Anfang September wurde im Forschungszentrum Jülich der Supercomputer JUPITER offiziell eingeweiht. Es handelt sich um den ersten sogenannten Exascale-Rechner Europas, der mehr als eine Trillion Rechenoperationen pro Sekunde bewältigen kann. Damit belegt JUPITER aktuell Platz vier auf der Liste der weltweit leistungsfähigsten Systeme.
Ein Schwerpunkt liegt nicht nur auf der Rechenleistung, sondern auch auf Nachhaltigkeit: Der Betrieb erfolgt mit 100 Prozent Ökostrom, die entstehende Abwärme wird in die Fernwärmeversorgung eingespeist. Nach Einschätzung von Bundeskanzler Friedrich Merz bei der Einweihung eröffnet JUPITER „ganz neue Möglichkeiten für das Training von KI-Modellen oder für wissenschaftliche Simulationen“.
JUPITER ist für den Einsatz in mehreren gesellschaftlich besonders relevanten Feldern eingeplant. In der Klimaforschung ermöglicht er hochaufgelöste Modelle, mit denen sich Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Hitzewellen deutlich präziser vorhersagen lassen. Das Max-Planck-Institut für Meteorologie nutzt dazu beispielsweise das Erdsystemmodell ICON, das durch die enorme Rechenleistung detaillierte Simulationen auf globaler Ebene erlaubt. Von den Ergebnissen solcher Modelle können auch öffentliche Behörden profitieren, beispielsweise bei der Planung von Hochwasserschutz oder beim Katastrophenschutz.
Einsatz im Bereich KI und Gesundheit
Ein weiteres Anwendungsfeld ist das Gesundheitswesen: In der Alzheimer-Forschung sollen neuronale Prozesse auf molekularer Ebene simuliert werden, um Krankheitsverläufe besser zu verstehen und mögliche Therapien zu entwickeln.
Von großer Bedeutung ist zudem der Bereich Künstliche Intelligenz (KI). Auf JUPITER werden große Sprachmodelle im Rahmen des europäischen Projekts OpenGPT-X trainiert. Ziel ist es, eine vertrauenswürdige Alternative zu bestehenden US-amerikanischen Systemen zu schaffen. Über die JUPITER AI Factory (JAIF) wird diese Rechenleistung nicht nur Forschung und Unternehmen, sondern ausdrücklich auch Verwaltungen zugänglich gemacht. Nach Angaben des Fraunhofer-Instituts für angewandte Informationstechnik (FIT) soll die Infrastruktur etwa in den Feldern Energie, Bildung, Verwaltung und Medien genutzt werden. Behörden könnten auf dieser Basis KI-gestützte Anwendungen entwickeln und testen, ohne auf ausländische Plattformen angewiesen zu sein.
Darüber hinaus unterstützt JUPITER die Material- und Quantenforschung, die insbesondere für die Energieversorgung und den Ressourceneinsatz der Zukunft eine Rolle spielt.
Europäische Perspektive
Die europäische Supercomputing-Initiative EuroHPC, der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen investierten insgesamt 500 Millionen Euro in den Supercomputer. Dabei betonte die EU-Kommission, dass JUPITER ein großer Schritt in Richtung eines digital souveränen Europas darstelle.




