Während in Belarus die größte gemeinsame militärische Übung zwischen Russland und Weißrussland vorbereitet wird, kreisen russische Drohnen über Polen.
„Zapad 2025“ oder zu Deutsch „Westen 2025“ heißt die gemeinsame Militärübung zwischen Weißrussland und Russland, die am gestrigen Dienstag zu Ende ging. Laut Berichten aus den Teilnehmerstaaten üben Truppen beider Länder die Abwehr eines Angriffes. Ziel sei es, die engen Verbindungen zwischen Moskau und Minsk sowie die militärische Stärke Russlands unter Beweis zu stellen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Russland und Belarus eine gemeinsame Militärübung durchführen. Zuletzt erfolgte das im Jahr 2021. Nur wenige Tage später begann die vollumfängliche Invasion der Ukraine.
Weiter zur angespannten Lage der vergangenen Woche trug bei, dass am Mittwoch russische Drohnen in polnisches Hoheitsgebiet eindrangen. Die Luftverteidigung des Landes und NATO-Verbündete schossen die unbemannten Flugkörper aus der Luft. Laut dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk stammte eine bedeutende Anzahl der Drohnen aus Weißrussland. Von belarussischer Seite wurde der Vorfall als Navigationsfehler abgetan. Störungen des Navigationssystems auf den Lufteinheiten seien dafür verantwortlich.
Allerdings fand die ereignisreiche Woche mit den UAV im polnischen Luftraum noch kein Ende. Am vergangenen Samstag drangen russische Drohnen in den rumänischen Luftraum ein. Laut dem Verteidigungsministerium des südosteuropäischen Staates spürten rumänische Kampfjets vom Typ F-16 – während sie russischen Angriff in der Ukraine überwachten – Drohnen in der Nähe der südlichen Grenze der Ukraine auf. Konkret überflogen die unbemannten Luftfahrzeuge ein Gebiet südwestlich des Dorfes Chilia Veche. Gefahr für die Bevölkerung habe laut dem rumänischen Verteidigungsministerium allerdings zu keinem Zeitpunkt bestanden.
Alte Liebe rostet nicht
Russland und Weißrussland verbindet eine enge Partnerschaft. Beide Staaten teilen eine Grenze und einen autoritären Regierungsstil. Welchen Umfang die jetzt zu Ende gehende Militärübung hat, ist nicht zweifelsfrei zu ermitteln. Etwa ein Jahr vor der Übung sprach das weißrussische Verteidigungsministerium von einer Truppenstärke von 13.000 Personen. Diese sollten zu diesem Zeitpunkt noch vor allem im Umkreis der westlichen Grenzen des Landes üben. Fünf Monate vor der Übung revidierte das Verteidigungsministerium diese Aussagen. Nun sollte nur noch etwa die Hälfte der zuvor angekündigten Militärangehörigen an Zapad 2025 teilnehmen. Der Mittelpunkt des Übungsgeschehens sei nun weiter im Inneren des Landes zu finden sein.
Darüber hinaus sollen auf russischem Staatsgebiet ebenfalls Übungen erfolgen. Etwa einen Monat vor dem Übungsgeschehen nahm Verteidigungsminister Viktor Khrenin eine Konkretisierung vor. Der Großteil der Übung erfolge in der Umgebung der Stadt Barysaw – etwa 74 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Minsk. Darüber hinaus fänden kleinere Übungsanteile in den Grenzgebieten zu Polen und Litauen statt. Ebenfalls seien dort zwei der fünf neuen Befestigungsanlagen, die für die Übung errichtet werden, zu finden.
Bezüglich der Truppenstärke variieren die Angaben zu Zapad 2025 stark. Der Leiter der zweiten Abteilung für operative Dienste Litauens, Mindaugas Mažonas, geht von 30.000 Soldaten aus. Davon sollen etwa 8.000 aus Russland stammen.
Ganz gleich, welche Zahl am Ende der Realität entspricht, im Vergleich zu Zapad 2021 ist die Truppenstärke massiv gesunken. Vor vier Jahren übten noch 200.000 Militärangehörige auf russischem und weißrussischem Boden. Auch die Anzahl der eingesetzten schweren Waffensysteme ist im Vergleich zu 2021 rückläufig. Allerdings nutzt Russland die diesjährige Iteration, um neue Waffensysteme zu erproben – darunter der Überschallmarschflugkörper Zircon und der Überschallbomber Suchoi Su-34. Die Zircon wurde von einer Fregatte der Klasse Admiral Golovko in der Barentssee abgeschossen. Laut dem russischen Verteidigungsministerium habe der Marschflugkörper sein Ziel getroffen und zerstört. Darüber hinaus gab das weißrussische Verteidigungsministerium bekannt, dass eine neue nuklearfähige Mittelstreckenrakete vom Typ „Oreschnik“ im Rahmen der Übung erprobt werde.
In Polen bleibt die Sorge
Trotz der abnehmenden Teilnehmerzahl sorgt die Übung bei den unmittelbaren Nachbarn für Unwohlsein. So schloss die polnische Regierung den Grenzübergang zu Weißrussland während der Übung. Darüber hinaus treibt ein weiteres Szenario den polnischen Verantwortlichen Sorgenfalten auf die Stirn. Sie fürchten, dass Weißrussland und Russland Szenarien zur Besetzung der sogenannten Suwalki-Lücke beüben könnten. Dabei handelt es sich um ein wenige Kilometer großes Grenzgebiet zwischen Weißrussland, Polen, der russischen Exklave Kaliningrad und Litauen. Polens Regierungschef befürchtet, dass Russland bei einer Ausweitung des Ukraine-Konfliktes diesen Landstreifen besetzen könnte.
Belarus und die USA nähern sich an
Sowohl Russland als auch Belarus betonten, dass die Übung ihrem Wesen nach defensiv ausgelegt sei. Um das zu untermauern, lud Weißrussland alle Mitglieder der Organization for Security and Cooperation in Europe und neun ausgewählte Mitglieder der NATO ein, Militärbeobachter ins eigene Land zu entsenden. Die USA nahmen diese Einladung an. Innerhalb des Verteidigungsbündnisses folgten die Türkei und Ungarn diesem Beispiel. In einem Pressetermin zur Übung betonte der weißrussische Verteidigungsminister, dass es den Beobachtern aus den USA gestattet sei, sich frei zu bewegen und nach Belieben Angehörige der weißrussischen Streitkräfte zu befragen. Die Einladung westlicher Militärbeobachter steht im Zeichen der belarussischen Bemühungen, das belastete Verhältnis zu westlichen Staaten zu verbessern.
Erst vor einer Woche besuchte der US-Gesandte John Coale Minsk. Im Namen seines Chefs, US-Präsident Donald Trump, verhandelte dieser einen Deal, der die Freilassung von 52 Gefangenen vorsah. Im Gegenzug hoben die Vereinigten Staaten die Sanktionen gegen die staatliche belarussische Airline Belavia auf. Darüber hinaus verkündete Coale Bestrebungen, die US-Botschaft in Weißrussland wieder zu öffnen und die Beziehungen zu normalisieren. Die Anstrengungen, das Verhältnis zu Weißrussland zu verbessern, sind allerdings ein Phänomen, das vornehmlich in den USA zu beobachten ist. Während Trump den weißrussischen Regierungschef Lukaschenko nach einem Telefongespräch im letzten Monat noch als „highly respected President“ bezeichnete, bewahrten sich andere westliche Staatschefs ihre kritische Haltung zu Belarus.





