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StartSicherheitBlaulicht im Netz

Blaulicht im Netz

Instagram, TikTok und WhatsApp: Die Kommunikationswege der Polizeien werden immer breiter. Über Soziale Medien will die Polizei Nachwuchs gewinnen und ihre Arbeit der Bevölkerung näherbringen.

Eine Polizistin und ein Polizist stehen bei strahlendem Sonnenschein vor dem Eingang zum U-Bahnhof Leopoldplatz. Sie halten einen Flyer, der über das kürzlich eingeführte Waffenverbot im Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) informiert. Unter dem vom Instagram-Account der Polizei Berlin geposteten Beitrag steht: „Abschnittsübergreifend haben Kolleginnen und Kollegen der Direktion 1 gestern Abend verschiedene Bahnhöfe […] begangen, Flyer verteilt und Personen kontrolliert all das im Hinblick auf das Waffen- und Messerverbot im ÖPNV.“ Die Polizei Berlin informiert über ihre Arbeit – und dazu nutzt sie inzwischen seit 2018 die Social Media-Plattform Instagram.

Aber nicht nur: Bereits ab 2014 war die Polizei Berlin auf Facebook und Twitter – heute X – und ein Jahr später auch auf YouTube zu finden. „Zwischenzeitlich hatten wir auch einen aktiven Snapchat-Kanal, der zwar nicht mehr bespielt wird, aber als Dialogkanal weiterhin offen ist – man kann uns dort noch anschreiben“, erklärt Yvonne Tamborini, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der Polizei Berlin gegenüber dem Behörden Spiegel. Social Recruting, also die Nachwuchsgewinnung, betreibt die Sicherheitsbehörde hauptsächlich über TikTok und den digitalen Berufsberater, bzw. Influencer Mario auf Instagram. Als letzte Kommunikationsplattform kam Anfang Mai des vergangenen Jahres noch der WhatsApp-Kanal dazu. „Unser Ziel ist es, die gesamte Bevölkerung zu erreichen, die auf den diversen Plattformen unterwegs ist – von den Silver Agern bis hin zu den ganz Jungen“, betont Tamborini.

Mehr als Imagepflege

Viele Polizeien in Deutschland finden inzwischen auf diversen Sozialen Plattformen statt. Die Gründe sind vielfältig. So erläutert Tamborini: „Die Social Media-Arbeit der Polizei ist ein fester Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit – besonders in Einsatzlagen, in Krisensituationen, zur Imagepflege und insbesondere zur Darstellung des Polizeiberufs.“ Bei der Polizei Berlin gehöre das inzwischen zum Standard. Die Social Media-Arbeit habe den Stellenwert einer modernen Bürgerkommunikation, weil sie per se im Dialog stattfinde. „Durch unsere Veröffentlichungen in Sozialen Netzwerken ermöglichen wir eine große Teilhabe – Menschen können Inhalte einfach und schnell mit Freunden und Familie teilen“, so Tamborini. Das sei vor allem bei polizeilichen Ad-hoc-Einsätzen, großen Veranstaltungen und Versammlungen ein großer Vorteil und Standard.
Polizeibeiträge entstehen auf unterschiedliche Weise. Manche sind langfristig geplant – wie der Post zum Waffenverbot im ÖPNV.

„Das war ein längerer Prozess – ein geplanter Content. Den bereiten wir vor, begleiten ihn medial und gehen teilweise live mit in den Einsatz“, sagt die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem gebe es auf Instagram auch Beiträge direkt von den Polizeibeamtinnen und -beamten. Sie haben die Möglichkeit, dem Social Media-Team Inhalte zu schicken, die zur Imagepflege beitragen oder den Polizeiberuf erlebbar machen – direkt aus dem Funkwagen oder auch mal als sogenannten Pet Content. Finden Berliner Polizistinnen und Polizisten ein herren- oder frauenloses Tier, können sie die Besitzerin oder den Besitzer über Instagram suchen. Laut Tamborini mit einer 80-prozentigen Erfolgschance. „Ohne Social Media könnten wir solche Fahndungen gar nicht machen.“ Glaubhaft und bürgernah wirkt die Kommunikation laut Tamborini durch kontinuierlichen Austausch, ehrliche Sprache, Lernprozesse und die Bereitschaft, Fehler einzugestehen. So müsse besonders bei sensiblen Themen, wie beispielsweise einem Verkehrsunfall, Rücksicht genommen werden – gerade auf die Perspektive der Betroffenen.

Ausbildung und Arbeitsalltag

Inzwischen sind sechs Personen aus dem Social Media-Team der Polizei Berlin direkt in der Presse- und Medienarbeit tätig. Mit ihrem Chef, dem Pressesprecher Florian Nath, verantworten sie die digitale Tages-, Einsatz- und Krisenkommunikation und gehen damit neue Wege. Seine Video-Statements direkt aus den Einsätzen stehen der Community sehr zeitnah zur Verfügung und auf weitere Kommunikationsbedarfe kann ebenso schnell reagiert werden. Zusätzlich gibt es drei Mitarbeitende in der Öffentlichkeitsarbeit. Sie kümmern sich ausschließlich um die digitale Imagekommunikation und deren Contentproduktion. Im Bereich Human Resources (HR) sind nochmals sechs Personen mit dem Social Recruting befasst. Um für eine Polizei Social Media qualifiziert betreiben zu können, gibt es in Deutschland eine zertifizierte Fortbildung zum Social Media Manager Polizei. In drei Wochen lernen die Mitglieder der Social Media-Teams der Polizeien des Bundes und der Länder an der Polizeihochschule Münster-Hiltrup alles Wichtige: von Social-Media-Strategien bis zu rechtlichen Fragen wie Medienrecht, Persönlichkeitsrecht und Datenschutz. Des Weiteren wird ihnen auch Community-Management, Krisenkommunikation, Bildbearbeitung und Videoschnitt beigebracht und am Ende erarbeiten die Teilnehmenden ein strategisches Konzept.

Laut Tamborini lernen die Mitarbeitenden des Teams voneinander und im direkten Einsatz während ihrer Arbeit. „Das Team schaut sich im Jahr fast eine Million Kommentare und persönliche Nachrichten an. Das heißt, sie lernen sehr schnell, auch weil sie im Team arbeiten, sich austauschen, sich besprechen, wie man mit Postings und Reaktionen umgehen kann – und jede Reaktion mindestens im Vier-Augenprinzip erfolgt.“ Wichtig ist besonders der Umgang mit Kommentaren oder Privatnachrichten auf den Kanälen. Denn die sind, so Tamborini, überwiegend kritisch. „Wir gehen davon aus, dass die Menschen, die unsere Inhalte gut finden, eher nicht kommentieren.“ Gegen Kommentare oder Privatnachrichten, die pietätlos sind oder die Schwelle zum möglicherweise Strafbaren überschreiten, geht das Team klar vor. Diese Reaktionen werden bei Bedarf ausgeblendet und gegebenenfalls angezeigt. „Man muss schon aufpassen, wenn man der Polizei schreibt – wir verfolgen Ordnungswidrigkeiten und Straftaten selbstverständlich auch im Netz.“

Ein Blick hinter die Kulissen

Das positive Feedback, welches die Behörde durchaus auch erreicht, wird meist über Privatnachrichten oder als Reaktion auf eine Instagram-Story verschickt. So erhält auch der hessische „Cop-Influencer“ Christopher, kurz Chris, immer wieder freundliche Nachrichten aus seiner Community. „Die Reaktionen aus der Bevölkerung sind überwiegend positiv“, erklärt Chris beim Gespräch mit dem Behörden Spiegel. Der 31-jährige Polizeihauptkommissar betreibt seit Februar dieses Jahres einen Instagram-Account für die hessische Polizei. Neben sechs weiteren Polizeibeamtinnen und -anwärtern gibt Chris auf seinem Kanal unter dem Motto „Mehr als Blaulicht“ einen Blick hinter die Kulissen des Polizeialltags. Dabei füllen die sechs „Cop-Influencer“ ihre Instagram-Kanäle entweder alleine oder zu zweit. „Wir sind regelmäßig in Kontakt und es gibt selbstverständlich auch Absprachen zu unseren Postings. Grundsätzlich betreiben wir aber eigenständige Kanäle und veröffentlichen unseren eigenen Content“, so Chris.

Seit 2013 ist er bei der Polizei Hessen. Nach dem Studium begann er im Streifendienst im Hochtaunuskreis, wo sein Interesse für Verkehrssicherheitsarbeit wuchs. Es folgte ein Wechsel zur Autobahnstation Wiesbaden, bevor er 2019 zur Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS) ging. Dort ist er heute als Fahrlehrer tätig, verantwortet die Fahr- und Fortbildung und unterrichtet Verkehrsrecht. Zu Instagram kam Chris über einen internen Aufruf der Polizei Hessen. „Als ich das gesehen habe, war ich direkt interessiert und habe mir überlegt, was ich dort kreativ darstellen könnte – über meine Person bei der Polizei.“ Inzwischen postet Chris regelmäßig über seinen Beruf als Fahrlehrer bei der Polizei, spricht dabei Themen wie Verkehrssicherheit an und klärt über die Motorradaus- und -fortbildung auf. „Instagram ist eine gute Plattform, um gerade junge Menschen zu erreichen – in allen Bereichen der Sicherheit“, betont der „Cop-Influencer“. Alles rund ums Thema Motorrad komme besonders gut an, da die Motorrad-Community auf der Plattform stark vertreten sei.

Online für den Nachwuchs

Das Projekt der Polizei Hessen mit den sieben „Cop-Influencern“ zielt neben der Aufklärung über Sicherheitsthemen auch auf die Nachwuchsgewinnung ab. Laut Chris mit Erfolg: „Ich bekomme regelmäßig Anfragen von Personen, die sich für den Polizeiberuf interessieren.“ So erhalte er Nachrichten wie: „Das, was du machst, würde mich auch interessieren.“ Oder: „Ich habe mich schon immer gefragt, wie man Motorradpolizist wird. Wo kann ich mich bewerben?“ Diese Anfragen beantworte er selbstverständlich gerne. Selbst dann, wenn er dafür auch mal nach dem Abendessen ans Handy muss. „Der Kanal kann nicht nur von 8 bis 16 Uhr betreut werden. Was ich abends auf der Couch mache, wird aber ebenfalls vergütet.“ Der Einsatz in den Sozialen Medien verlangt von den Beamtinnen und Beamten also nicht nur kommunikative Fähigkeiten, sondern auch ein gewisses Maß an Flexibilität im Alltag. Der Einsatz Sozialer Medien gehört wie in Hessen und Berlin bei vielen Polizeibehörden mittlerweile zur alltäglichen Kommunikation. Damit hat sich die digitale Präsenz als fester Baustein der modernen polizeilichen Öffentlichkeitsarbeit etabliert

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