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Lebenswichtiges Gut schützen

Mehr als 70 Prozent des Trinkwassers stammen in Deutschland aus dem Grundwasservorkommen, was die Ressource Grundwasser besonders schützenswert macht. Gerade wenn Dürren und Hitzeperioden den Stand unseres Grundwassers bedrohen, muss die Politik langfristig wirksame Maßnahmen ergreifen, um di ausreichende Versorgung mit trinkbarem Wasser auch für die Zukunft zu sichern.

Zwar ist Grundwasser eine natürliche Ressource, die sich dank der Regenfälle immer wieder auffüllt, jedoch gibt es verschiedene Faktoren, die das Grundwasser bedrohen. Ein Faktor ist der Klimawandel. Durch die anhaltenden Dürreperioden der Jahre 2018 bis 2022 gab es zwar keinen „flächendeckenden Wasserstress“, jedoch sei es zu regionalen Engpässen gekommen, wie Dr. Jörg Rechenberg, Leiter des Fachgebiets „Übergreifende Angelegenheiten Wasser und Boden“ des Umweltbundesamts (UBA), erklärt. Dies habe aber zusätzliche Gründe, wie die sich regional unterscheidende Niederschlagsmenge oder eine erhöhte Wassernutzung zu bestimmten Tageszeiten, was durch die Hitzeperioden zu teilweisem „Spitzenwasserbedarf“ geführt und „die Verteilungssysteme einiger Wasserversorgungsunternehmen an die Grenzen brachten“ habe, wie Rechenberg weiter ausführt.

Grundsätzlich sei aber keine Verknappung der Trinkwassergewinnung und eine damit einhergehende Rationierung des Wassers zu erwarten, wie Prof. Dr. Christoph Treskatis vom Institut IWAR der Technischen Universität Darmstadt meint, denn die Grundwasserspeicher hätten sich seit Herbst 2023 wieder erholt. Doch wie Dunja Kreiser (SPD) erklärt, müsse auch die Bundesregierung auf geänderte Voraussetzungen reagieren. Um die Sicherung der Qualität und Quantität von Trinkwasser zu gewährleisten, brauche es vor allem Daten. „Wir müssen wissen, über was wir entscheiden, was wir wie einsetzen, welche Mengen wo verbraucht und wo gebraucht werden,“ erläutert die Bundestagsabgeordnete. Darum müsse ein umfassendes, bundesweites Wassermonitoring in Echtzeit eingeführt werden. Rechenberg führt aus: Das Grundwasser-Echtzeitmonitoring solle Aufschluss darüber geben, welche Mengen tatsächlich entnommen werden, um ein risikoorientiertes Grundwassermanagement etablieren zu können. Auch ein Wasserregister solle eingeführt werden, in dem die tatsächlich erfolgte Wasserentnahme verpflichtend dokumentiert werden müsse. Diese Maßnahmen sollen einen „einheitlichen Orientierungsrahmen für lokal oder regional zu treffende Priorisierungsentscheidungen über Wassernutzungen schaffen“ und somit „eine Entscheidungshilfe für die Frage [Anmerkung der Redaktion: bereitstellen], welchen Nutzergruppen im Knappheitsfall in welchem Maße die Wasserentnahme gestattet werden sollte“, erklärt Rechenberg.

Präventive Maßnahmen

Doch die Nationale Wasserstrategie soll nicht nur der Überwachung und Reaktion auf sinkende Grundwasserspiegel dienen, sondern auch dabei helfen, aktiv den Grundwasserkörper zu schützen. Denn aus den Daten ließen sich auch eine Reihe von Maßnahmen ableiten, die man vorbeugend ergreifen könne. Kreiser nennt hier das Fördern von Flüssen, Seen und Auen. Gerade Auen würden Oberflächenwasser filtern und es in der Landschaft halten, sodass auch Dürren vorgebeugt werden könne. Zusätzlich würden sie Rückhalteräume als präventiven Hochwasserschutz bieten. Zudem müsse man auch für weniger Flächenversiegelung, eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung und städtebauliche Integration von wasserwirtschaftlichen Maßnahmen sorgen.

Ergänzt wird die Liste durch den Fachgebietsleiter des UBA: Auch die Reaktivierung und der Erhalt von Bruch-, Moor- und Feuchtgebieten sowie der Rückbau von sogenannten Meliorationsmaßnahmen – also Maßnahmen zur Steigerung der Bodenqualität und zur Aufbereitung für die Bewirtschaftung des Landes – können trockenbedingten Extremwetterereignissen vorbeugen. Zusätzlich können auch „Agroforstsysteme“, also Gebiete, in denen sowohl Forst als auch Landwirtschaft und/oder Viehzucht betrieben werden, einen Schutz für das Grundwasser bieten. Denn die Bäume sorgen unter anderem für eine verbesserte Filterung von Schadstoffen, die häufig durch die Düngung von Ackerflächen auch ins Grundwasser gelangen.

Verunreinigung vorbeugen

Verunreinigung ist ein weiteres Problem, welches unser Grundwasser bedroht. Ein entsprechendes Grundwasser-Monitoring sei deshalb erforderlich, um Verunreinigungen frühestmöglich erkennen und gegensteuern zu können, erläutert Dr. Rechenberg. Um beispielsweise die Belastung durch Schadstoffe aus Düngemitteln zu minimieren, gebe es unter anderem das Instrument der Wirkstoffzulassung: „So müssen Hersteller von Pflanzenschutzmitteln […] durch Studien nachweisen, dass von diesen Stoffen keine Schadwirkung auf das Grundwasser ausgeht. Damit einher geht die Festlegung von nationalen und europäischen Schwellenwerten, die eine gute Grundwasserqualität sicherstellen.“

Zusätzlich können Punktquellen wie Kläranlagen, Industriebetriebe oder Altlasten für eine Verunreinigung sorgen. Auch hier ist es wichtig, die Ursachen schnell zu erkennen und zu beseitigen. Doch Schadstoffe können auch aus anderen Quellen ins Grundwasser gelangen. Zur Regulierung sei hier vor Kurzem die kommunale Abwasserrichtlinie auf europäischer Ebene verhandelt worden, erläutert Bundestagsabgeordnete Kreiser: „Wir werden den Eintrag von für die Gewässer problematischen Stoffen, wie Arzneimitteln, Mikroplastik oder Pestiziden, bereits an der Quelle reduzieren. Auch in der Landwirtschaft gilt es, diffuse, also schwer zu beseitigende Belastungen, zu reduzieren, die Spurenstoffe zurückzuhalten.“

Ein Meilenstein aus dieser Richtlinie sei die Herstellerverantwortung, mit der Hersteller von bspw. Arzneimitteln und Kosmetika finanziell für die erweiterte Reinigung von Abwasser in die Verantwortung genommen werden sollen. Ergänzend dazu sollen Kläranlagen ausgebaut und mit weiteren Reinigungsstufen ausgestattet werden. Mittels dieser zusätzlichen Reinigung solle auch die Wasserwiederverwendung ermöglicht werden, denn um auch hier Trinkwasser zu sparen, sieht Kreiser den Re-Use von Abwässern als große Chance. Gerade in der Landwirtschaft, bei der Haustechnik und bei der Bewässerung von Stadtgrün könne man so Trinkwasser sparen, was auch bei möglichen Engpässen für eine Entlastung sorgen würde.

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