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Verwaltung braucht Vielfalt

Warum ist es notwendig, über Diversität im Öffentlichen Dienst zu reden? Meine Gastvorlesung an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA) in Mannheim anlässlich des Diversity-Tages hat es mir deutlich gezeigt: Die junge Generation will in ihrer Vielfältigkeit sichtbar werden und sich dazu bekennen dürfen. Sie fordert Strukturen ein, die Vielfalt fördern und leitet damit auch einen Kulturwandel in den Arbeitsstätten ein.

Vielfalt im Öffentlichen Dienst bedeutet, dass dort Menschen zusammenarbeiten, die sich in ganz verschiedenen Aspekten unterscheiden – zum Beispiel mit Blick auf Alter, Geschlecht und geschlechtliche Identität, sexuelle Orientierung, körperliche und geistige Fähigkeiten, soziale Herkunft, ethnische Herkunft und Nationalität, Religion und Weltanschauung. Dafür müssen wir sicherstellen, dass niemand aufgrund dieser Merkmale ausgegrenzt oder diskriminiert wird – weder bei der Einstellung noch wenn es um die Besetzung von Führungspositionen geht.

Vielfalt bringt Vorteile

Für Vielfalt im Öffentlichen Dienst gibt es gute Gründe: Wenn Menschen aus diskriminierungsgefährdeten Gruppen Verantwortung für das Funktionieren unseres Staates übernehmen, dann stärkt das ihre Sichtbarkeit, Zugehörigkeit und Teilhabe – und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Diverse Teams beflügeln innovative Lösungen, weil unterschiedliche Erfahrungen und Kompetenzen zusammenkommen. Davon kann moderne Verwaltung enorm profitieren. Mag sein, dass die Kommunikation in einer Gruppe aus „Thomas“, „Christian“ und „Stefan“ zuweilen effektiver verläuft. Aber finden die drei auch eine gute Lösung, die für „Aysun“ passt? Vielfältige Perspektiven helfen, Diskriminierung zu verhindern und die Akzeptanz staatlichen Handelns zu erhöhen.

Nicht zuletzt können wir es uns aufgrund des Fachkräftemangels einfach nicht leisten, auf Talente zu verzichten. Schon heute sind im Öffentlichen Dienst etwa 360.000 Stellen unbesetzt und bis 2030 wird etwa jede dritte derzeit im Öffentlichen Dienst beschäftigte Person in den Ruhestand gehen. Damit der Staat auch in Zukunft seine Aufgaben erfüllen und seine Ziele erreichen kann, muss der Öffentliche Dienst nicht nur ein guter Dienstleister, sondern auch ein attraktiver Arbeitgeber sein. Dafür ist Vielfalt längst ein entscheidender Faktor.

Vielfalt ist kein Selbstläufer

Bis der Öffentliche Dienst die Vielfalt unserer Gesellschaft widerspiegelt, ist noch einiges zu tun. Während zum Beispiel jede vierte Person in Deutschland einen Migrationshintergrund hat, sind es in der öffentlichen Verwaltung nur knapp zwölf Prozent. Diejenigen mit Migrationshintergrund, die es in den Öffentlichen Dienst schaffen, sind überproportional häufig befristet tätig und unterrepräsentiert im gehobenen Dienst. Auch dort, wo es Fortschritte gibt, gilt es, genau hinzuschauen: Mit einem Frauenanteil von 55 Prozent in den Bundesbehörden scheint das Ziel bereits erreicht. Doch noch immer sind in fast allen Bundesministerien deutlich weniger Frauen als Männer in Führungspositionen tätig. Mit dem „Plan FüPo 2025“ arbeiten wir daran, bis 2025 Parität in den obersten Bundesbehörden zu erreichen.

Wie kommt Vielfalt ins Amt?

Um Vielfalt in der Bundesverwaltung dauerhaft zu stärken, arbeitet die Bundesregierung an einer ganzheitlichen Diversitätsstrategie. Dabei nimmt sie die Bereiche Organisations- und Personalentwicklung, Personalgewinnung und Antidiskriminierung in den Blick.

Wer fühlt sich ermutigt, sich auf eine Stelle zu bewerben? Haben alle Menschen faire Chancen im Auswahlprozess? Die Weichen für mehr Vielfalt werden schon im Bewerbungsprozess gestellt. Eine Pilotstudie im Rahmen des Förderprogrammes „Vielfalt im Amt“ macht Vorschläge, wie das gelingen kann – zum Beispiel durch eine Außendarstellung, die der Sorge vor Diskriminierung entgegenwirkt, oder durch das Hinterfragen vermeintlich objektiver Bewertungskriterien.

Ein diversitätssensibles und diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld trägt dazu bei, dass gewonnene Vielfalt auch im Amt bleibt. Dabei helfen Maßnahmen wie verbindlicheFortbildungen oder die Unterstützung von Netzwerkarbeit – vorausgesetzt, sie sind den Beschäftigten bekannt. Hier gibt es Luft nach oben, wie eine Studie von McKinsey & Company (2022) zeigt: 55 Prozent der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst und in staatlichen Institutionen scheinen keine genaue Kenntnis darüber zu haben, was der eigene Arbeitgeber zur Förderung von Diversität und Inklusion am Arbeitsplatz tut.

Vielfalt braucht Mut und engagierte Wegbereiter – so wie die Studierenden in Mannheim, die den Thementag Diversität einfordert und organisiert haben. Ihnen ist bewusst: Gerade der Öffentliche Dienst muss mit gutem Beispiel vorangehen. Denn Behörden und öffentliche Institutionen sind nicht nur Garant für die Sicherstellung von Rechten der Bürgerinnen undBürger, sie geben dem Staat auch ein Gesicht. Wir alle profitieren davon, wenn sich möglichst viele Menschen in diesem Gesicht wiedererkennen.

Die Autorin des Gastbeitrags ist Ekin Deligöz, Mitglied des Deutschen Bundestages und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

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