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StartVerteidigungTriebwerke im Wettstreit

Triebwerke im Wettstreit

Beide Projektpartner für das Triebwerk im Next Generation Air Dominance (NGAD)-Kampfjet-Programm haben vergangene Woche Meilensteine erreicht. Das Entwicklungsinteresse gilt nun den ersten Prototypen.

Zwei Unternehmen konkurrieren um den Zuschlag für das Triebwerk im Next Generation Air Dominance (NGAD)-Kampfjet-Programm. Für GE Aerospace und Pratt & Whitney geht es um ein Entwicklungsprojekt, mit dem die Unternehmen über Jahre hohe Summen erwirtschaften könnten.
Vergangene Woche haben beide mit dem Detailed Design Review (DDR) einen Meilenstein genommen. Im nächsten Schritt stehen die Triebwerkschmieden nun vor der Herausforderung, Prototyp-Demonstratoren zu entwickeln, welche die Fähigkeiten ihrer Systeme unter Beweis stellen. Zuvor bewiesen beide Unternehmen in zwei Entwurfsprüfungen im Dezember 2023 und im Februar 2024, dass sich die Entwicklungen in die richtige Richtung bewegen. Die ersten Prototypen sollen entsprechend des Zeitplans in den späten 2020er-Jahren die ersten Tests durchlaufen.
Beide Hersteller setzen auf adaptive Technologien, die es einem NGAD-Luftsystem ermöglichen sollen, die Schubkraftkonfiguration der Situation entsprechend anzupassen. Darüber hinaus versprechen sich die Hersteller eine verbesserte Reichweite und eine bessere Wärmeverteilung im Vergleich zu konventionellen Triebwerken. Ursprünglich sollte diese Technologie bereits beim Mehrzweckkampfflugzeug F-35 zum Einsatz kommen. Die Entwicklungsbemühungen beider Unternehmen gehen folgerichtig auf ihre Beteiligung am Adaptive Engine Transition Program (AETP) der U.S. Air Force zurück. Jedoch traf das Pentagon schließlich die Entscheidung, stattdessen die bisher eingesetzten F-35-Triebwerke zu modernisieren. Die Sorge, dass das Programm den monetären Rahmen sprengen und nicht adäquat in das Flugzeugmuster integriert werden könnte, überwog.

Digitale Premieren

NGAD stellt nicht nur einen nächsten Entwicklungsschritt in der Kampfjet-Entwicklung dar, auch bei den Entwicklungs- und Evaluationsprozessen beschreiten die Projektbeteiligten neue Wege. So erfolgte das DDR vollständig digital.
„Die Bedeutung dieser ersten vollständig digitalen Überprüfung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, sagte Jill Albertelli, Präsidentin des Geschäftsbereichs Military Engines von Pratt & Whitney. Konkret erklärte das Unternehmen, über seine „Collaborative Digital Environment” den Prüfungsbehörden benötigte Daten digital übergeben zu haben. Die im NGAD-Projekt des Unternehmens prämierten Entwicklungstechniken sollen auch anderen Systemen zugutekommen. Digitale Prozesse während des gesamten Lebenszyklus seien entscheidend für die schnelle und effiziente Bereitstellung fortschrittlicher Fähigkeiten für die Streitkräfte, führte Albertelli aus. Sie sollen die Basis für die Maturierung von Lösungen der nächsten Generation darstellen. Auch die Konkurrenz bei GE Aerospace setzt auf digitale Verfahren. Erstmals in der Firmengeschichte bringt das Unternehmen Model-Based Systems Engineering (MBSE) zum Einsatz. „GE Aerospace macht große Fortschritte bei der modellbasierten Entwicklung, die entscheidend zum erfolgreichen Entwurf des Triebwerks beigetragen hat“, sagte Dr. Steve ‘Doogie’ Russell, Vizepräsident und General Manager von Edison Works bei GE Aerospace.

Das bieten die Lösungen

Die Lösung von GE Aerospace firmiert unter dem Namen XA102. Das Pratt & Whitney-Entwicklungsprojekt trägt den Namen XA103. Die Ähnlichkeit der beiden Konkurrenzsysteme erschöpft sich allerdings nicht im Benennungsschema. Wie bereits erläutert, sind beide Systeme als Adaptive Cycle Engines ausgeführt – eine Konstruktionsweise, die laut GE 25 Prozent mehr Effizienz und zehn bis 20 Prozent mehr Schubkraft als das F135-Triebwerk der F-35 bietet. Die Konkurrenz von Pratt & Whitney hält sich mit konkreten Zahlen hingegen noch zurück. In der Pressemitteilung ist lediglich von verbesserten Fähigkeiten im Vergleich zu Triebwerken der vierten und fünften Generation die Rede. „Diese Verbesserung der Triebwerkskapazitäten wird dazu beitragen, die Luftüberlegenheit der US-Luftstreitkräfte aufrechtzuerhalten und die Herausforderungen des Tempos zu verringern“, führt das Unternehmen weiter aus.
Das Pentagon gab im Januar bekannt, dass beiden Unternehmen Anpassungen in ihren Verträgen eingeräumt werden. Statt der ursprünglich 2022 zugesprochenen 975 Millionen US-Dollar stehen GE Aerospace und Pratt & Whitney nun jeweils 3,5 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung eines Prototyps zur Verfügung. Während sich die Unternehmen für die Entwicklung der ersten Prototypen in Stellung bringen, ist allerdings noch nicht abschließend geklärt, ob es jemals einen Kampfjet geben wird, bei dem die Triebwerke zum Einsatz kommen können.

Das große Fragezeichen

Im vergangenen Sommer legten die U.S. Luftstreitkräfte das Programm vorläufig auf Eis. Die Kosten schienen zu hoch, und so begab sich die Teilstreitkraft auf die Suche nach Alternativen zum geplanten Air-Dominance-Kampfjet der sechsten Generation.
Endgültig begraben ist das Projekt allerdings noch nicht. Der damalige Air Force Secretary Frank Kendall vertagte die finale Entscheidung über das Schicksal des NGAD. Ob ein Flugzeugmuster aus dem NGAD-Programm jemals in die Lüfte steigt, liegt also in der Hand von Donald Trump.
Unterdessen sichert das Pentagon die Einsatzfähigkeit des F135-Triebwerks weiter vertraglich ab. Die U.S. Navy erklärte vergangene Woche, Pratt & Whitney beauftragt zu haben, die Instandhaltung des Triebwerks weiter zu gewährleisten. Der Vertragswert beläuft sich auf 186 Millionen US-Dollar. Konkret sollen diese Mittel Material und Unterstützungsausrüstung für Depot-Wartungseinrichtungen, Programmverwaltung für einmalige Erhaltungsmaßnahmen, Lieferungen, Dienstleistungen sowie Planung zur Aktivierung von Depots und Unterstützungsausrüstung ermöglichen.

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