Die französische Werft Naval Group hat in Brest die erste Frégate de Défense et d’Intervention (FDI) an die Marine nationale française übergeben. Die Amiral Ronarc’h geht nun in die operative Testphase über. Die deutschen Fregatten der nächsten Generation lassen derweil noch auf sich warten.
2017 vergab die französische Beschaffungsbehörde Direction générale de l’armement (DGA) den Auftrag für den Bau von fünf Frégate de Défense et d’Intervention (FDI). Acht Jahre später hat der Auftragnehmer, die Naval Group, die erste Einheit der Klasse, Amiral Ronarc’h, in Brest an die Marine übergeben. Nun folgt die operative Erprobung. Die daran anschließende Indienststellung ist für das Jahr 2026 terminiert.
Die vier weiteren Schiffe der Serie – Amiral Louzeau, Amiral Castex, Amiral Nomy und Amiral Cabanier – werden die Flotte in den kommenden Jahren gemäß dem Militärprogrammgesetz 2024–2030 vervollständigen. Dann sollen sie die alternde La Fayette-Klasse beerben.
Multinational überzeugend
Neben Frankreich konnten die Fregatten der Klasse auch das griechische Verteidigungsministerium überzeugen. Im März 2022 vereinbarte die Regierung in Athen den Bau von drei FDI-Fregatten mit Option auf eine vierte. Diese wurde im Sommer dieses Jahres ausgelöst. Die HS Kimon, HS Nearchos, HS Formion und HS Themistocles werden im Rahmen des Belharra-Programms zur Aufrüstung der Flotte beschafft. Davon soll nicht nur die griechische Marine, sondern auch die Industrie des Landes profitieren. Über 70 lokale Unternehmen liefern Teile für das hellinistisch-französische Rüstungsprojekt. Insbesondere die Werft Salamis Shipyards trägt mit der Produktion von vorgefertigten Blocks wesentlich zum Fregattenbau bei.
Für den Einsatz in Krieg und Krise
Unter der damaligen Verteidigungsministerin Florence Parly fixierte die französische Regierung im Jahr 2017 die Beschaffung von fünf Fregatten für den Einsatz in Krieg und Krise. Die Einheiten sollen entsprechend für eine Vielzahl unterschiedlicher Anwendungsfälle ausgerüstet sein. Das spiegelt sich in der Bewaffnung wider: Auf der Amiral Ronarc’h sind 16 Aster-Boden-Luft-Raketen und acht Exocet MM40 Block 3c-Anti-Schiffs-Raketen von MBDA sowie MU90-Torpedos der Naval Group installiert. Darüber hinaus verfügt das Schiff über eine 76-mm-Kanone, zwei Narwhal 20-mm-Fernwaffenstationen und vier Torpedorohre. Gleichzeitig kann die FDI einen Hubschrauber (Zehn-Tonnen-Klasse wie NH90) oder den zukünftigen Joint Light Helicopter sowie ein unbemanntes Luftfahrzeug (bis zu 700 kg) aufnehmen.
Um die Fülle der Waffensysteme zu bedienen, wird das 122 Meter lange Schiff über eine Besatzung von 122 Personen verfügen. Zusätzlich kann es 28 Passagiere aufnehmen. Die maximale Geschwindigkeit beläuft sich auf 27 Knoten.
Bei den defensiven Fähigkeiten beschreitet die französische Marine mit der FDI neue Pfade. Die Klasse wird als erste maritime Einheit Frankreichs von Haus aus gegen Cyber-Bedrohungen geschützt. Zwei Rechenzentren beherbergen einen Großteil der Schiffsanwendungen virtuell. Mit den FDI hat das Konzept eines dedizierten Combat Information Center (CIC) bei den französischen Wasserstreitkräften Einzug gefunden.
Asymmetrie konzeptionell eingepreist
Doch nicht nur bei der Integration von Fähigkeiten in der Cyber-Verteidigung geht Frankreich mit der FDI neue Wege. Die Fregatte der Klasse Amiral Ronarc’h verfügt über eigenständige Systeme für die asymmetrische Kriegsführung. Sie sollen die Plattform gegen kleine und nahegelegene Luft- und Oberflächenbedrohungen, einschließlich UAV und USV, befähigen. Um diese zu detektieren, sind die Schiffe der Klasse mit dem von Thales entwickelten Sea Fire-Radar ausgestattet.
Dass die französischen Streitkräfte Bedarf für maritime Fähigkeiten gegen Drohnen haben, wird zurzeit bei der französischen Beteiligung an der EU-Mission Operation European Union Naval Force (EUNAVFOR) Aspides deutlich. Die französischen Streitkräfte verteidigen in diesem Rahmen die Handelsrouten durch das Rote Meer gegen die aus dem Iran unterstützten Huthi-Milizen. Dabei müssen sich die französischen Soldatinnen und Soldaten insbesondere Drohnenangriffen erwehren. Konkret berichtet das Ministère des Armées, in den ersten fünf Monaten der Mission vier Drohnen abgeschossen zu haben.
Das deutsche Pendant
Die deutsche Marine steht ebenfalls vor der Herausforderung, Drohnen von maritimen Plattformen aus zu bekämpfen. Mit der F127 strebt die Bundesregierung folgerichtig an, einen navalen „Air Defender“ zu entwickeln. Die von einem Joint Venture von TKMS und NVL gebauten Fregatten sind für die Luftverteidigung optimiert und sollen erstmals in der deutschen Marine zur Abwehr ballistischer Flugkörper befähigt werden. Darüber hinaus erwartet die Bundeswehr, dass die F127-Klasse neben ihrer Hauptaufgabe der Luftverteidigung auch zur Über- und Unterwasserseekriegführung, zur weitreichenden Bekämpfung von Landzielen sowie zum Wirken im Cyber- und Informationsraum befähigt wird.
Die ursprüngliche Planung sah die Beschaffung von fünf Schiffen vor. Allerdings soll der Haushaltsausschuss des Bundestages – wie verschiedene Medien berichten – im Juni nächsten Jahres über die Beschaffung von drei zusätzlichen F127 beraten. Dafür sei eine Summe von 26 Milliarden Euro veranschlagt. Ob diese Zahl auch die Bewaffnung und Ausstattung der Schiffe mit einpreist, ist unklar. Unterdessen sind bereits erste Details über die Ausstattung der F127 bekannt: Als Missionssystem wird Lockheed Martins Aegis zum Einsatz kommen. Außerdem strebt das US-amerikanische Rüstungsunternehmen RTX derzeit den Verkauf des Radarsystems SPY-6 an die deutsche Regierung für den Einsatz in der F127 an. Acht Einheiten sollen im Rahmen eines Foreign Military Sales (FMS) bei der deutschen Marine zulaufen. Diese Anzahl deutet darauf hin, dass die Gerüchte um die Vertragserweiterung im kommenden Sommer einen wahren Kern haben.
Dass die deutsche Regierung die Bestellung zusätzlicher F127 in Betracht zieht, hängt auch mit den schleppenden Fortschritten bei der Fregatte der Klasse F126 zusammen. Eigentlich sollten mit der Niedersachsen-Klasse zwischen 2023 und 2024 sechs Schiffe für die U-Boot-Bekämpfung unter Federführung der niederländischen Werft Damen Naval entstehen. Nach gravierenden und fortlaufenden Problemen steht nun im Raum, dass die Bundesregierung diese Aufgabe mit zusätzlichen F127 abzudecken plant. Ob die auf Luftverteidigungsmissionen ausgelegten Fregatten für die Abwehr von Unterwasser-Bedrohungen geeignet sind, bleibt offen.





