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StartStaat & RathausOlympia in Berlin? Nein, danke!

Olympia in Berlin? Nein, danke!

Berlin will Olympia. Dass die Hauptstadt schon seit einiger Zeit darüber nachdenkt, sich für kommende Olympische Spiele zu bewerben, ist längst bekannt. Ende Mai hat der Senat dann offiziell bekannt gegeben, sich für das größte Sportevent der Welt zu interessieren. Ich finde die Überlegungen zu diesem Großprojekt im Vergleich zu den anderen Bedarfen in unserer Stadt ziemlich dreist. Ein Kommentar.

Zusammen mit vier anderen Bundesländern möchte Berlin die Olympischen Spiele ausrichten. Neben der Hauptstadt planen Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-Holstein zusammen eine Bewerbung um das Megaevent. Berlin+ nennt sich die Initiative. Ein konkretes Jahr haben die Beteiligten noch nicht festgelegt. Man ist sich uneins, ob es 2036, 2040 oder 2044 werden soll. Neben Berlin+ planen auch München, Hamburg und NRW eine seperate Olympiabewerbung. Im Herbst 2026 entscheidet der Deutsche Olympische Sportbund über die Bewerbungen und schickt dann ein Projekt ins Rennen.

Ich bin ein riesiger Sportfan. Ich würde es lieben, das größte Sportevent der Welt in meiner Heimatstadt zu haben. Paris 2024 hat gezeigt, welche Signalwirkung von den Spielen ausgehen– und wie magisch dieses Großevent sein kann.

Wenn man aber – wie ich – seit vielen Jahren in dieser Stadt lebt, merkt man, wie an allen Ecken und Enden gespart wird. Jüngstes Beispiel ist das Deutschlandticket. Der Zuschuss in Höhe von 145 Millionen Euro, den das Land Berlin jedes Jahr dafür ausgibt, soll nach dem Willen des Regierenden Bürgermeisters Wegner gestrichen werden. „Am einfachsten wäre es, wenn der Bund die Kosten vollständig übernehmen würde“, sagte Wegner kürzlich im Abgeordnetenhaus.

Das Deutschlandticket ist nur eines von vielen Projekten, bei denen die CDU/SPD-Koalition Geld sparen möchte. Auch das berlininterne 29-Euro-Ticket wurde kurz nach der Einführung wieder gestrichen – und insbesondere bei Kultur und Sozialem setzt der Senat seit dem vergangenen Jahr den Rotstift an. In diesem Jahr möchte der Berliner Senat ein Haushaltsloch von knapp drei Milliarden Euro schließen.

Jetzt kurz zurück zu Berlin+. Klar haben wir in Berlin viele funktionierende Sportstätten, die bei einer Olympiaausrichtung kaum saniert werden müssten. Das Velodrom könnte Bahnradsport ausrichten, im Olympiastadion könnten die Leichtathletik-Wettbewerbe stattfinden. Auch das Steffi-Graf-Stadion stünde für den Tenniswettbewerb bereit – wobei man die Anlage auf jeden Fall aufrüsten müsste.

Das sind die positiven Beispiele. Selbst wenn nur 30 Prozent der Sportanlagen für die Spiele renoviert werden müssten, wie OB Wegner optimistisch im letzten Jahr erklärte, läge der Renovierungsbedarf bereits im hohen dreistelligen Millionenbereich.

Aber wie wir aus deutschen Großprojekten wie dem BER oder Stuttgart 21 wissen: Der Finanzierungsbedarf wird in der Regel extrem konservativ geschätzt – und am Ende landet man beim Vielfachen des ursprünglich geplanten Betrags. Zudem: Sollte die geplante Bürgerbefragung tatsächlich umgesetzt werden, wird es ohnehin eng für Berlin+. Aber als Kind dieser Stadt denke ich: gut so. Man kann nicht ein milliardenschweres Prestigeprojekt für die Vita der Beteiligten realisieren – und im gleichen Atemzug die Projekte der Jugendhilfe streichen.
Das ist schlichtweg nicht der richtige Wege für ein zukunftsfähiges, gemeinsames Miteinander.

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