Vergangenen Dienstag veröffentlichte die US-amerikanische Missile Defense Agency (MDA) eine Liste mit annähernd 1.000 Firmennamen. CEOs, die ihr Unternehmen dort wiederfinden, haben Grund zur Freude. Denn die MDA listete Unternehmen auf, die das Pentagon als potenzielle Zulieferer für den geplanten US-Raketenschild Iron Dome in Betracht zieht.
Konkret sind 1.014 Betriebe als sogenannte qualifying offerors für das Scalable Homeland Innovative Enterprise Layered Defense (SHIELD)-Programm ausgewählt. Das maximale Budget der auf zehn Jahre ausgelegten Initiative beträgt 151 Milliarden US-Dollar. Allerdings erhalten nur diejenigen einen Anteil am Preispool, die später tatsächlich beauftragt werden. Zu den bisher ausgewählten Unternehmen zählen BAE Systems, Booz Allen Hamilton, L3Harris und General Atomics. Darüber hinaus ist mit IAI jenes Unternehmen als potenzieller Vertragsnehmer berücksichtigt, das in Israel für das Luftverteidigungssystem verantwortlich zeichnet.
Ein Schutzschild für die Vereinigten Staaten
Nur wenige Tage nach seinem zweiten Amtsantritt erklärte US-Präsident Donald Trump, ein weitläufiges, mehrschichtiges Luftabwehrsystem aufbauen zu wollen. Das schließt auch die Entwicklung weltraumgestützter Abfangraketen mit ein. Die Verantwortung für dieses Projekt liegt bei dem Kommandanten der Space Force, General Michael Guetlein. Dieser stellte im September einen ersten Vorschlag für die mögliche Architektur des Luftverteidigungssystems vor.
Parallel dazu leitete die MDA Schritte ein, um industrielle Kapazitäten abzufragen. Ende Juli veröffentlichte die Agentur eine Vorabausschreibung für SHIELD. 2.463 Unternehmen nahmen dies zum Anlass, sich für das Projekt vorzustellen. Etwas weniger als die Hälfte zieht die MDA als potenzielle Auftragnehmer in Betracht.
Erster Vorstoß im All
Unterdessen geht die US Space Force mit der Anfrage an die Industrie nach Prototypen des kinetic energy space-based interceptor (SBI) für die mittlere Flugphase einen ersten Schritt in Richtung Abfangfähigkeiten im All. In der Bekanntmachung aus dem September erklärte die Teilstreitkraft, dass „mehrere Festpreis-Vereinbarungen für sonstige Transaktionen“ vorgesehen seien. Darüber hinaus könnte es auch zu Preiswettbewerben kommen. Mit technischen Details hielt sich die Space Force bisher hingegen zurück. Lediglich, dass es sich um Hit-to-Kill-Systeme – nicht um gerichtete Energiesysteme – zum Abschuss von gegnerischen Raketen in der mittleren Flugphase handelt, ist der Veröffentlichung zu entnehmen. Mit einer konkreten Vergabe rechnet die Space Force hingegen nicht vor Februar des kommenden Jahres.
Grundsätzlich verspricht eine Konstellation von Abfangraketen für die mittlere Flugphase eine Reihe von Vorteilen. So könnte die Defensiv-Konstellation gegnerische Interkontinentalraketen zerstören, wenn sie in der Abschussphase nicht abgefangen werden konnten. Darüber hinaus bietet die weltraumgestützte Abwehr in der mittleren Flugphase physikalische Vorteile gegenüber der Startphase: Die Schlagdistanz ist kürzer, und atmosphärische Einflüsse spielen eine geringere Rolle. Allerdings hat diese Abfangmethode auch Nachteile. Weil in der mittleren Flugphase weniger Energie für den Auftrieb aufgewendet wird, kommt es zu weniger Lichtemission. Für den Abfangkörper ist es daher schwerer, auf das Ziel aufzuschalten. Das gibt dem Angreifer die Möglichkeit, Täuschkörper einzusetzen.




