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StartDigitalesCloud-Debatte zu ideologisch, sagen Verwaltungs-Techis

Cloud-Debatte zu ideologisch, sagen Verwaltungs-Techis

Die Verwaltung zieht nach und nach in die Cloud. In Dänemark sind sie damit schon weiter. Deswegen sehen die IT-Kräfte der deutschen Verwaltung nach Norden. Die Botschaft der Dänen: Die Diskussionen um Datenschutz und Digitale Souveränität gibt es auch im Nachbarland. Aber mit einer gesunden Balance zwischen Sicherheit und Komfort kann die Verwaltungscloud gelingen.

Morgen habe er schon wieder ein Meeting, berichtet Peder Wiese auf der Fachkonferenz Digitales Dänemark. Der CTO von Statens IT – dem staatlichen IT-Dienstleister Dänemarks – trifft sich mit einer dänischen Behörde. Sie wolle ihre IT von den eigenen Servern in die GovCloud überführen. Wiese freut das. „Aber wir haben Probleme, der Nachfrage Herr zu werden“, sagt er. „Sowohl, was das Personal aber als auch was die Kapazitäten angeht.“

Die dänische GovCloud sei aus einem Projekt des Finanzministeriums und des Dänischen Meteorologischen Institut entstanden, berichtet Wiese. Damals ging es um das Teilen von Wetterdaten. Der CTO von Statens IT sagt: „Sie realisierten, dass die Infrastruktur für viele andere Dienste genutzt werden konnte.“ Mittlerweile nutzten 15 Staatsinstitutionen die CovCloud. „Wir tun eigentlich nichts, außer dass wir die Plattform zur Verfügung stellen“, fasst Wiese die Rolle der Statens IT zusammen. Was den Aufbau angehe, habe Statens IT „verschiedene Standard-Produkte“ miteinander kombiniert und daraus die GovCloud gebaut. Größtenteils laufe die Cloud mit Open Source, hinzu käme eine oder zwei Lizenzen bei privaten Unternehmen. Wiese sagt aber auch: „Wir würden lieber eine Rahmenstruktur benutzen, die jemand anders gebaut hat. Das wäre sicherer.“ Daran sieht man etwas, was Wiese und andere Dänen immer wieder betonen. Ein IT-Projekt sei nie fertig. Die Verantwortlichen müssten es in Iterationen besser und besser machen.

Digitale Souveränität ist eine Entschuldigung

In Deutschland wären viele gerne so weit wie die Dänen. „Wenn wir die Digitalisierung nicht schaffen, verlieren wir das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger“, erklärt Dr. Franziska Armbruster. Sie leitet im Bayerischen Staatsministerium für Digitales (StMD) das Referat für Digitale Transformation, Digitalplan, Cyber-Sicherheit. Das StMD arbeite gerade an einer Cloud-Strategie für den Freistaat. Mit der Implementierung sei im nächsten Jahr zu rechnen.

„Die Debatte um die Cloud ist viel zu ideologisch“, kritisierte GovTech-Gründer Lars Zimmermann (1.v.l.) auf einer Konferenz in der Königlich Dänischen Botschaft. Daneben v.l.n.r.: Dr. Franziska Zimmermann (Bayerisches Digitalministerium), Jess Knudsen (Dänisches Außenministerium) und Thomas Christiansen (Netcompany).
(Foto: BS/Hilbricht)

„Die Debatte um die Cloud ist viel zu ideologisch“, kritisiert GovTech-Gründer Lars Zimmermann. Erst habe die IT-Sicherheit, dann der Datenschutz die Deutschen daran gehindert, moderne IT aufzubauen. „Jetzt wechseln wir zu Digitaler Souveränität als Entschuldigung, um weiter nichts zu tun“, kritisiert Zimmermann. Deutschland dürfe sich nicht mit nationalen Alleingängen aufhalten, sonst werde es technisch soweit abgehängt, dass es nicht mehr aufzuholen sei. „Hört auf das Rad neu zu erfinden und implementiert etablierte Lösungen“, fordert der Vorstand des GovTech Campus Deutschland. Es sei Aufgabe der Regierung, ein Ökosystem zu orchestrieren, nicht Technik zu entwickeln.

„Für lange Zeit hatten wir dasselbe Problem in Dänemark“, berichtet Thomas Rysgaard Christiansen von Netcompany. So hätten die Dänen eine datenschutzkonforme Kommunikationsplattform für Schulkinder und deren Eltern gebaut. Die Plattform sei so kompliziert geraten, dass über die Hälfte der Zielgruppe bei Facebook geblieben sei. Die Lektion: Produkte müssten nicht nur sicher, sondern auch nutzbar sein. IT sei deswegen nichts, womit sich Politiker profilieren könnten. „In Dänemark nahmen wir die IT von den Politikerinnen und Politikern weg und gaben sie an die Institutionen und Profis, die sich damit auskennen.“ So sei die IT-Entscheidungen am Ende hauptsächlich von Dienstleistern und Behörden getroffen worden.

Vielleicht wird es auch in Deutschland irgendwann so kommen.

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