- Anzeige -
- Anzeige -
- Anzeige -
- Anzeige -
StartVerteidigungUnbemannt und vertikal

Unbemannt und vertikal

Das US-Defense-Start-up Shield AI präsentiert mit dem X-BAT einen unbemannten Senkrechtstarter. Das Luftfahrzeug soll platzsparender und kostengünstiger sein als die bemannte Konkurrenz. Zunächst wird der Jet jedoch von Menschen geflogene Plattformen ergänzen.

Autonome Fähigkeiten bei umkämpften Marine- und Aufklärungsmissionen auf Distanzen von bis zu 3.700 Kilometern — ohne dabei eine Startbahn zum Abheben zu benötigen: Mit dem X-Bat hat sich das US-Verteidigungs-Start-up ShieldAI ambitionierte Ziele gesetzt. Vergangene Woche stellte das Unternehmen das unbemannte Luftfahrzeug vor Beamtinnen und Beamten sowie Militärangehörigen in Washington vor. Der Fighter soll in Zukunft sowohl als begleitende Drohne für bemannte Flugzeuge als auch eigenständig eingesetzt werden können. ShieldAi hofft den ersten Testflug im Jahr 2026 durchzuführen.

Platzsparend, flexibel und vielseitig

Laut Herstellerangaben ist das X-Bat auf Luftangriffe, Luftabwehr, elektronische Kriegsführung sowie Aufklärungs- und Überwachungsmissionen ausgelegt. Dafür setzt Shield AI auf dem knapp acht Meter langen unbemannten Luftfahrzeug die hauseigene Hivemind-Software ein. Sie ermöglicht autonomes Fliegen auch bei gestörten oder unterbrochenen Kommunikationsverbindungen. Für zusätzliche Flexibilität im Einsatz sorgt die Vertikalstartfähigkeit (VTOL) des Luftfahrzeugs. Nachdem es durch ein Schienensystem in die Vertikale gebracht wurde, hebt das X-Bat durch die eigenen Triebwerke beschleunigt vertikal ab. Einmal in der Luft wechselt die Drohne in den Horizontalflug. Wenn das X-Bat zur Startrampe zurückkehrt, landet es ohne Fallschirm, mit dem Triebwerk gen Boden gerichtet.

„Fähigkeiten in der Dimension Luft ohne Start- und Landebahnen sind der Heilige Gral der Abschreckung“, sagte Brandon Tseng, Mitbegründer und Präsident von Shield AI, in der Erklärung. „Sie verleiht unseren Streitkräften Ausdauer, Reichweite und Überlebensfähigkeit und verschafft der Diplomatie einen weiteren Tag Zeit“, führte er weiter aus. Darüber, welches Triebwerk für den nötigen Schub verantwortlich zeichnet, gab Shield AI keine Details bekannt. Lediglich, dass es sich um ein erprobtes Triebwerk mit Schubvektorsteuerung handelt, ist aus den Presseveröffentlichungen zu entnehmen.

Neben den autonomen Fähigkeiten hofft das Start-up, mit dem kleinen Profil seines unbemannten Luftfahrzeugs die Planerinnen und Planer im Department of War zu überzeugen. Bei einer Länge von knapp acht Metern und einer Flügelspannweite von etwa zwölf Metern nehmen drei X-Bat in etwa so viel Platz ein wie ein einzelnes konventionelles Luftfahrzeug. Platz für Waffensysteme sei trotz der geringen Ausmaße in Kammern im Inneren des Luftfahrzeugs zu finden. Darüber hinaus bestünde die Möglichkeit, größere Waffensysteme außen an der Drohne zu befestigen.

Welche Summen Shield AI für den X-Bat abrufen wird, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht bekannt. Trotz des Informationsrückstandes kündigte das Unternehmen dennoch selbstbewusst an, die Kosten einer bemannten Plattform deutlich unterbieten zu können. Laut Medienberichten soll sich der Kaufpreis auf etwa 27 Millionen US-Dollar pro Einheit belaufen.

Der Computer an meiner Seite

Die in das X-Bat verbaute Künstliche Intelligenz (KI) Hivemind und deren Fähigkeit, beim Kontaktverlust eigenständig in der Luft zu agieren, prädestinieren die Drohne zum Einsatz als Wingman. Dieses Konzept — in den US-Streitkräften unter der Bezeichnung „collaborative combat aircraft“ (CCA) bekannt — sieht vor, dass eine von Menschen gesteuerte Plattform durch weitere unbemannte Luftfahrzeuge ergänzt wird. Die Air Force hat bereits erste Wingman-Erprobungen mit einem durch Hivemind gesteuerten System durchgeführt. Auf dem Jet X-62A VISTA — einer für den autonomen Flug optimierten F-16 — lief die Software von Shield AI bei unbemannten Testflügen.

Europa sucht seinen Wingman

Das Interesse, bemannte Kampfjets durch unbemannte Einheiten zu ergänzen, teilen die USA mit ihren europäischen NATO-Partnern. So ist eine Begleitdrohne fest in den Konzeptionen des deutsch-spanisch-französischen Kampfjetprogramms Future Combat Air System eingeplant. Der unbemannte Anteil des Kampfflugzeugs firmiert unter dem Namen Remote Carrier. Für seine Entwicklung zeichnet Airbus verantwortlich. Darüber hinaus bestehen weitere Projekte, die sich der Entwicklung eines Wingman widmen. Zu nennen ist hier unter anderem ein Unmanned Combat Air System (UCAS), das unter der Führung des französischen Luftfahrtkonzerns Dassault Aviation entsteht. Es soll den ebenfalls aus dem Hause Dassault stammenden Rafale F5 Kampfjet unbemannt begleiten. Technisch basiert der französische Vorstoß auf dem nEUROn-Projekt, das bis in die späten 90er Jahre zurückreicht. Im Jahr 2023 absolvierte nEUROn seinen Erstflug. Die Vorstellung des Nachfolgeprojektes erfolgte auf der Paris Air Show in diesem Jahr.

Allerdings sind die Bemühungen in Europa nicht immer von Erfolg gekrönt. Nach siebenjähriger Entwicklungszeit stellte die britische Regierung das Projekt „Mosquito“ zum Bau einer unbemannten Begleitdrohne für etablierte Jets wie die F‑35B oder den Eurofighter Typhoon ein. Begründet wurde der Schritt damit, dass kleinere, kostengünstigere Systeme mit schnellerem Nutzen-Potenzial gegenüber großen Demonstrator-Projekten den Vorzug erhalten sollten. Das Entwicklungsinteresse gilt nunmehr derartigen Projekten.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein