Das Office of Strategic Capital (OSC) hat seine Investitionsstrategie für das Jahr 2025 veröffentlicht. 15 Industriesegmente sollen in den kommenden zwölf Monaten besonders durch dessen Förderung profitieren.
Mit der Veröffentlichung der Investitionsstrategie für die kommenden zwölf Monate macht das Office of Strategic Capital (OSC) im US-Verteidigungsministerium nicht nur deutlich, in welche Entwicklungsstränge die von ihm verwalteten Finanzmittel investiert werden sollen. Der Bericht vermittelt auch einen Eindruck davon, welches verteidigungspolitische Gewicht das Pentagon den jeweiligen Technologien beimisst. Laut OSC habe eine robuste Kombination aus wissenschaftlichen und wirtschaftlichen quantitativen wie qualitativen Methoden dazu beigetragen, die fruchtbarsten Segmente für Investitionen zu identifizieren. Das Ergebnis dieser Bemühungen ist eine Liste von 15 Industriesegmenten. Sie umfasst:
- Fortschrittliche Schüttgutmaterialien
- Fortschrittliche Fertigung
- Autonome mobile Roboter
- Batteriespeicher
- Biochemikalien
- Bioenergetik
- Biomasse
- Wasserstofferzeugung und -speicherung
- Mikroelektronik: Montage, Prüfung und Verpackung
- Mikroelektronik-Fertigungsanlagen
- Werkstoffe für die Mikroelektronik
- Nanomaterialien und Metamaterialien
- Sensor-Hardware
- Raumfahrzeuge
- Synthetische Biologie
Anlass dafür, gerade diese Segmente zu priorisieren, gebe laut Jahresbericht die Tatsache, dass sie den Vereinigten Staaten und ihren Partnernationen robuste Vorteile gegenüber ihren strategischen Rivalen verschafften.
Austins Zukunftsfonds
Bei den aufgelisteten Industriesegmenten handelt es sich um eine Priorisierung einer bestehenden Liste von 31 „Covered Technology Categories“. Der US-Kongress stimmte ihr im Dezember 2023 zu und markierte damit einen der Meilensteine der noch jungen Geschichte des OSC. Das US-Verteidigungsministerium rief das Büro im Dezember 2022 ins Leben. Aufgabe des OSC ist es, privates Kapital in Sektoren zu ziehen, die für die nationale Sicherheit von entscheidender Bedeutung sind. Dafür stehen dem OSC verschiedene Finanzprodukte zur Verfügung. Den Auftakt hierfür machte die „Small Business Investment Company Critical Technology Initiative“ (SBICCT Initiative) im Herbst 2023. Im Oktober des Folgejahres etablierte das OSC ein Programm, das Kredite für den Bau oder die Modernisierung kommerzieller Anlagen bereitstellt. Der Fördertopf umfasst eine Milliarde US-Dollar. Darüber hinaus nutzt das OSC die Investitionsstrategie 2025, um eine Strategie auf den drei Zeitebenen – kurze, mittlere und langfristige Investitionen – auszulegen.
Die strategische Konkurrenz, in der die USA über das OSC triumphieren wollen, schlüsselt das Büro in drei Unterkategorien auf: ökonomische Netzwerke, Schlüsselindustrien und kritische Technologien. Diese Unterkategorien korrelieren mit den benannten Zeitfenstern. Der kurzfristige Zeitraum in den kommenden drei Jahren müsse laut Investitionsstrategie der Pflege und der Resilienzsteigerung ökonomischer Netzwerke gelten. Der Anspruch müsse sein, nationale ökonomische Netzwerke gegen gezielte Einflussnahme externer Akteure zu härten. Das mittlere Zeitfenster im Rahmen von zwei bis sieben Jahren wiederum stehe laut Investitionsstrategie im Zeichen des Wettstreits um die Vorherrschaft in Schlüsselindustrien.
„Die Fähigkeit eines Wettbewerbers, eine Schlüsselindustrie zu beherrschen […] verschafft diesem Konkurrenten einen erheblichen Wettbewerbsvorteil“, heißt es in der Strategie. Der langfristige Investitionszeitraum beschreibt eine Zeitachse von fünf bis mehr als 15 Jahren. Insbesondere die Entwicklung disruptiver Technologien prägt laut OSC diese Kategorie. Dabei dürfe man sich allerdings nicht auf die reine Entwicklung besagter Technologien beschränken. Im gleichen Maße bedeutsam sei die Fähigkeit, diese zu kommerzialisieren.
Vieles findet sich in der SVIS wieder
Die Investitionsstrategie des OSC weist einige Analogien und Überschneidungen zu der im Winter vergangenen Jahres veröffentlichten Sicherheits- und Verteidigungsindustriestrategie (SVIS) der scheidenden Bundesregierung auf. Die in der SVIS aufgelisteten Schlüsseltechnologien finden sich zum Teil in den priorisierten Industriesegmenten der Investitionsstrategie 2025 des OSC wieder. Autonome Systeme, Künstliche Intelligenz und Sensorik werden in beiden Dokumenten vergleichbar priorisiert. Große Unterschiede werden hingegen offenbar, wenn man konkrete Projekte aus den Schlüsseltechnologien der SVIS betrachtet.
Derer gibt es einige. Die SVIS definiert geschützte/gepanzerte Fahrzeuge, Flugkörper und Flugabwehrsysteme, Munition, Dreh- und Starrflügler sowie Handfeuerwaffen als Schlüsseltechnologien. Derartig konkrete Segmente sucht man im Investitionsplan des OSC vergeblich. Der Fokus liegt dort vielmehr auf Fertigungstechnologien und der Fortentwicklung von Materialien. Lediglich bei der Raumfahrt sind sich die Autorinnen und Autoren beider Dokumente einig, dass es einer Investition in die Fortentwicklung derartiger Technologien bedarf. Auffällig ist darüber hinaus, dass die Investitionsstrategie des OSC einen starken Fokus auf Biotechnologie legt. In der SVIS findet diese Thematik nur am Rande im Rahmen der ABC-Abwehr Erwähnung. Auch können sich die US-Amerikaner des OSC auf ein Software-Fundament stützen, das in der Bundesrepublik in weiter Ferne scheint. IT- und Kommunikationstechnologie ist daher nur in Deutschland ein Schlüsseltechnologie- bzw. Prioritätssegment. Mit einer starken IT-Industrie im Rücken beschränkt sich die Investitionsstrategie auf die Produktion von Mikrochips.




