Politische Haltung erkennen, anhand der Gesichtszüge? Diese dystopisch anmutende Idee wird aktuell im Rahmen der Ausstellung „Mission KI“ im Deutschen Museum in Bonn umgesetzt.
In einer täuschen echten Wahlkabine analysiert eine Künstliche Intelligenz (KI) die Gesichtszüge der Besuchenden und schlägt anschließend vor, welche Partei sie vermutlich wählen würden. Diese provokante Installation stammt von Alexander Peterhänsel, Professor für Visual Computing an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg und seinem Team. Dabei wurde die KI mit frei zugänglichen Bildern von Politkern und Politikerinnen trainiert. Das System ist darauf ausgelegt, in den Gesichtszügen bestimmte Charakteristiken zu erkennen und anhand dieser auf die potenzielle Parteipräferenz zu schließen.
„Wir laden mit der KI-Wahlkabine zum Blick in den Abgrund der Überwachung und Bevormundung ein – damit es niemals dazu kommt“, erklärt Ralph Burmester, Kurator der Ausstellung und Leiter der „Mission KI“ im Deutschen Museum Bonn. Ziel der Installation sei es, im Vorlauf der Kommunalwahlen in NRW bewusst zu provozieren und Gespräche über Privatsphäre, algorithmische Voreingenommenheit und politische Beeinflussung anzustoßen. Weiter erklärt Burmester, dass derartige Technologien durch den EU AI Act für den Einsatz in Europa grundsätzlich untersagt sind. Es ginge eben grade darum, den Menschen einerseits die Chancen, aber auch die Gefahren von KI lebensnah zu präsentieren.
Schnittstellen mit der Verwaltung
Sämtliche Installationen, die im Museum zu finden sind, stammen dabei aus direkter Zusammenarbeit mit den entwickelnden Personen oder Institutionen. So sind dort auch zwei Stationen zu finden, welche in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik (BSI) entstanden sind. In beiden Fällen handelt es sich dabei um Bild-Erkennungssysteme. Die erste Installation soll dabei veranschaulichen, welche Bereiche eines Bildes für die KI relevant sind, um das Bild richtig zu identifizieren. Bei der zweiten Installation handelt es sich um ein System zur Identifikation von Verkehrsschildern. Mit Aufklebern verschiedenster Größen, können die Passanten dabei ausprobieren, welche Auswirkungen die Sticker auf den Erkennungsprozess der KI haben.
Die Kooperation mit dem BSI soll dabei nicht die einzige Überschneidung des Museums mit dem deutschen Behörden-Apparat bleiben. So sei zukünftig angedacht, Schulungsbesuche mit Verwaltungsmitarbeitenden durchzuführen, um auch diese für verschiedene KI-Technologien zu sensibilisieren.