Seit 1992 hat KNDS keine neue Version des altgedienten und mehrfach modernisierten
Kampfpanzers Leopard entwickelt. Nun stellt das Unternehmen einen Nachfolger vor.
Unter den wachsamen Augen von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und der norwegischen Verteidigungs-Staatssekretärin Marte Gerhardsen präsentierte der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS Ende November den vollständig neu entwickelten Kampfpanzer Leopard 2 A8 erstmals der Öffentlichkeit. Im Zeitraum zwischen 2027 und 2030 sollen 123 Panzer dieses Typs beim Deutschen Heer zulaufen. Darüber hinaus haben sich die Streitkräfte Norwegens, Tschechiens, Litauens und der Niederlande in die Auftragsbüchern von KNDS eingetragen.
Damit sind etwa 350 Einheiten beim deutsch-französischen Rüstungsunternehmen beauftragt. Auch die erste Verwendung des Kampfpanzers steht bereits fest: Die Bundesrepublik plant, ihn in der Panzerbrigade 45 in Litauen einzusetzen. Diese soll 2027 vollständig einsatzfähig sein. Das korrespondiert mit der geplanten Fertigstellung der ersten Leopard 2 A8.
Vielfältig optimiert
Im Vergleich zu den früheren Iterationen des Leopard weist der 2 8A eine Vielzahl neuer Systeme und Fähigkeiten auf. Besonders ins Auge sticht dabei das Aktivschutzsystem. Konkret handelt es sich um eine auf deutschem Boden produzierte Version des israelischen Aktivschutzsystems Trophy aus dem Hause Rafael. Erste Erprobungen dieses Systems erfolgten bereits auf älteren Varianten des Leopard. Dabei konnte Rafael die Planerinnen und Planer im Verteidigungsministerium (BMVg) überzeugen. Trophy ist im 2 A8 Standard.
Um Besatzung und System aktiv gegen Bedrohungen zu schützen, sieht Trophy die Installation mehrerer Radar-Geräte an den Turmecken vor. Diese analysieren Projektilgeschwindigkeit und Flugbahn anfliegender Projektile. Auf Basis dieser Daten feuert das System einen EFP‑Schrapnellvorhang ab. Dieser führt zur Explosion der Raketen oder Panzerabwehrgeschosse, bevor sie den Kampfpanzer erreichen.
Zusätzlich zum aktiven Schutz investierte KNDS in die passive Verteidigung des jüngsten Leopard. So verfügt dieser über eine eigens entwickelte mehrlagige Verbundpanzerung. Stahl, Wolfram, Verbundwerkstoffe und Keramik kommen dabei zum Einsatz. Wenn der Auftrag weiteren Schutz verlangt, können zusätzlich passive Panzerungsmodule an der Hülle des Kampfpanzers befestigt werden. Darüber hinaus verspricht KNDS, mit der Neuentwicklung des Hauptsystems des Deutschen Heeres nebst Ausbau der Überlebensfähigkeit auch die Bordkanone überarbeitet zu haben. Zwar setzt der 2 A8 wie auch sein direkter Vorgänger 2 A7 auf Rheinmetalls Glattrohrkanone L/55A1 im Kaliber 120 mm, allerdings ist die jüngste Variante des Leopard befähigt, weitere Munitionstypen zu verschießen. So ist der 2 A8 mit programmierbarer High Explosive(HE) Wirkungsmunition sowie aktuellen nicht explosiven Kinetic Energy (KE)-Geschossen kompatibel.
Neue Synapsen für das Computerhirn
Um diese Feuerkraft zielgerichtet einzusetzen, hat der Hersteller KNDS die Ziel- und Steuerungsmechaniken im 2 A8 überarbeitet. Alle Subsysteme — vom Feuerleitsystem über die Stromversorgung bis zu Bedienung und Informationsnetzwerken — operieren vollständig digital.
Darüber hinaus schenkte das deutsch-französische Unternehmen dem Sensor- und Feuerleitsystem (FCS) besondere Aufmerksamkeit. Im neuen Panzer kann die Crew auf Tages- und Wärmebildvisiere für Kommandanten und Schützen sowie ein integriertes 360-Grad-Lageerkennungssystem zurückgreifen. Letzteres kombiniert optische und Infrarot-Sensoren. Zusätzlich ist ein Panorama-Periskop mit integriertem Laser-Entfernungsmesser in die jüngste Iteration des Leopard eingerüstet. Des Weiteren verbaute KNDS für Auswertungs- und Trainingszwecke Schnittstellen für Feuer-Überwachungs- und Nachbesprechungstools. Sie erlauben, im laufenden Betrieb Video, Audio und technische Daten aufzuzeichnen.
Die Konkurrenz produziert schneller
Zwar ist der Leopard weiterhin der populärste Kampfpanzer Europas, allerdings sieht sich Hersteller KNDS zunehmend starker nationaler und internationaler Konkurrenz ausgesetzt. So entschied sich die Regierung in Warschau – nachdem sie sowohl den deutsch-französischen Leopard als auch die südkoreanische Konkurrenz Panther K2 erprobt hatte – für das Fabrikat von der koreanischen Halbinsel. 2022 beauftragte Warschau 180 Einheiten des südkoreanischen Kampfpanzers. Denn bei vergleichbaren Fähigkeiten ist der Black Panther weitaus günstiger als der Leopard.
Darüber hinaus ist Hersteller Hyundai bei Produktionsfragen den europäischen Rüstungskonzernen enteilt. Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums produziert Hyundai Rotem seit Juli 2025 mehr als zehn Kampfpanzer pro Monat. Der von KNDS ausgelegte Produktionsplan sieht hingegen vor, dass alle vier Wochen im Schnitt drei Leopard Kampfpanzer vom Band laufen. Das setzt allerdings voraus, dass KNDS an die vereinbarten Lieferpläne halten kann.




