Der Landesfeuerwehrverband Hessen kritisiert die im Juli 2025 vorgestellten Reformvorschläge der Krankenkassenverbände zur Neuorganisation der Leitstellenstrukturen in Hessen. Der Bericht fordert eine Zentralisierung der Notruf- und Rettungsleitstellen sowie eine Vereinheitlichung der Notrufabfragen – ohne Beteiligung der kommunalen Träger oder der bestehenden Leitstellen. Aus Sicht des Feuerwehrverbandes gefährden solche Pläne ein bewährtes, leistungsfähiges System.
Die 25 Integrierten Leitstellen in Hessen koordinieren landesweit Feuerwehr-, Rettungsdienst- und Katastrophenschutzeinsätze. Sie sind technisch modern ausgestattet, arbeiten mit einheitlichen Systemen und sind durch gemeinsame Serverlösungen und Flottenmanagement miteinander vernetzt. Über Vertretungsgruppen ist eine flächendeckende Redundanz gewährleistet – ein Vorteil, den zentralisierte Großstrukturen nicht bieten könnten. Ein entscheidender Pluspunkt des dezentralen Systems ist die Ortsnähe. Die Disponentinnen und Disponenten verfügen über lokale Kenntnisse, die im Notfall entscheidend sein können. Die Notrufnummer 112 verbindet Hilfesuchende direkt mit einer regional zuständigen Leitstelle – das spart Zeit und rettet Leben.
Auch in Krisensituationen wie der Corona-Pandemie oder bei Unwetterlagen haben sich die Leitstellen als belastbar und flexibel bewährt. Sie sind eng mit kommunalen Akteuren vernetzt und übernehmen zentrale Koordinierungsaufgaben vor Ort. Die Kritik an mangelnder Standardisierung weist der Verband zurück: Die Ausbildung erfolgt zentral an der Landesfeuerwehrschule in Kassel, technische Ausstattung und Verfahren sind landesweit vereinheitlicht.
Ja zu Innovation, nein zu Zentralisierung
Der Verband begrüßt digitale Innovationen wie Telenotärzte, warnt aber davor, bestehende Strukturen zugunsten zentraler Modelle zu ersetzen. Stattdessen müsse Bewährtes gestärkt werden. Die Forderung: Erhalt und Weiterentwicklung des leistungsfähigen hessischen Leitstellensystems – im Sinne schneller, ortsnaher und koordinierter Hilfe.
Der Prüfbericht hält eine Zusammenlegung zu gemeinsamen Rettungsdienstbereichen inklusive gemeinsamer Leitstellen für fachlich und wirtschaftlich geboten. So könnten z. B. circa 42 Millionen Euro eingespart werden und die Versorgungsqualität durch eine virtuelle Landesleitstelle mit mehreren Standorten erblich verbessert werden.





