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StartVerteidigungHegseth entlässt einen Stabschef

Hegseth entlässt einen Stabschef

Überraschend entließ US-Verteidigungsminister Peter Hegseth am vergangenen Freitag den Stabschef der U.S. Navy, Jon Harrison. Erst im Januar war er von US-Präsident Donald Trump berufen worden.

Nachdem er erst im Januar durch die Trump-Regierung als Stabschef der U.S. Navy berufen worden war, hat US-Verteidigungsminister Pete Hegseth Jon Harrison schon wieder entlassen. In einer Mitteilung des Pentagons ist zu lesen, dass er nicht länger als Stabschef des Marineministers tätig sei. Harrisons bisherige Aufgabe war es, die Bürokratie umzustrukturieren. Konkret arbeitete er unter Navy Secretary John Phelan daran, die Arbeitsprozesse der Policy- und Budgeting-Büros der Navy zu optimieren. Eine solche Umstrukturierung ist notwendig, da die Seestreitkräfte der USA bei vielen großen Schiffsprojekten deutlich im Verzug sind. Dass dem Navy Secretary eine derart verantwortungsvolle Rolle zukommt, ist ungewöhnlich. Zumeist halten sich die Stabschefs im Hintergrund und zeichnen für reibungslose Abläufe in ihren Teilstreitkräften verantwortlich. Anders Harrison: Ihm oblag eine der größten Herausforderungen der US-amerikanischen Marine – die Erneuerung der Flotte.

Der ehemalige Stabschef hat bereits verschiedene politische Funktionen in Trump-Administrationen bekleidet. So diente er im ersten Kabinett Donald Trumps als Chairman of the United States Arctic Research Commission. Diese Position hatte er bis zum Frühjahr 2021 inne. Eine Erklärung, warum die Dienste Harrisons nicht länger benötigt werden, gab das Pentagon nicht. Medienberichten zufolge soll der scheidende Stabschef versucht haben, die Rolle des Unterstaatssekretärs, des Navy-Veteranen Hung Cao, zu beschneiden. Mitarbeitende, die Cao in seiner neuen Funktion unterstützten, sollen durch Harrison versetzt worden sein. Darüber hinaus sollen Harrison und Navy Secretary Phelan geplant haben, alle zukünftigen militärischen Assistenten Caos zu befragen, um sicherzustellen, dass Entscheidungen aus dem Büro des Sekretärs kamen. Der Unterstaatssekretär ist Mitglied der republikanischen Partei und steht Trump nahe.

Der Abzugsfinger sitzt locker

Harrison ist nicht der erste hochrangige Mitarbeitende des Pentagons, der seinen Hut nehmen musste, seit Hegseth den Posten des Verteidigungsministers übernommen hat. Senior Adviser Dan Caldwell, stellvertretender Stabschef Darin Selnick und Colin Carroll, Stabschef des stellvertretenden Verteidigungsministers, wurden allein in diesem Jahr entlassen. Ebenfalls wurden in den letzten zehn Monaten der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs, General C.Q. Brown, die Chefin der Marineoperationen, Admiral Lisa Franchetti, die Kommandantin der Küstenwache, Admiral Linda Fagan, und mehrere andere uniformierte Führungskräfte von ihren Aufgaben entbunden.

Es knirscht beim Schiffsbau

Mit der Effizienzsteigerung der Prozesse in der Navy widmete sich Harrison einer Aufgabe, die von den höchsten Ebenen der US-Regierung als Problem identifiziert wurde. Die Werften in den USA schrumpfen, während die Produktionskosten steigen. Das Ergebnis: Die Industrie hat Schwierigkeiten, die Flotte der Marine zu erhalten. Neue Schiffsprojekte liegen teils jahrelang im Verzug. So ergab ein Bericht aus dem vergangenen Jahr, dass die Arbeiten an den Atom-U-Booten der Columbia-Klasse um zwölf bis sechzehn Monate hinter dem Plan liegen. Der angesetzte Übergabetermin im Oktober 2027 kann damit nicht gehalten werden. Noch dramatischer gestaltet sich der Verzug bei den Fregatten der Constellation-Klasse: Teilweise hängen die Arbeiten bis zu drei Jahre hinter dem Zeitplan. Die verantwortliche Werft Fincantieri Marinette Marine in Wisconsin führt Arbeitskräftemangel als Grund für die Verzögerungen an.

Von derartigen Problemen ist die Konkurrenz aus China nicht geplagt. Dort produzieren die Werften erfolgreich neue zivile und militärische Einheiten.
Diese Umstände motivierten den amtierenden US-Präsidenten, das Problem zur Chefsache zu erklären. Im März kündigte Trump während einer Rede vor dem Kongress an, die angeschlagene Schiffbauindustrie der Vereinigten Staaten wiederzubeleben. Dazu soll die Gründung eines dedizierten „Shipbuilding Office“ im Weißen Haus beitragen. Gleichzeitig stellen sich internationale Partner auf, um der US-Schiffbauindustrie unter die Arme zu greifen.

Hilfe aus Übersee

Naheliegende Partnerländer für die US-Werften sind Südkorea und Japan. Beide Staaten sind seit Jahren enge Verbündete der USA und verfügen über die zweit- und drittgrößte Schiffbauindustrie Asiens. In Südkorea machen die großen Werften bereits konkrete Pläne, um in den USA tätig zu werden. So veröffentlichten die drei größten Unternehmen der südkoreanischen Schiffbauindustrie – Hanwha, Samsung und HD Hyundai Heavy Industries – im vergangenen Monat Pläne zur Zusammenarbeit mit dem Pentagon.
Darüber hinaus verkündete der südkoreanische Präsident Lee Jae-myung im Juli eine 150-Milliarden-Dollar-Initiative mit dem Namen „Make America Shipbuilding Great Again (MASGA)“. Diese Mittel sollen in den Bau neuer Werften in den USA, in die Ausbildung amerikanischer Arbeitskräfte sowie in die Wartung von Schiffen fließen.

Auch die Industrie trifft bereits erste Arrangements für den US-Schiffsbau. So hat HD Hyundai mit der staatlichen Korea Development Bank und Cerberus Capital die Gründung eines gemeinsamen Investitionsfonds in Milliardenhöhe vereinbart. Samsung Heavy Industries ist mit der Vigor Marine Group eine Partnerschaft eingegangen, die Wartung, Reparatur, Modernisierung von Werften und den gemeinsamen Schiffsbau umfasst.

Unterdessen begrüßen die Schiffbaugewerkschaften der Vereinigten Staaten diese Entwicklung. Vergangenen Monat forderten fünf Arbeitnehmendenvertretungen – darunter die United Steelworkers und die International Brotherhood of Electrical Workers – in einem offenen Brief den Gesetzgeber auf, die Kooperation mit Korea voranzutreiben.

Ganz ohne Friktionen verläuft die maritime Zusammenarbeit zwischen Südkorea und den USA jedoch nicht. Die demokratischen Senatoren Tammy Duckworth und Andy Kim bemängelten nach einer Reise auf die koreanische Halbinsel, dass die US-Regierung bislang keine klare Linie bei der Kooperation mit den asiatischen Partnern erkennen lasse. Insbesondere fehle es an einem „Point of Contact“, also einer festen Ansprechstelle innerhalb der US-Regierung für die koreanische Industrie.

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