(BS) Generalmajor Holger Neumann übernimmt den Posten des Generalinspekteurs der Luftwaffe von Generalleutnant Ingo Gerhartz. Dieser führt fortan das Allied Joint Force Command in Brunssum.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat entschieden: Die Nachfolge von Generalleutnant Ingo Gerhartz übernimmt Generalmajor Holger Neumann. Mit dem neuen Posten geht auch die Beförderung zum Generalleutnant einher. Die Ernennung kommt nicht überraschend. Der 56-Jährige wurde bereits seit Wochen als einer der heißesten Kandidaten für die Nachfolge von Gerhartz gehandelt.
Derzeit ist Neumann Kommandeur der Fliegenden Verbände der Luftwaffe und im Luftwaffentruppenkommando eingesetzt. Als solcher unterstehen ihm die Taktischen Luftwaffengeschwader, Lufttransportverbände sowie die Ausbildungseinrichtungen für die lehrgangsgebundene fliegerische Ausbildung der Luftfahrzeugbesatzungen der deutschen Luftstreitkräfte. Neumann zeichnet sich damit für 14.000 Soldatinnen und Soldaten verantwortlich – Eine Aufgabe, die er seit September vergangenen Jahres bewältigt. Zuvor leitete er drei Jahre lang das Kommando Luftwaffe in Berlin.
In Uniform seit 1988
Seinen Anfang bei den Streitkräften machte der geborene Ulmer im Jahr 1988 als Grundwehrdienstleistender beim Fallschirmjägerbataillon 253 in Nagold. Auf den Offizierslehrgang und die Ausbildung zum Piloten folgten erste Erfahrungen im Flugzeug beim Jagdbombergeschwader 34 in Memmingen. Mit der Jahrtausendwende und der Generalstabsausbildung übernahm Neumann erstmals Führungsverantwortung. Er bekleidete Führungspositionen bei der Luftwaffe, der NATO, im Verteidigungsministerium und an der Führungsakademie der Bundeswehr. Als erfahrener Pilot kann Neumann mehr als 2.800 Flugstunden auf den Flugzeugmustern P.149D, T-37, T-38, Alpha Jet, Tornado und dem Eurofighter vorweisen. Erfahrung im Ausland sammelte Neumann während seiner Zeit als Stabsoffizier und stellvertretender Kommodore des Einsatzgeschwaders in Mazar-e Sharif.
Für Gerhartz führt der Weg in die NATO
Der bisherige Inspekteur der Luftwaffe verabschiedet sich somit nach mehr als sieben Jahren an der Spitze der deutschen Luftstreitkräfte. Kein Inspekteur vor ihm bekleidete diesen Posten über einen so langen Zeitraum. Gerhartz nutzte die Zeit, um viel anzustoßen und ins Rollen zu bringen. Im Gedächtnis bleiben sein Einsatz für die internationale Großübung Air Defender – 25 Staaten übten dabei gemeinsam im deutschen Luftraum. Gleichsam bedeutend ist die Teilnahme der Luftwaffe am Indo-Pacific Deployment. Geschwader der deutschen Luftstreitkräfte umkreisten den halben Globus, um sich an Übungen im Pazifik zu beteiligen. Im Rahmen der Teilübung RIMPAC saß Gerhartz dabei selbst hinter dem Steuerknüppel eines Eurofighters. Mit der Übernahme von einer größeren Rolle beim Air Policing nimmt Deutschland seine Verantwortung für die NATO-Partner im Baltikum und die östliche Grenze des Verteidigungsbündnisses wahr.
Karrieresprung trotz Skandal
Allerdings verlief Gerhartz’ Karriere als Kommandeur nicht ohne Schönheitsfehler. Er war zentraler Protagonist der Abhöraffäre im Februar 2024. Gerhartz war der höchstrangigste Bundeswehrangehörige, der während eines vertraulichen Gesprächs über einen möglichen Einsatz des Marschflugkörpers Taurus in der Ukraine abgehört wurde. Der Mitschnitt wurde im Nachgang propagandistisch von russischen und russlandnahen Medienkanälen ausgeschlachtet. Weil er sich über eine unsichere Verbindung einloggte, trug Gerhartz eine Teilschuld an dem Vorfall.
Pistorius fällte ein mildes Urteil über den Inspekteur. Lediglich eine Disziplinarbuße legte er Gerhartz auf. „Ich werde niemanden meiner besten Offiziere Putins Spielen opfern“, rechtfertigte der Verteidigungsminister seine Entscheidung.
Fortan dient Gerhartz in neuer Rolle als Kommandeur des Allied Joint Force Command (JFC) in Brunssum. Dessen bisheriger Kommandeur, General Guglielmo Luigi Miglietta, verabschiedet sich in den Ruhestand. Für Gerhartz bedeutet der Wechsel zur Verteidigungsallianz auch die Beförderung zum General. Damit wird er gemeinsam mit General Chris Badia (Stellvertretender Oberbefehlshaber Allied Command Transformation) und General Markus Laubenthal (Chief of Staff im Supreme Headquarters Allied Powers Europe) der dritte aktive deutsche Vier-Sterne-General innerhalb des Verteidigungsbündnisses. Das JFC ist eines der beiden europäischen NATO-Kommandos der operativen Führungsebene. Ein weiteres ist im italienischen Neapel angesiedelt. Hauptaufgabe des JFC in Brunssum ist die Unterstützung von NATO-Operationen. So trug es die Hauptlast bei der Mission Resolute Support in Afghanistan.





