Sabina Kusmin-Tyburski ist seit Anfang des Jahres die neue Digitalstrategin bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG). Mit dem Behörden Spiegel sprach Sie über ihre Herausforderungen für moderne Mobilität und wie autonomes Fahren die Infrastruktur stärken kann.
Behörden Spiegel: Sie sind seit Februar die neue CIO der BVG. Was reizt Sie an der Aufgabe?
Sabina Kusmin-Tyburski: Ich habe den Job gewechselt, weil mich die Themen der BVG, insbesondere die Mobilitätswende interessieren. Ich hatte nach einem Unternehmen gesucht, das mir Perspektiven und Möglichkeiten bietet. Ich komme aus dem Bankenbereich und mich hat es gereizt, im öffentlichen Auftrag tätig zu werden.
Behörden Spiegel: Was ist Ihre Kernaufgabe bei der BVG?
Kusmin-Tyburski: Einer unserer Schwerpunkte liegt auf der Digitalisierung der Projekte. Da haben wir mit Jelbi schon vor einiger Zeit eine multimodale Mobilitätsplattform eingerichtet, die wir weiter ausbauen möchten. Wir haben auch generelle Themen im Bereich IT, wie das Setzen von Standards und das effiziente Arbeiten in der Gesamtorganisation, in den Fokus gesetzt. Und natürlich ist auch eine stetige Herausforderung, einen hohen Standard im Bereich der IT-Sicherheit zu gewährleisten.
Unsere Arbeit beeinflusst aber auch Themen, bei denen man vielleicht nicht gleich an IT denken würde. Zum Beispiel die Angebotsplanung. Da müssen wir klären, wie wir z. B. den Einsatz der neuen E-Busse besser planen können: Auf welchem Betriebshof sollen sie stehen? Welche Reichweite haben sie? Wo werden sie am besten geladen? Dann beschäftigt uns der Bereich predictive maintenance, also wie können die Wartungsabläufe besser gestaltet werden. Damit sollen zum Beispiel Zugausfälle proaktiv verhindert werden, indem die Systeme effizienter gewartet werden.
Kusmin-Tyburski: Wie ist die IT bei der BVG aufgestellt?
Behörden Spiegel: Mein Bereich heißt intern abgekürzt VI – wir kümmern uns um die Informations- und Vertriebstechnologie der BVG. Dafür haben wir vier Abteilungen plus Stäbe. Eine Abteilung beschäftigt sich mit der Vertriebstechnik, aber auch Backbone, also Netzaufbau und Netzinfrastruktur. Ein weiterer Bereich beschäftigt sich mit dem digitalen Unternehmensservice und der Anwendungslandschaft der BVG: Dazu gehört unter anderem unser Service Universum auf der „Service Now“-Plattform, die stets weiterentwickelt wird und somit zur zentralen Anlaufstelle für alle Belange der Mitarbeitenden werden soll. Da liegt auch unser Thema SAP mit drin, die wir für alle Controlling- und Logistikprozesse nutzen. Eine weitere Abteilung ist Fahrgastinformation und Vertriebstechnologie. Dazu gehört der Softwarepart für den Vertrieb aber auch die vielen neuen Betriebsthemen, die wir bereits besprochen haben. Die letzte Säule ist der Kernbetrieb IT, also der Serverbetrieb für die Rechenzentren und perspektivisch auch für die Cloud. Die Stabsstellen verantworten übergeordnete Funktionen wie das Gesamtportfoliomanagement und die Weiterentwicklung der Produktorganisation. Von der Mitarbeitendenanzahl sind wir bei etwa 465 mit einigen freien Stellen in der IT die wir jetzt sukzessive – insbesondere bei digitalen Themen – nachbesetzen wollen.
Behörden Spiegel: Wie steht die BVG zu automatisiertem und autonomem Fahren?
Kusmin-Tyburski: Mit dem Mobilitätsdienstleister Moia möchten wir selbstfahrende Shuttles erproben. Ende 2025 soll es hier mit einem Pilotprojekt losgehen. Dort möchten wir herausfinden, ob wir mit diesen Transportmitteln die Lücke, die wir zwischen ÖPNV und Individualverkehr noch haben, schließen können. Insbesondere für Randgebiete ist das eine Möglichkeit, Mobilität ganz neu zu erfahren.
Behörden Spiegel: Berlin hat bei der Fußball-EM die meisten Spiele ausgerichtet. Hat sich die IT der BVG dafür gesondert vorbereitet?
Kusmin-Tyburski: Der große Impact ist natürlich in den Fahrbereichen, insbesondere in der U-Bahn spürbar gewesen. Wir in der IT haben einen Change Freeze eingestellt. Dort haben wir uns die Frage gestellt: Was könnte schlimmstenfalls schiefgehen? Wir sind z. B. für die Brandmeldeanlagen zuständig und betreiben dort gerade ein Erneuerungsprojekt. Wir müssen die Anlagen dann im Regelbetrieb testen und da eignet sich ein großes Ereignis wie die Fußball-EM, wo die Bahnhöfe voll mit Fans sind, nicht wirklich gut. Alle großen Veränderungen, die sich aktiv auf unsere Kundinnen und Kunden auswirken können, werden wir also erst jetzt, nach der Fußball-EM, angehen. Aber grundsätzlich ist die Last auf den IT-Systemen unbeeinflusst davon, ob unsere U-Bahnen 50 oder 500 Fahrgäste transportiert.
Das komplette Interview mit Sabina Kusmin-Tyburski können Sie in der kommenden August-Ausgabe des Behörden Spiegel nachlesen.





