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StartVerteidigungDas Bewegungsprofil der Gruppe Wagner

Das Bewegungsprofil der Gruppe Wagner

Rostow-am Don – Woronesch – Lipezk weiter Richtung Moskau, verbunden mit den sehr starken Tönen Prigoschins in Richtung der russischen Militärführung (nicht direkt gegen Putin…). Es gab am Wochenende ja einige Überraschungen in den militärischen und politischen Lagebeurteilungen.  Überraschung übrigens am Samstag vor allem in Potsdam, wo kurz nach den Nachrichten über Prigoschins Vormarsch die Sirenen heulten und die Handys auf Notsignal „gleichgeschaltet“ wurden – dies war aber eine geplante Aktion begleitend zum ersten Bevölkerungsschutztag, die nichts mit den Geschehnissen in Russland zu tun hatte.

Helle Aufregung und Zusammenkunft von Krisenstäben.  Man beeilt sich, herauszustellen, dies sei eine interne Angelegenheit Russlands.  Empfehlung von Reisebeschränkungen etc.

Dann auf einmal: Stopp der gesamten Operation der Söldnertruppe: Marsch auf Moskau fällt aus, „Return to base!“ würde man sagen.  Geordnete Rückzugsbewegungen, Zusicherung der Straffreiheit für die Wagner-Truppe , Herunterfahren der Anti-Terrormaßnahmen in Russland, relativ geringe Verluste auf beiden Seiten.

Zum Glück waren dann am Sonntagabend in den Fernsehpanels die landesweit bekannten üblichen Experten (leider oder vielleicht deswegen kein aktives oder ehemaliges Mitglied der Obersten Bundeswehrführung) zugegen, um den Schaden, den sowohl „Schlächter“ Prigoschin als auch der russische Präsident jetzt erlitten haben, aufzuzeigen.  „Tiefe Krise Russlands“.  „Vorbereitung des Putsches von langer Hand“. „Rote Linie überschritten“.

Zweifelsohne gibt es Schussfolgerungen, die nach den Ereignissen am Wochenende zutreffen: Söldnertruppen und viele Spezialkräfte haben stets die Tendenz, sich zu verselbstständigen und besser zu wissen, was für das Land (und finanziell für sie selbst) gut ist. Und: Mit einem Prigoschin als neuem Herrscher im Kreml hätte noch mehr Gefahr für eine rationale Weltordnung bestanden, als mit einem Putin. 

Also „back to normal?“ Das hängt im Wesentlichen davon ab, ob und wie die Wagner-Gruppe weiter bestehen und evtl. weiter eingesetzt werden wird.  Eventuell als „Reserve“, möglicherweise aus Belarus?  Dann hätte Putin – im Zusammenhang mit der angekündigten Stationierung von Atomwaffen mit Belarus – ein strategisches und operatives „Spielbein“ neben dem Standbein Russland und seinen Streitkräften.

Dass dieser Putschversuch (sofern es einer war) gegen die russische Militärführung am Wochenende begann und abgeschlossen wurde, erstaunt.  Ging nicht alles zu glimpflich ab? Hätten 25.000 Kämpfer in irgendeiner Weise wirklich gegen das russische Militär bestehen können (und gegen die Bevölkerung)? Oder ist der Westen einmal wieder – nach den „Little Green Men“, auch russisch genannt „polite people“, den Ereignissen auf der Krim, und den Vertragsvorschlägen Russlands im Dezember 2021 – dem russischen Prinzip von „Maskirovka“ oder englisch ausgedrückt „Perception Management“ aufgesessen?

Sollte dieses assessment allerdings keinen Bestand haben, wird es sehr interessant: Putin kann mit seinen Kräften und Mitteln die Gruppe Wagner ausschalten, wo, wie  und wann er will. Politisch, ökonomisch und auch physisch/kinetisch. Und er kann, da es sich um eine (durch Anthony Blinken vorschnell bestätigt) „interne Angelegenheit“ Russlands handelt, jedes Mittel, auch das letzte verfügbare Mittel im Arsenal einsetzen.  Russland wird ihm das größtenteils nicht verübeln, denn Putin schützt Russland.  Der Westen hat sich durch voreilige Schlussfolgerungen selbst gebunden, „ein Kriegsverbrecher räumt mit einem anderen Kriegsverbrecher auf“, und die Entschlossenheit Putins gegen die Gruppe Wagner mit allen Waffen des Arsenals würde möglicherweise zu Überlegungen bezüglich der Unterstützung der Ukraine führen.  Die Zwickmühle liegt politisch bei uns, nicht bei Russland.

Wir werden es in Kürze erfahren.  Vor allem dürfen wir aber eins nicht vergessen: Alle Protagonisten, ob Russlands oder der Gruppe Wagner, vor allem ihres Führungspersonals, sind wegen ihrer Kriegsverbrechen in der Ukraine in Den Haag anzuklagen, sofern noch keine Haftbefehle vorliegen.

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