Wenn etwas draußen geplant ist, schaut man vorher aus dem Fenster oder in die App und zieht sich entsprechend an. Mit dem Klimawandel sollte es genauso gehalten und vorausschauende Maßnahmen ergriffen werden, denn so schnell, wie es Bürgerinnen und Bürger können, lässt sich eine Stadt nicht anpassen. Eine ähnliche Auffassung hat auch der Bund und stellte vor kurzem eine konkrete Strategie auf.
Das Klimaanpassungsgesetz (KAnG) ist schon seit vergangenem Jahr in Kraft, doch müssen auf ein solches Gesetz auch konkrete Inhalten folgen. Dieser Gesetzesvorgabe ist die Bundesregierung Ende 2024 nachgekommen und hat ihre Anpassungsstrategie verabschiedet, um Deutschland klimafest zu machen. Die Strategie benennt 33 Ziele und über 180 Maßnahmen, um die Gesellschaft, Wirtschaft, Natur und Infrastruktur vor Extremwetterereignissen zu schützen.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke äußerte sich dazu: „Die […] beschlossene Klimaanpassungsstrategie ist der vorerst letzte Baustein eines umfassenden Updates der Klimaanpassung in Deutschland. […] Mit den Ländern entwickeln wir eine gemeinsame, dauerhafte Finanzierung von Klimaanpassung für Kommunen.“ Mit dem Gesetz nehme sich die Bundesregierung selbst in die Pflicht zu handeln und sie habe mit der Klimaanpassungsstrategie nun erstmals messbare Ziele und Indikatoren aufgestellt. Damit könne man in Zukunft den Fortschritt im Umgang mit Klimafolgen transparenter machen und besser nachsteuern, so Lemke. „Damit schaffen wir den Einstieg in ein dynamisches Klimaanpassungsmanagement. Jetzt geht es darum, die Strategie entschlossen umzusetzen, damit sie ihre Wirkung für den Schutz der Menschen in Deutschland und unseren wirtschaftlichen Wohlstand entfalten kann.“
Wie das Bundesamt für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) erklärt, sei eines der Ziele, das Klimaanpassungsmanagement zu stärken. Damit bis 2030 80 Prozent der von den Ländern im Rahmen des Klimaanpassungsgesetzes dazu verpflichteten Gemeinden bzw. Landkreise ein Klimaanpassungskonzept vorlegen können, sollen Fördergelder zur Verfügung gestellt werden. Zudem stelle der Bund „umfangreiche Beratungs-, Informations-, Vernetzungs- und Fortbildungsangebote“ zur Verfügung.
Umsetzung vor Ort
Doch auch wenn der Bund Fördermittel und Unterstützungsangebote stellt, liegt die Planung und Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen zum Großteil bei Ländern und Kommunen. Dabei haben viele natürlich bereits vor dem Gesetzeserlass angefangen, ihre Städte und Kommunen klimasicherer zu gestalten. So hat beispielsweise die Stadt Karlsruhe bereits 2013 eine Klimaanpassungsstrategie beschlossen, welche 2021 fortgeschrieben wurde. Die Karlsruheeigene Klimastrategie enthält über 80 Maßnahmen, wovon Stand 2023 bereits ein Großteil umgesetzt oder als Daueraufgabe etabliert wurde. Lediglich zwölf Prozent der vorgesehen Maßnahmen sind noch nicht in der konkreten Umsetzungsphase, alle anderen sind bereits geplant, haben begonnen oder sind schon fortgeschritten. Zusätzlich hat die Stadt 2015 einen „Städtebaulichen Rahmenplan Klimaanpassung“ als „sonstige städtebauliche Planung“ beschlossen, der dem im Dezember 2024 beschlossenen Bebauungsplan „Grünordnung und Klimaanpassung in der Innenstadt“ zugrunde liegt.
Der Bebauungsplan „enthält weitreichende Analysen zum Stadtklima und Maßnahmenvorschläge nach Stadtstrukturtypen. Für das Stadtgebiet wird die bioklimatische Belastung in Stufen dargestellt und Hotspot-Gebiete definiert“, erklärt ein Sprecher der Stadt. Mithilfe der Grünordnung sollen Schwammstadtelemente aufgebaut und vermehrt werden. Die dicht bebaute und stark versiegelte Karlsruher Innenstadt soll hierbei als Pilot dienen, denn dort bestehe erheblicher Bedarf an kühlender Grünstruktur, erklärt ein Sprecher der Stadt. Nachdem die Erfahrungen aus dem Pilotverfahren ausgewertet wurden, sollen diese Elemente auch in anderen Stadtteilen umgesetzt und mittelfristig die ganze Stadt entsprechend überplant werden.
Mit Bürgerbeteiligung
Auch die Stadt Dresden entwickelt bereits seit 2008 erste Ideen, wie die Stadt an das sich verändernde Klima angepasst werden kann. Über die Jahre wurden verschiedene Forschungsprojekte und Maßnahmen ergriffen, aber auch Sensoren und Ähnliches in der Stadt verteilt, um Hitzeinseln und grundsätzliche Temperaturschwankungen feststellen zu können. Da sich durch den Klimawandel aber immer extremere Wetterlagen ergeben, hat das Dresdener Umweltamt ein „gesamtstädtisches Klimaanpassungskonzept“ entwickelt, welches nun im Januar fertig gestellt werden konnte.
Im Zuge des Konzeptes wurden umfassende Analysen zu Notwendigkeiten und Möglichkeiten in Alt- und Neustadt durchgeführt. Klimabedingte Gefährdungspotenziale und ortskonkrete Defizit- bzw. Betroffenheitsanalysen wurden unter anderem durch externe Fachleute ermittelt bzw. durchgeführt. „Um quartierspezifische Besonderheiten abzubilden, konnten zudem die Dresdnerinnen und Dresdner in Workshops – den „KlimaTischen“ – Vorschläge für Anpassungsmaßnahmen machen.“ Diese Vorschläge reichten von ersten Ideen und allgemeinen Hinweisen zu konkreten Projektvorschlägen zu Schwammstadtelementen, die Hitze verringern und Starkregenfolgen mindern sollten.
Diese aus Analysen und Anregungen zusammengetragenen Maßnahmen sollen nun in verschiedenen Projektphasen umgesetzt werden oder sind zum Teil bereits umgesetzt worden. Dazu werden Fördermöglichkeiten geprüft. Der Leiter des Dresdener Umweltamts, René Herold, hält dies für essenziell: „Klimabedingte Gesundheitsrisiken werden so minimiert, zukunftsfähige Arbeitsplätze gesichert, die Lebensqualität in Dresden gewährleistet und unsere Stadt als attraktiver Tourismusstandort erhalten.“ Die Resilienz einer Stadt werde zu einem bedeutenden Standortfaktor für neue Unternehmensansiedlungen.