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StartFinanzenAktion und Reaktion

Aktion und Reaktion

Die Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump sorgen für Chaos an den Börsen, stellen die globale Wirtschaftsordnung infrage und verunsichern Handelspartner ebenso wie Verbraucherinnen und Verbraucher. Die Folgen für Deutschland schätzen Ökonomen sehr unterschiedlich ein.

Ein fataler Fehler, gnadenlose Selbstüberschätzung – aber auch eine Chance für die EU: Mit diesen Worten beschreibt Marcel Fratzscher den handelspolitischen Zickzackkurs des US-Präsidenten. „Trump überschätzt sich selbst und die globale Macht der US-Wirtschaft“, erklärte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in einem Pressestatement.

Handelspolitischer Schlingerkurs mit Folgen

Nach der Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, auf Einfuhren aus der EU Zölle in Höhe von 20 Prozent zu erheben, folgte ein handelspolitischer Schlingerkurs: Kurz darauf schwenkte der US-Präsident um und entschied überraschend, vielen Staaten – darunter auch die Staaten der Europäischen Union – 90 Tage lang eine Pause von besagten Zöllen zu gewähren. Für diesen Zeitraum solle lediglich der reguläre Zollsatz von zehn Prozent gelten.

Auch bestimmte Produktgruppen, wie Smartphones, Laptops und andere Elektronikwaren wurden von den Sonderzöllen zunächst befreit. Kurze Zeit später gab es allerdings auch hier eine unerwartete Kehrtwende und US-Handelsminister Howard Lutnick erklärte, die eben noch ausgenommenen Produktgruppen würden nun doch mit Zusatzzöllen belegt. Von Ökonomen wird das handelspolitische Chaos und dessen Folgen für Deutschland unterschiedlich bewertet. 

DIW-Chef Marcel Fratzscher rechnet vor allem für die US-Wirtschaft mit negativen Folgen.  Solange Europa, China, Mexiko und Kanada koordiniert agierten, könnten die USA einen Handelskonflikt gegen die gesamte Welt nicht gewinnen. Europäische Unternehmen seien bei einer solch „erratischen Politik“ klug beraten, ihre Produktion nicht in die USA zu verlagern, erklärte Fratzscher weiter. Als geeignete Antwort sieht er die Einführung gleichhoher Zölle. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für die EU, endlich gegen den Marktmissbrauch einiger mächtiger US-Digitalkonzerne vorzugehen“, so der DIW-Präsident. Für die EU sei es besser, jetzt diesen Schritt zu gehen, als weitere Zeit zu vergeuden.

Weltwirtschaftskrise nicht auszuschließen

Noch drastischer schätzt Clemens Fuest, der Präsident des Münchner ifo-Instituts, die aktuelle Lage ein. Aus seiner Sicht sei eine Weltwirtschaftskrise nicht auszuschließen. „Die Zinsen in den USA steigen, der Dollar fällt“, erklärte Fuest. Das sei ein Alarmsignal. Zwei Drittel der weltweiten Börsenkapitalisierung befänden sich auf dem amerikanischen Aktienmarkt, der Dollar sei weltweite Ankerwährung. „Wenn das alles kippt, hätte das unkalkulierbare Folgen“, so Fuest.

Die ifo-Handelsexpertin Lisandra Flach verweist in einer Presseerklärung darauf, dass im Falle wechselseitiger Zölle die Auswirkungen auf Deutschland wesentlich geringer seien als im Falle pauschaler US-Zölle von 20 Prozent. „Wenn die EU mit den USA vollständig reziproke Zölle aushandelt, und Trump bereit wäre, Zölle auch entsprechend zu senken, würde die deutsche Wertschöpfung steigen“, prognostiziert Flach. Das unterstreiche die wichtige Rolle von Verhandlungen, um nachteilige Auswirkungen eines Handelskrieges abzuwenden.

Mäßiger Einfluss auf die Inflation

Michael Hüther, der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), beschreibt die Zollankündigung als „Atombombe auf die Weltwirtschaftsordnung.“ Allerdings unterstreicht er auch: In Deutschland werde die Inflation dadurch kaum steigen. Denn die Importe aus den USA seien überschaubar, chinesische Exporte würden nach Europa umgelenkt und das dämpfe den Preisanstieg. Den EU-Staaten empfiehlt er, mit Gegenzöllen auf die US-Zölle zu reagieren. So könne die Europäische Union „sehr spezifische Zölle erheben und auch sehr spezifische Zölle senken“, sagte er in einem Interview mit „Capital“.      

Zuletzt hatte Trump seinen Kurs gegenüber Peking enorm verschärft: Abgaben von bis zu 145 Prozent werden auf Einfuhren aus China verhängt. Die Volksrepublik reagierte darauf mit Gegenzöllen von 125 Prozent.

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