In Dresden baut das Gemeinschaftsunternehmen ESMC eine neue Chip-Fabrik. Der Bundeskanzler betonte die Bedeutung der Ansiedlung für Zukunftstechnologien und die europäische Souveränität. Deutschland unterstützt das Projekt mit fünf Milliarden Euro.
Bei der Grundsteinlegung der neuen Fabrik der European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC) in Dresden bekräftigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): „Halbleiter sind der Treibstoff des 21. Jahrhunderts“. Die Chips seien entscheidend für die Digitalisierung und die Dekarbonisierung, die beiden großen Megatrends des 21. Jahrhunderts. Man brauche sie mitunter für E-Autos, Übertragungsnetze und für jede Anwendung Künstlicher Intelligenz (KI).
Herz der europäischen Chip-Industrie
Scholz lobte die Entscheidung, sich in Sachsen anzusiedeln, und bezeichnete Dresden als das Herz der europäischen Chip-Industrie. So komme jeder dritte in Europa gefertigte Chip aus „dieser Region“. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) betonte ebenfalls: „Silicon Saxony, das bedeutet Zukunftstechnologie, Wirtschaftspolitik und Wissenschaftspolitik, die über viele Jahre und Jahrzehnte kontinuierlich an einem Ziel gearbeitet hat, gemeinsam mit vielen Partnern.“ Der Baubeginn wird laut ESMC noch in diesem Jahr erwartet.
Die neue Fabrik werde nicht nur die regionale Wirtschaft stärken, sondern auch zur europäischen Souveränität beitragen, erklärte der Kanzler. Es sei nach ihm notwendig, Abhängigkeiten von anderen Weltregionen in der Halbleiterproduktion zu reduzieren. Das EU-Ziel lautet: Bis 2030 soll ein Fünftel der weltweiten Halbleiterproduktion auf europäischem Boden stattfinden. „Hinter diesem Ziel steht die Bundesregierung voll und ganz“, versicherte Scholz. „Den European Chips Act unterstützen wir nicht nur, wir treiben ihn aktiv voran und füllen ihn mit Leben“, so der Kanzler.
Fünf Milliarden Euro aus Deutschland
Nach dem europäischen Chip-Gesetz werde die neue Fabrik als neuartige Anlage eingestuft, erklärte die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen. Somit dürfe das Werk auch auf nationaler Ebene finanzielle Unterstützung erhalten. „Gerade heute Morgen hatte ich die Gelegenheit, Beihilfen Deutschlands für dieses Projekt zu genehmigen, in Höhe von fünf Milliarden Euro“, teilte von der Leyen mit. Laut TSMC belaufen sich die Gesamtinvestitionen auf über zehn Milliarden Euro.
Kritikern der hohen Fördermittel entgegnete Scholz: „Wenn wir diese Produktion in Europa haben wollen, wo sie nicht immer und unbedingt am günstigsten zu machen ist, dann müssen wir das finanziell ermöglichen. Wenn wir das nicht tun, dann tun es andere und wächst unsere Abhängigkeit.“ Zudem entstünden rund um die neuen Fabriken Netzwerke aus Forschung und Entwicklung, aus Start Ups und Zuliefererbetrieben, die von der Ansiedlung in Zukunft profitieren würden.
Die ESMC ist ein im Jahr 2023 gegründetes Joint Venture der Unternehmen Bosch, Infineon, NXP und Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC). Die größten Anteile hält TSMC mit 70 Prozent.