Aktuell wird immer wieder eine Aufarbeitung der Pandemiesituation gefordert. Doch wie man dabei vorgehen sollte, darüber wird nach wie vor diskutiert. Grundsätzlich sollten Entscheidungen auf der Grundlage fundierter Daten getroffen werden, vor allem wenn eine Situation – wie damals die Corona-Pandemie – noch unbekannt ist. Gerade Daten über den Verlauf sind da besonders hilfreich. Doch laut einer neuen Studie des Nationalen E-Government Kompetenzzentrums (NEGZ) waren gerade diese Daten nicht ausreichend gegeben.
Während der Corona-Pandemie bestand eine Meldepflicht für Infektionsdaten, jedoch geht aus der NEGZ-Studie „Infektionsdaten effizient melden” (durchgeführt an der Hochschule Pforzheim) hervor, dass bei der Eintragung und Übermittlung der geforderten Daten qualitative und quantitative Schwankungen und viele nachträgliche Korrekturen erfolgt sind. Die erhobenen Daten sollten die Anzahl der täglich gemeldeten Fälle anzeigen, aufgeschlüsselt nach Bundesland, Landkreis, Altersgruppe und Geschlecht. Zusätzlich wurden außerdem der Meldezeitpunkt der Infektion, der Erkrankungsbeginn sowie die Todes- und Genesungsfälle gesammelt. Doch durch die schwankenden Zahlen konnte kein valides Infektionsgeschehen abgebildet werden. Diese Schwankungen und Korrekturen – sowohl nach oben als auch nach unten – lassen auf Unterschiede in der Durchführung schließen. Hinzu kamen organisatorische und technische Fehler, da die Daten sowohl per Mail als auch per Fax übermittelt werden konnten. Das zeige zudem die Digitalisierungsprobleme der Behörden in Deutschland, wobei sich diese durch die „Eingriffe des Staates kontinuierlich verbessern.“
Daten sammeln
Dennoch gäbe es einige Möglichkeiten, um die Erhebung solcher Infektionsdaten zu verbessern, wie die Studie erklärt. Zunächst würde eine genaue Definition der benötigten Daten zu einem einheitlichen Nutzen und der Reduzierung von Fehlern beitragen. Eine Standardisierung der Datenerfassung durch ein einheitliches elektronisches Erfassungssystem solle ebenfalls dazu beitragen, Fehler zu minimieren. Auch müsse das entsprechende medizinische und administrative Personal mit dem Datenerfassungsverfahren vertraut gemacht werden, sodass auch das Eingeben der Daten zeitnah und präziser ablaufen kann. Denn ein Problem bei der Erfassung der Covid-Daten wird in einem Engpass bei der manuellen Bearbeitung vermutet.
Gleichzeitig könne ein erhöhter Einsatz von modernen IT-Lösungen zu einer schnelleren und lückenfreien Datenübertragung führen, wobei hierfür auch immer mehr Möglichkeiten wie bspw. die elektronische Patientenakte und Gesundheitskarte zur Verfügung stehen. Hinzu kommen Softwarelösungen und automatisierte Datenerfassungen. Doch weist die Studie auch auf die Wichtigkeit von Datenschutz hin. Maßnahmen, die die Sicherheit von persönlichen Daten gewährleisten, müssten hierbei auch bedacht werden. Und zu guter Letzt sollte ein regelmäßiges Feedback durch die Nutzenden und eine Überwachung der Prozessleitung ein schnelles Agieren ermöglichen, sollte doch etwas nicht ganz wie geplant funktionieren.
Daten nutzbar machen
Um die gesammelten Daten dann auch weitreichend nutzbar zu machen, sollen die „FAIR-Prinzipien“ angewendet werden. FAIR steht dabei für Findable, Accessible, Interoperable, Reusable. Mit der Auffindbarkeit sollen die Datensätze in den Metadaten durch eindeutige Kennungen leicht zu finden sein und in einem global abrufbaren Register nutzbar gemacht werden. Die Zugänglichkeit soll durch eine langfristige und freie oder klar definierte Nutzerbedingungen gewährleistet werden. Interoperabel sollen die Daten sein, damit sie mit anderen Datenquellen und Softwares kompatibel sind, dafür können sie z. B. einheitlich formatiert oder in einer einheitlichen Sprache gehalten werden. Damit sollen auch andere Forschende die Daten wiederverwenden können.
Diese Prinzipien haben sich als guter Standard erwiesen und können auch bei der Bekämpfung von Pandemien helfen, weshalb das Robert Koch-Institut (RKI) FAIR schon seit Ende 2022 einsetze. Grundsätzlich habe die Studie gezeigt, dass eine nationale Datenstrategie für den Informationsaustausch zwischen Behörden, Ärzten und Bürgern sinnvoll sei. Doch damit das ganze Meldesystem im nächsten Ernstfall richtig genutzt werden könne, sollte man es deutschlandweit und prozessübergreifend einheitlich gestalten, bzw. überarbeiten.
Die Studie sowie weitere Erklärungen finden Sie hier.
Eine Vorstellung der Studie im Videoformat finden Sie auf Digitaler Staat Online.