Neulich hat das Bildungsministerium (BMBF) eine Anfrage von Chat GPT beantworten lassen. Eine Künstliche Intelligenz (KI) nimmt damit an der demokratischen Debatte teil. Also muss der Staat regulieren, findet die Verbraucherschutzministerin. Die Wirtschaft hofft, dass dabei nicht das Potenzial der Technologie rausreguliert wird.
„Möge die Macht mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern sein“, grüßt Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) in die Runde, als sie zum Safer Internet Day die Bühne betritt. Die Bundesumwelt- und Verbraucherschutzministerin hat eine Studie dabei, die zeigt, dass sich die Verbraucherschaft von den digitalen Technologien ganz und gar nicht ermächtigt fühlt. Mehr als der Hälfte der Befragten (57 Prozent) waren digitale Großkonzerne zu mächtig. Ungefähr die gleiche Zahl sprach sich für eine stärkere staatliche Regulierung aus (56 Prozent). Besonders auffällig: Nur etwa jede Zehnte (11 Prozent) sprach sich klar gegen mehr Regulierung aus. Soweit die Erwartungen an den Staat.
Transparenz gefordert
„Der Wissensvorsprung der Unternehmen gegenüber Verbrauchern wächst stetig“, erklärte die Verbraucherschutzministerin. Jüngstes Beispiel dafür ist die Hype-Technologie Chat GPT. Dabei handelt es sich um einen Sprachassistenten – also ein Interface, mit dem Menschen mit einem Sprachmodell chatten können. Diese Künstliche Intelligenz (KI) kann Fragen beantworten, Essays schreiben und programmieren. Jüngst hat sie eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Nicole Gohlke beantwortet. Natürlich nicht eigenmächtig, sondern im Auftrag des Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Jens Brandenburg (Seite 75 f.).
Chat GPT ist eine Technologie, die jeder anwenden kann. Aber die wenigsten verstehen, wie sie funktioniert oder könnten selbst so etwas bauen. Das Beispiel von Gohlkes Anfrage zeigt zudem, dass KI-gestützte Texte auf allen Ebenen des politischen Prozesses eine Rolle spielen können. Die Verbraucherschutzministerin denkt vor allem an Online-Debatten. „Wie diskutieren wir Moralvorstellungen und Politik im Internet?“, fragt Lemke. Schon jetzt wimmelt es dort von Bots. „Es muss transparent sein, wenn politische Diskussionsbeiträge von einer KI kommen“, fordert die oberste Verbraucherschützerin.
Potenzial nicht rausregulieren
Der Hauptgeschäftsführer des Digitalbranchenverbands Bitkom hält Chat GPT für bedeutender als das Metaversum und Quantencomputer. „Chat GPT kann eine Riesenchance sein. Erstmals spricht ein Computer unsere Sprache“, betont Dr. Bernhard Rohleder. “ Das senkt die Eintrittsschwelle in die digitale Welt auf null“, erklärt er. Überall fehlten IT-Fachkräfte, nur 12 Prozent der Jugendlichen könnten einfache Programmieraufgaben lösen. In Zukunft könnte man Chat GPT sagen, was sie programmieren soll. Hier stecke ein gewaltiges Potenzial, das der Staat „nicht rausregulieren, sondern nutzbar machen“ solle.