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StartSicherheitDer Weg aus der Katastrophe

Der Weg aus der Katastrophe

Wie bereitet man sich auf Krisen und Katastrophen der Zukunft vor? THW-Präsident a. D. Albrecht Broemme, dem „Krisenmanager der Nation“, hat seinen Erfahrungsschatz in einem Buch veröffentlicht. Im Gespräch erklärt er, welche Ratschläge er hat und was ihn selbst überrascht hat. Die Fragen stellte Bennet Biskup-Klawon.

Behörden Spiegel: Warum haben Sie das Buch geschrieben?

Albrecht Broemme: Ich wurde im privaten und beruflichen Umfeld immer wieder angesprochen – ‚Du musst mal ein Buch schreiben!‘ Und ich habe oft geantwortet: ‚Ja, das müsste ich mal machen.‘ Letztes Jahr habe ich dann beschlossen: Ich höre mit diesem ‚man müsste mal‘ auf: entweder man macht es oder man lässt es bleiben.

Ich habe allerdings die Methode verändert: Aus Podcasts und Interviews habe ich gesprochene Inhalte zusammengetragen. Das Buch ist also im Wesentlichen ein Mosaik aus gesprochenem Wort, das mithilfe eines Journalisten zu Text verarbeitet wurde. Viele Leserinnen und Leser sagen: „Wenn ich das Buch lese, höre ich Sie reden.“ Und das freut mich sehr.

Behörden Spiegel: Sie stellen im Buch ein Potpourri an Krisen und Katastrophen dar. Wie haben Sie diese Szenarien ausgewählt – nur rückblickend oder auch mit Blick in die Zukunft?

Broemme: Diese Szenarien sind das Ergebnis jahrelanger Überlegungen und Gespräche mit Fachleuten, vor allem im europäischen Ausland. Ich habe mich gefragt: Was sind die realistischen, denkbaren Szenarien, die uns auf europäischer Ebene künftig beschäftigen werden? Anfangs dachte ich noch, diese Ereignisse würden immer einzeln auftreten – das hat sich inzwischen als falsche Annahme herausgestellt. Die Szenarien hatte ich bisher nicht veröffentlicht. Am Ende jedes Szenarios gebe ich eine kurze Einschätzung: Wie hoch ist die Eintrittswahrscheinlichkeit – grob gesagt: hoch oder niedrig? Und: Wie schnell würde sich die Wirkung entfalten – langsam oder schnell? Ich habe das bewusst einfach gehalten, um ein grobes Raster zu bieten.

Behörden Spiegel: Gab es beim Schreiben Erkenntnisse, die Sie selbst überrascht haben?

Broemme: Ja, auf jeden Fall. Wenn man sich hinsetzt und die Gedanken systematisch aufschreibt, muss man sich klar werden: Was will ich eigentlich sagen? Es reicht nicht, ein Problem zu beschreiben – man muss auch eine Botschaft oder eine mögliche Lösung mitliefern. Für fast jedes Kapitel habe ich daher versucht, konkrete Vorschläge zu formulieren.

Diese Lösungsvorschläge stehen am Ende der Kapitel jeweils in grau hinterlegten Kästen. Sie sollen nicht nur zeigen, was nicht funktioniert, sondern auch Ansätze bieten, was wir tun können – konkret und umsetzbar.

Behörden Spiegel: Im Buch schreiben Sie, dass jede Katastrophe immer eine politische Dimension hat. Was meinen Sie damit?

Broemme: Katastrophen sind nicht nur Naturereignisse oder technische Zwischenfälle – sie sind immer auch politische Ereignisse. Es braucht politische Entscheidungen: Wird der Katastrophenfall ausgerufen oder nicht? Wer schlägt das vor und auf welcher Grundlage? Und was bedeutet das dann für das staatliche Handeln? Die Politik muss bereit sein, eine Krise auch als solche zu benennen – und nicht so tun, als sei das nur ein Störfall, der bald vorbei ist. Ein gutes Beispiel ist die Corona-Pandemie: Anfangs wurde sie lange kleingeredet, obwohl bereits viele Menschen gestorben waren. Das hat wertvolle Zeit gekostet, in der man hätte handeln können – oder zumindest planen.

Behörden Spiegel: Wie bereitet man sich auf Krisen vor, die man noch gar nicht erlebt hat – wie zum Beispiel einen Meteoriteneinschlag?

Broemme: Gute Frage. Vieles kann man heute recherchieren. aber natürlich stößt man im Internet auch auf viel Unsinn. Allein zu erkennen, was fundiert ist und was nicht, ist schon eine Herausforderung. Ich glaube nicht, dass es an Erkenntnissen mangelt – wir leiden eher an der Umsetzung. Wir müssen bereit sein, unbequeme Wahrheiten anzuerkennen. Auch wenn etwas vielleicht Jahre dauert, muss man trotzdem heute damit anfangen. Meteoriteneinschläge sind ein Naturereignis, wo wir ziemlich machtlos wären. Es bliebe nur die Flucht.

Ein anderes Beispiel ist die Vorbereitung auf militärische Konflikte. Wir hoffen natürlich, dass es hier nicht zum Krieg kommt – aber schon ein Krieg in der Nähe hätte massive Auswirkungen auf unsere Krankenhäuser, auf die Straßenlogistik, auf die Energieversorgung. Solche Szenarien muss man durchdenken, bevor sie eintreten. Das gilt auch für Starkregen, Hitzewellen, Unwetter, Pandemien. Die nächste Pandemie wird kommen – da sind sich Fachleute weltweit einig. Die Frage ist nur: Was für eine wird es sein?

Behörden Spiegel: Haben Sie einen allgemeinen Ratschlag?

Broemme: Ja, und er ist einfach: Bereite dich in Ruhe auf eine Katastrophe vor – dann bist du im Ernstfall nicht so schnell überfordert. Ich habe Vorträge schon oft mit dem Ratschlag beendet: „Sei vorbereitet! Es kommt schlimmer, als Du denkst.“

Das Buch „Deutschland in der Krise“ ist im riva-Verlag erschienen. In Newsletter Rettung. Feuer. Katastrophe. kommentiert er alle zwei Wochen den deutschen Katastrophenschutz.

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