Palantir und Anduril gründen ein Industriekonsortium. Gemeinsam streben die beiden Unternehmen an, die von ihnen ausgemachten Hürden der KI-Entwicklung im Defense-Bereich abzubauen. Sichere Übertragungswege und veraltete Datensätze stehen dabei im Fokus.
(BS) Die technische Überlegenheit der USA im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) in die Sicherheits- und Verteidigungsfähigkeiten der nächsten Generation umzumünzen – nicht weniger als das versprechen die Verteidigungsunternehmen Palantir und Anduril mit der Ausgründung ihres gemeinsamen Industriekonsortiums im Bereich militärischer KI.
Neben großen Ankündigungen nannten die nordamerikanischen Softwareriesen aber auch konkrete Projekte, an denen in Zukunft gemeinsam gearbeitet wird. So planen Palantir und Anduril, auf Basis bestehender Systeme wie AIP und Menace sichere Datenübertragungen von KI-Systemen zu ermöglichen. Geplant ist, mithilfe von Palantirs AIP eine Cloud-Plattform für das Datenmanagement bereitzustellen. Sie soll erlauben, Daten aller Geheimhaltungsstufen sicher zu übertragen. Darüber hinaus steht im Raum, Palantirs Maven Smart System mit Andurils Lattice-Software zu verknüpfen. Die Zusammenführung dieser beiden Systeme soll es ermöglichen, neue KI-Fähigkeiten schnell und im größtmöglichen Rahmen auszurollen.
„Diese Plattform ist bereits vorhanden und wird von Anduril und Palantir für ihre eigenen Unternehmenszwecke und im Rahmen von Regierungsverträgen genutzt, sodass diese Arbeit sofort beginnen kann“, erklärten die beiden Unternehmen in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
Zusammenarbeit mit Tradition
In der Tat sind sowohl Anduril als auch Palantir in verschiedene Projekte des US-Verteidigungsministeriums (DoD) zur militärischen Nutzung von KI eingebunden. So zeichnet sich Palantir für die Software der Datenplattform der U.S. Army verantwortlich. Diese Funktion füllt das Unternehmen bereits seit sieben Jahren aus.
Anduril hingegen stellt Hard- sowie Software für die Replicator-Initiative des Pentagons bereit. Anspruch der ersten Phase des Programms ist es, eine große Anzahl vernetzter Drohnen für den Kampfeinsatz über alle Domänen zu entwickeln. Dabei setzt sich das Pentagon einen strengen Zeitplan: Maximal 18 bis 24 Monate sollen verstreichen, bis die ersten Systeme in den Einsatz gehen. Gestartet wurde die Initiative im August 2023. Seit September befindet sich die Initiative in der zweiten Phase. Der strenge Zeitplan bleibt bestehen, doch die inhaltliche Ausrichtung hat sich verändert. In dieser Iteration stellt sich das Pentagon der Aufgabe, Gefahren durch kleine unbemannte Luftsysteme für Soldatinnen und Soldaten sowie für die Verteidigungsinfrastruktur zu mitigieren.
Darüber hinaus sind die beiden Unternehmen Palantir und Anduril im Army’s Tactical Intelligence Targeting Access Node-Programm eingebunden. Dabei handelt es sich um ein Entwicklungsprojekt mit dem Ziel, in den kommenden zwei Jahren ein KI-integriertes Zielsuchsystem einzusetzen.
Wachstum auf unterschiedlichen Wegen
Langfristig planen Anduril und Palantir, weitere Partner für ihr Konsortium zu gewinnen. In der Zwischenzeit bedienen sich beide Unternehmen jedoch anderer Möglichkeiten, um ihr Profil im Bereich KI zu schärfen. Anfang Dezember gab Anduril bekannt, mit dem US-amerikanischen Unternehmen OpenAI zu kooperieren. Die umfassende Expertise des Unternehmens im Bereich Künstliche Intelligenz (OpenAI ist Entwickler des Large Language Models (LLM) ChatGPT) soll die Fähigkeiten des US-Militärs zur Bekämpfung von Drohnen steigern. Zum Training der Modelle greifen die beiden Unternehmen auf die umfangreiche Datenbank Andurils zurück.
„Anduril und OpenAI werden erforschen, wie führende KI-Modelle genutzt werden können, um zeitkritische Daten schnell zu synthetisieren, die Belastung für Soldatinnen und Soldaten zu reduzieren und das Situationsbewusstsein zu verbessern“, machte das Unternehmen in einer Pressemitteilung klar. Palantir wiederum gab am 6. Dezember bekannt, mit Booz Allen Hamilton zu kooperieren. Mit der Zusammenarbeit streben die beiden Unternehmen an, die Verteidigungsinfrastruktur der USA zu verbessern und die transnationale Zusammenarbeit durch den Einsatz datenzentrierter Tools zu optimieren.
Ein Thema auch für die Bundesrepublik
Die technischen Meilensteine in der Entwicklung Künstlicher Intelligenz werden eher in den USA als in Europa genommen. Für die Bundeswehr ist das brisant. Verteidigungsfähigkeit ist auch von der Verfügbarkeit technischer Fähigkeiten abhängig. Die Künstliche Intelligenz fällt in diese Kategorie. Strategische Abhängigkeiten von den USA in diesem Bereich sind daher kontraproduktiv.
Seit dem 4. Dezember dieses Jahres hat die Bundesregierung diesen Umstand strategisch abgebildet. Im Rahmen der Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsindustriestrategie (SVIS) sind sicherheits- und verteidigungsindustrielle Schlüsseltechnologien benannt, die nach Ansicht der Autorinnen und Autoren national vorgehalten werden müssen. Für den Erhalt wehrtechnischer Kernfähigkeiten seien sie essenziell. Neben militärischen und sicherheitsrelevanten IT- und Kommunikationstechnologien, Marineschiffbau, Behördenschiffbau, geschützten und gepanzerten Fahrzeugen, Sensorik, Schutz und dem Elektromagnetischen Kampf zählt die SVIS dazu auch KI
„Für die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands ist entscheidend, dass wir innovative und leistungsfähige Rüstungsunternehmen im Land haben. Nur so gelingt es uns, hochmoderne Waffensysteme – auch gemeinsam mit unseren Verbündeten – zu entwickeln und vor allem auch in ausreichender Stückzahl zu produzieren. Die aktuelle Bedrohungslage erfordert, dass wir Schlüsseltechnologien in Deutschland fördern“, stellte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) klar.




