Öffentliche Unternehmen setzen zunehmend auf Cloud-Dienste, um effizienter zu arbeiten und moderne Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) zu nutzen. Das Fazit der Studie des „zentrum Nachhaltige Transformation“ (zNT) an der Quadriga Hochschule Berlin zeigt jedoch: Wettbewerbsverzerrungen auf dem Cloud-Markt führen zu erheblichen Mehrkosten. Durch Lock-in-Effekte, intransparente Preismodelle und restriktive Lizenzbedingungen zahlen öffentliche Unternehmen jährlich bis zu 120 Millionen Euro zu viel.
Die Untersuchung, die auf zwei Befragungsrunden mit 190 Unternehmen basiert, zeigt, dass bereits mehr als 80 Prozent der öffentlichen Unternehmen Cloud-Dienste nutzen. Cloud-Technologien machen bis zu 25 Prozent der IT-Budgets aus – mit steigender Tendenz. Dennoch mussten 70 Prozent der befragten Unternehmen nach einem Anbieterwechsel neue Softwarelizenzen erwerben. Allein die zusätzlichen Lizenzkosten belaufen sich auf 27 bis 120 Millionen Euro pro Jahr.
zNT-Direktor Torsten Oltmanns fordert eine aktivere Rolle des Bundeskartellamts bei der Regulierung großer Digitalkonzerne, um Wahlfreiheit und fairen Wettbewerb im Cloud-Markt sicherzustellen. Während Länder wie Großbritannien, Spanien und Dänemark bereits handeln, reagiert Deutschland bislang zu zögerlich. Die britische Wettbewerbsbehörde CMA stellte kürzlich fest, dass Microsoft seine Marktmacht gezielt nutzt, um den Wettbewerb bei Cloud-Diensten zu beeinträchtigen.
Kartellamt soll handeln
Damit Deutschland nicht weiter ins Hintertreffen gerät, müssen die Verfahren des Bundeskartellamts beschleunigt werden. „Die nächste Bundesregierung sollte das Kartellamt befähigen, diese Missstände zu beseitigen. Es geht um Wachstum, Innovation und faire Wettbewerbsbedingungen für öffentliche Unternehmen“, so Oltmanns.
Zusätzlich erschweren Lock-in-Effekte einen Anbieterwechsel erheblich: Knapp 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ein Wechsel auf eine andere Cloud-Lösung wirtschaftlich nicht lohne. Zudem empfinden ein Viertel der Befragten die Bedingungen im Cloud-Markt als intransparent. Aufgrund strenger Verschwiegenheitsvorschriften fehle ihnen der finanzielle Vergleich mit anderen Unternehmen, erklärte Oltmanns in einem Pressegespräch.