Die VDI-Reihe 6000 befasst sich mit Sanitärtechnik und Sanitärräumen auch für Arbeitsstätten und Behörden. Sie erschien im Juli in überarbeiteter Fassung und nimmt sich des Themas Diversität an.
Auch wenn die „dritte Option“ des Geschlechtermodells bereits Ende 2018 gesetzlich verankert wurde: In der Praxis existieren noch viele Lücken zur konkreten Umsetzung, in Behörden und Kommunen herrscht teilweise erhebliche Verunsicherung, zum Beispiel im Bezug auf gendergerechte Toilettengestaltung. Diese Lücke wird nun von der Neufassung der VDI-Reihe 6000 „Sanitärtechnik – Sanitärräume“ geschlossen.
Neben den allgemeinen Festlegungen für Maße, Beschaffenheit und Gestaltung von Sanitärräumen und Sanitärtechnik enthält die Reihe Anweisungen für so genannte „All-Gender-Toiletten“, die geschlechtsunabhängig genutzt werden können. Damit greift die Richtlinienreihe einer Aktualisierung der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) vor und kann bereits jetzt als Orientierung für betriebliche Maßnahmen im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) herangezogen werden.
Stolz auf Diversität und echte Barrierefreiheit
Nebenbei ist die VDI-Reihe 6000 auch die erste VDI-Richtlinienreihe überhaupt, die auf die neuen Umstände eingeht. Herr Thomas Wollstein, Verantwortlicher in VDI-Fach- und Richtlinienausschüssen im Bereich Sanitärtechnik, erklärt dazu in seinem lesenswerten Interview mit DIN Media: „Ich bin ziemlich stolz darauf, dass es die erste technische Regel auf dem Markt ist, die diesen Aspekt berücksichtigt.“
Doch für Thomas Wollstein ist damit nicht Schluss. Zusammen mit VDI 6008 Blatt 2 liegen damit Gestaltungsregeln vor, die Sanitärräume für alle Personen gleichermaßen nutzbar machen sollen – Sehbehinderte, Menschen mit Bewegungseinschränkungen, Mütter mit Kindern und alle weiteren Individuen mit ihren ureigenen Bedürfnissen.
Praktisches How-to für die öffentliche Sanitärplanung
Dazu wurden die Teile 3 bis 6 der Richtlinienreihe VDI 6000 angepasst und mit ebendiesen neuen Anforderungen versehen. Von den Grundlagen wie Brand-, Schall- und Feuchtigkeitsschutz über die Grundrissplanung und die Auswahl und Anordnung von sanitären Ausstattungselementen bis hin zur Beschaffenheit der Armaturen finden Behörden, Planende und Ausführende nun alles rund um zeitgemäße Sanitärräume und -technik.
Der Bonus dabei? Die zusätzlichen Investitionen, die durch die Umrüstung auf die Träger zukommen, werden häufig ausgeglichen durch den geringeren Platzbedarf der neuen All-Gender-Toiletten. „Fläche ist ein beherrschender Kostenfaktor im Gebäudesektor“, weiß Wollstein – und eben davon benötigen die modernen Unisex-Toiletten weniger.
Neben dem neu aufgegriffenen Thema der Diversität erhielt die Richtlinienreihe auch eine neue Strukturierung, die für weniger Redundanz sorgt: Allgemeine Festlegungen finden sich nun in Blatt 1 der Reihe, die Blätter 2 bis 6 wurden entschlackt und modernisiert. Für Verantwortliche in den deutschen Behörden und Kommunen wird es dadurch leichter, die Anforderungen an eine regelkonforme und bedarfsgerechte Sanitärgestaltung umzusetzen.
Dieser Beitrag ist eine Anzeige der DIN Media GmbH.




