Bei der Suche nach geeigneten Pferden ist die Reiterstaffel der Bundespolizei in Italien fündig geworden. Vier Hengste wurden in der vergangenen Woche feierlich in Stahnsdorf begrüßt und verstärken nun das Team der Berliner Reiterstaffel.
„Die Pferde haben die Halle betreten“ – mit diesen Worten begann die Taufe der vier italienischen Murgesen. Die überwiegend schwarzen Hengste traten ruhig in die Stahnsdorfer Reithalle der Bundespolizei, während die anwesenden Polizistinnen und Polizisten sowie Carabinieri sie aufmerksam und gespannt begrüßten.
Der Kontakt zwischen der italienischen berittenen Polizei und der Reiterstaffel der Bundespolizei war bereits im vergangenen Jahr entstanden. Damals standen Einsätze der Polizia di Stato im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland an. Geplant war unter anderem: Wären sich Deutschland und Italien im Finale begegnet, hätten die beiden Reiterstaffeln gemeinsam den Einsatz am Stadion bestritten. Zwar kam es dazu bekanntermaßen leider nicht, jedoch kam es bereits vor Turnierbeginn zu einem gemeinsamen Training sowie einem Erfahrungsaustausch über den Einsatz dieser Pferderasse in Italien, wie ein Sprecher der Bundespolizeiinspektion Polizeiliche Sonderdienste berichtete.
Von Marina Franca bis nach Berlin
Im November 2024 reisten Vertreterinnen und Vertreter der Bundespolizei nach Italien. Dort besuchten sie sowohl die Polizia di Stato und die Carabinieri in Rom als auch die Zucht- und Ausbildungsstätte der Carabinieri in Martina Franca. Mitte Juli 2025 wurden zwei von den Carabinieri ausgewählte Pferde eine Woche lang von der Reiterstaffel probeweise geritten – mit Erfolg. Knapp zwei Monate später erfolgten die Übergabe und der Transport der Pferde Salento und Spartaco nach Stahnsdorf.
Parallel zum Kauf dieser beiden Tiere von den Carabinieri selbst erwarb die Bundespolizei zwei weitere Pferde beim Zuchtverband Associazione Nazionale Allevatori del Cavallo delle Murge e dell‘Asino di Martina Franca (A.N.A.M.F.). Eine Spedition transportierte alle vier Pferde nach Berlin. Um die sehr lange Fahrt für die Vierbeiner erträglich zu gestalten, gab es in Bozen einen Zwischenstopp. „Bei den Besuchen vor Ort haben wir sehr gute Einblicke darüber bekommen, wie professionell die Carabinieri und polizeiliche Reitwesen zusammenarbeiten“, betonte der Vize-Präsident der Bundespolizei Berlin, Steffen Richter, im Vorfeld der Taufe. Zudem konnten die deutschen Vertretenden einen genauen Blick darauf werfen, wie viel Arbeit in den Erhalt der Rasse hineingesteckt wird.
Sowohl die Tiere der italienischen Polizei als auch die aus dem Zuchtverband gehören zur Rasse der Murgesen – einer italienischen Pferderasse mit langer polizeilicher Tradition. Seit Ende des 20. Jahrhunderts werden Murgesen von der berittenen Polizei gezüchtet und für verschiedene Szenarien eingesetzt. Sie gelten als besonders geeignet für den Polizeidienst, da sie kompakt, muskulös und nervenstark sind. Bereits im Alter von wenigen Tagen beginnt ihre Gewöhnung an den Menschen, später folgt eine intensive Ausbildung, die sie an Umwelteinflüsse wie Straßenverkehr und Stadtlärm heranführt. Hierfür lernen sie unter anderem auch Kutschen zu ziehen. Dies soll die Koordination der Tiere verbessern und ihre Zusammenarbeit stärken.
Feierliche Taufe
Nach ihrer Ankunft in Stahnsdorf wurden die vier Neuankömmlinge feierlich auf den Namen Solero, Uragano, Ulisse und Umberto getauft. Traditionell bekommt jedes neue Polizeipferd seinen Namen durch eine Taufpatin oder einen Taufpaten – der Anfangsbuchstabe richtet sich dabei nach dem Geburtsjahr des Pferdes. Die Patinnen bzw. Paten sucht die Bundespolizei aus. Für die Pferde aus Italien wurden Personen gewählt, die eine emotionale Bindung zur Reiterstaffel oder zu den Pferden selbst haben. Die Namen wählten die Patinnen und Paten nach unterschiedlichen Kriterien aus. Uragano bedeutet auf Italienisch „Orkan“ und erinnert an die stürmische Nacht, in der der Hengst geboren wurde. Solero, der Älteste der vier, wurde nach dem gleichnamigen Eis benannt.
Nach Angaben der Bundespolizeiinspektion Polizeiliche Sonderdienste sind bereits vier weitere Pferdekäufe mit den Carabinieri vereinbart. In der Regel kauft die Bundespolizei sonst ihre Pferde auf dem freien deutschen Markt. Der Nachteil: Die Pferde wurden dann nicht explizit bereits als Jungtiere auf den Polizeidienst vorbereitet. Diese Arbeit muss die Reiterstaffel der Bundespolizei nach dem Kauf leisten.
„Nicht jedes Pferd ist geeignet für eine Karriere bei der Bundespolizei, denn für den Dienstantritt müssen die Tiere einen ausgeglichenen Charakter haben, fit und aufmerksam sein und sich gut ins Team einfügen“, heißt es auf der Website der Bundespolizei zum Kaufprozess. Aktuell leben 27 Dienstpferde auf dem Hof der Bundespolizei. Sieben davon sind jedoch aktuell noch sogenannte Remoten. Eine Bezeichnung für junge Pferde, die sich entweder noch in einer Probezeit und der sich anschließenden Ausbildung beweisen müssen. Bevor diese schließlich zu richtigen Polizeipferden werden können, legen die vierhufigen Sicherheitsbehörden eine Dienstpferdeprüfung ab.




