeinten realistischer gestalteten Übungen von Feuerwehrleuten schon negativ aufgenommen worden. Gerade wenn es sich um kleinere Kinder handele, könne beispielsweise eine Simulation mit Diskorauch manche Kinder erschrecken oder gar traumatisieren. Daher sei der Leitfaden auch für Einsatzkräfte verfasst, um sie bei der Planung und Durchführung von Evakuierungsübungen zu unterstützen, so Kircher.
Die Fachempfehlung beinhaltet neun umfassende Kapitel, sowie einige Anhänge und behandelt unter anderem Szenarien wie Feuer, Gefahrenstoffaustritt oder Gasaustritt, aber auch die unterschiedlichen Bedeutungen von Evakuierungsübungen. Damit gemeint sind z. B. das Erkennen von Gefahren und angemessene Reaktionen, die Vorbereitung aber auch das Kennen von Flucht- und Rettungswegen und dem Verhalten von verschiedenem Personal nach der Alarmierung. Auch die Erkenntnisse, die eine solche Übung im Idealfall mit sich bringt, werden behandelt.
Glücklicherweise seien solche ernsten Situationen in Kitas und Schulen zwar selten, erläutert Kircher, „[d]ennoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Brand, einer Explosion oder einem anderen Schadenereignis kommt, nicht gleich null.“ Somit helfe eine gut geplante und gut durchgeführte Übung auch dabei, im Ernstfall nicht kopflos zu handeln und den Einsatz auch für die Einsatzkräfte zu erleichtern.