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StartSicherheitSchwerpunkt auf der Digitalisierung der Arbeitswelt

Schwerpunkt auf der Digitalisierung der Arbeitswelt

Uwe Lange ist derzeit noch mit der Wahrnehmung der Geschäfte der Leitung der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen beauftragt. Die „offizielle“ Amtsübertragung soll zeitnah erfolgen. Im Gespräch mit dem Behörden Spiegel spricht er über für ihn wichtige Themen. Das Interview führte Marco Feldmann.

Behörden Spiegel: Herr Lange, Sie sind der neue Präsident der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen (ZPD NI) und waren vorher schon lange Vizepräsident der Behörde. Welche Themen stehen neu auf Ihrer Agenda? Welche nehmen Sie aus der Vizepräsidentschaft mit?

Uwe Lange: Seit dem 1. April 2023 nehme ich die neue Funktion wahr – aus formalen Gründen zunächst noch mit dem Zusatz „mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt“. Die „offizielle“ Übertragung ist bald vorgesehen. Schon als Vizepräsident habe ich die Behörde über einen längeren Zeitraum vertretungsweise geführt. Deshalb habe ich zahlreiche Themen mit in die Behördenleitung genommen. Einige davon konnte ich jetzt an meine Vertretung abgeben. Ich habe mir vorgenommen, weiter stark an Themen im Kontext „Digitalisierung der Arbeitswelt“ zu arbeiten, vor allem nach innen in die Behörde hinein. Als Servicebehörde für die Polizei Niedersachsen– also nach extern – waren wir zuletzt stark in den Bereichen Krisenbewältigung und Ressourcenmanagement gefordert. Neben aktuellen Einsatzthemen warten auch dort noch einige Herausforderungen.

Behörden Spiegel: Sie haben es gerade schon selbst erwähnt: Sie wollen ein besonderes Augenmerk auf das Thema „Digitalisierung der Arbeitswelt“ legen. Was planen Sie hier? Was ist Ihnen in diesem Zusammenhang wichtig?

Lange: Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung auch unserer Arbeitswelt einen massiven Schub verliehen. Da wurde viel erreicht, was ohne Pandemie sicher noch nicht erreicht wäre. Aber die Digitalisierung der Arbeitswelt hat noch andere Facetten. Praktisches Beispiel: Wir stellen fest, dass wir immer mehr investieren müssen, um eine ausreichende Zahl an Bewerberinnen und Bewerbern für den Polizeiberuf zu finden. Dazu gehört zwingend, auch damit verbundene Prozesse weiter zu digitalisieren und insgesamt schneller zu werden – im besten Fall generieren wir damit sogar freie Personalressourcen für andere wichtige Aufgaben. Ganz wichtig dabei: Möglichst alle mitnehmen!

Behörden Spiegel: Werden Einstellungsvoraussetzungen abgesenkt?

Lange: Nein, das passiert nicht. Aber natürlich sind wir als Polizei auch eine lernende Organisation. Während wir künftig unser Auswahl- und Einstellungsverfahren beschleunigen, wird es beispielsweise Anpassungen beim Sporttest geben. Durch das reine Abprüfen konditioneller Fähigkeiten, beispielsweise bei einem 5.000-Meter-Lauf, bilden wir die Anforderungen des Polizeiberufs nicht realistisch ab. Wichtiger sind zunehmend kognitive Fähigkeiten.

Behörden Spiegel: Die Zentrale Polizeidirektion Niedersachsen ist eine sehr große Behörde mit vielen Beschäftigten und den unterschiedlichsten Themenbereichen. Wie gelingt es Ihnen, dieser Vielfalt an Themen inhaltlich gerecht zu werden?

Lange: Dafür braucht es zunächst die richtigen Fachleute an den entscheidenden Stellen! Das breite Aufgabenportfolio der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen bezeichnen wir mit einem Schmunzeln gerne auch als „Gemischtwarenladen der Polizei“. Alle Servicebereiche sind sehr wichtig und müssen von der Behördenleitung gleichermaßen wertgeschätzt werden. Darüber hinaus versuchen wir auf der strategischen Ebene in allen bedeutenden Themenfeldern mindestens auskunftsfähig zu sein. Das erfordert ein kontinuierliches Einlassen auf verschiedenste Arbeitswelten und Menschen. Auch hier ein Beispiel: Angehörige unseres Polizeiorchesters haben andere Bedarfe als unsere Polizeiärztinnen und Polizeiärzte oder die der IT-Fachkräfte. Aber genau dieses Einlassen mit all seinen Facetten bereitet mir große Freude.

Behörden Spiegel: Die Zentrale Polizeidirektion Niedersachsen verfügt auch über eigene Instacops. Was verbirgt sich dahinter und wie viele gibt es?

Lange: Die Polizei Niedersachsen setzt seit einigen Jahren bei ihrer Kommunikation auch auf Kolleginnen und Kollegen, die sich in ihrem spannenden Arbeitsumfeld zumeist auf der sozialen Plattform Instagram präsentieren – deswegen die sogenannten Instacops. Als Bürgerpolizei wollen wir transparent und ansprechbar sein, gleichzeitig Interesse für den Polizeiberuf wecken. Dafür setzen wir vor allem auf jüngere Menschen, die ihre Zielgruppe altersgerecht ansprechen kann. In meiner Behörde besetzten wir inzwischen verschiedene Tätigkeitsfelder mit Instacops – beispielsweise die Bereitschaftspolizei und die Autorisierte Stelle für den Digitalfunk Niedersachen. Landesweit in allen Behörden gibt es inzwischen mehr als 20 Instacops. Interessant zu wissen: Sie sind in ihrer Resonanz zumeist deutlich erfolgreicher als die klassischen Behördenkanäle auf Facebook, Instagram & Co. Ganz wichtig sind mir der Schutz und die Fürsorge für unser Instacop-Team. Leider kommt es immer wieder zu Fällen von Hate Speech, Beleidigungen oder Bedrohungen – die Kehrseite von Social Media. Im Einzelfall reden wir auch über ungewünschte Kontaktaufnahmen im privaten Umfeld.

Behörden Spiegel: Niedersachsens Polizei ist ein Vorreiter in Sachen Elektromobilität. Wie weit sind Sie da schon und was ist noch geplant?

Lange: Wir haben erst kürzlich und sehr erfolgreich den Bundeskongress Elektromobilität in Hannover veranstaltet. Wir betrachten uns in diesem Bereich als bundesweit führend. Wir haben mittlerweile mehrere hundert Elektrofahrzeuge im Einsatz. Das wäre allerdings ohne die großen Budgets, die uns die Landesregierung und der Landtag zur Verfügung gestellt haben, gar nicht gegangen. Deshalb konnten wir in alternative Antriebe intensiv investieren und dort auch stellvertretend für andere im Flottenmanagement wertvolle Erfahrungen sammeln, die wir gerne zur Verfügung stellen. Wir sind momentan dabei, auch größere Streifenwagen mit Elektroantrieb zu beschaffen. Hier werden wir zeitnah ein erstes Fahrzeug präsentieren. Es wird aber noch mehrere Jahre dauern, überall komplett auf Elektromobilität umzustellen. Zumal es – insbesondere im ländlichen Raum – immer noch Probleme mit der notwendigen Elektroladeinfrastruktur bestehen. Da müssen wir noch besser werden.

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