- Anzeige -
- Anzeige -
- Anzeige -
- Anzeige -
StartSicherheitDer Krieg der Kohle

Der Krieg der Kohle

Die Dimensionen des Tagebaus Hambach sind mit normalem menschlichen Ermessen kaum zu erfassen. Die Kölner Innenstadt fände mühelos in dem Loch des Kohleabbaugebiets Platz und die Spitzen des Kölner Doms würden noch nicht einmal über die Abrisskante gucken. Es ist das größte Loch in Europa, gegraben von Baggern, die so groß wie 30-stöckige Hochhäuser sind. Und wenn die RWE-Kohleabbaugebiete wie geplant geflutet werden, entstehen mit dem Tagebau Garzweiler und dem Tagebau Hambach die größten Seen in Europa, deutlich größer als der Chiemsee.

„Am Anfang habe ich immer gedacht, eine Hundertschaft ist eine Macht – und sie ist im städtischen Gebiet auch eine Macht. Aber wenn ich eine Hundertschaft in den Tagebau schicke, dann ist die weg, dann sucht man die verzweifelt“, sagte Wilhelm Sauer. Der Leitende Polizeidirektor der Polizei Aachen beschrieb beim Europäischen Polizeikongress die Vorgehensweise der Polizeien bei der Räumung des Örtchens Lützerath, das dem fortschreitenden Loch des Hambacher Tagebaus weichen sollte.

Für die Polizei war wichtig, dass sie mit einem harten, wuchtvollen Schlag das Gebiet sichert und die Störer entfernt. „Wir wollten die Sektoren schlagartig mit einem Rieseneinsatz besetzen, damit die Störer nicht mit Stellungswechseln und anderen Aktionen auf unser Vorgehen reagieren können“, sagte Sauer. Dies erforderte eine strikte Planung und Durchführung aller Polizeien sowie den Mitarbeitern von RWE, da RWE beispielsweise für die Errichtung der Zaunanlage und den Aufbau der Rampe zuständig war.

Beim Einsatz rückten die Polizisten über diese schnell geschaffene Erdrampe vor und umschlossen das Dorf, während dahinter RWE den Zaun aufbaute, sodass keine neuen oder entfernten Störer nachrücken konnten. „Unser Vorgehen hat die Szene nachhaltig überrascht, sodass wir am ersten Tag bereits Herr der Lage waren.“

So hervorragend das Vorgehen in Lützerath war, forderten die Polizeieinsätze gegen die Kohleabbaugegner viele Opfer. Polizeidirektor Christoph Dünwald von der Polizei Wuppertal beschrieb den Ablauf einer Demonstration, die versuchte sich durch die Polizeisperren zu Lützerath und dem Tagebau durchzuschlagen. „Trotz schlechtem Wetter kamen zu dieser Demonstration sicher über 15.000 Teilnehmer, darunter auch der Schwarzer Block und andere“, sagte Dünwald. „Diese Versammlung war die letzte Chance für die Störerszene, um über den Zaun zu klettern.“

Dünwald erinnert sich genau an diesen Tag. „Die Leute sind geballt gekommen, in der Menge war auch scheinbar bürgerliches Publikum. Und diese Menschen sind geballt auf die ersten Einsatzkräfte getroffen“, so Dünwald. „Was sich dann entwickelte über die Mittagszeit und den Einsatzzeitraum war eine reine Schlammschlacht.“ Die Lage eskalierte so weit, dass gegen Nachmittag alle Zwangsmittel freigegeben wurden. „Sonst wären wir nicht mehr Herr der Lage geworden“, sagte Dünwald. „So gegen halb acht oder acht Uhr war die Lage tatsächlich zu Ende und wir hatten den Zaun gehalten. Aber der Preis war hoch.“ Insgesamt 56 Verletzte, darunter mehrere Schwerverletzte, gab es bei den eingesetzten Polizisten. Einige können heute noch nicht wieder arbeiten. Das Problem sei einerseits der Matsch, andererseits die Aggressivität der Demonstranten gewesen. „Wir wurden beworfen mit Matschlumpen, in die sogenannte Polenböller eingearbeitet waren“, so Dünwald. „Eine ganz perfide Vorgehensweise.“

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein