Ein neu formiertes Bündnis fordert eine gemeinsame Reform der Notfallversorgung in Deutschland. Ohne ganzheitliche Verbesserung sei die Notfallrettung gefährdet.
Im „Bündnis pro Rettungsdienst“ beteiligen sich Mitarbeitende der Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte Deutschlands (BAND e.V.), der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG), der Deutschen Gesellschaft für Rettungswissenschaften (DGRe e.V.), dem Deutschen Berufsverband Rettungsdienst (DBRD) und der Mitarbeiterseite der Arbeitsrechtlichen Kommission des Deutschen Caritasverbandes. Gründungsort ist Frankfurt am Main.
Der Rettungsdienst an der Belastungsgrenze
Anlass für den Zusammenschluss gibt die geteilte Wahrnehmung, dass der Rettungsdienst zwar grundsätzlich leistungsfähig sei, allerdings zunehmend an seine Grenzen gerate. Als Ursache für diese Entwicklung macht das Bündnis zwei Faktoren aus: eine gesunkene Schwelle den Rettungsdienst zu alarmieren sowie die als überfordernde empfundene Aufgabenlast im Rettungswesen.
“Eine gesunkene Schwelle für die Inanspruchnahme, unzureichende Kenntnis, welche Notrufnummer, die jeweils richtige ist und lange Wartezeiten sowie eingeschränkte Verfügbarkeit im ambulanten Sektor führen zu einer Überlastung des Rettungsdienstes”, beklagt das Bündnis.
Des Weiteren stellten die Tätigkeiten in der Notfallrettung hohe fachliche und emotionale Anforderungen an die Mitarbeitenden. Einsatzlagen müssten bisweilen unter Gefährdung der eigenen Gesundheit bewältigt werden. Dies führe zu verfrühten Austritten aus dem Beruf und in Konsequenz zu einer steigenden Fallzahl unterbesetzter Einsatzfahrten.
Großer Reformbedarf
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, stellt das Bündnis zwei Kernforderungen. Eine Ausbildungsinitiative, moderne Arbeitszeitmodelle sowie angemessene Bezahlung sollen Attraktivität und Verweildauer des Berufes steigern. Darüber hinaus steht eine enge Verzahnung zwischen den Notrufnummern 112 und 116117 auf der Forderungsliste. Notrufe, die sich in der Bearbeitung in der Rettungsleitstelle als nicht akut bedrohliche Situation darstellen, seien an die 116117 weiterzuleiten. Dort soll eine Gesundheitsberatung oder ein ärztlicher Hausbesuch medizinische Fragen klären. Zusätzlich fordert das Bündnis, Pilotprojekte wie den Gemeindenotfallsanitätsdienst oder Notfallkrankenwagen zu verstetigen. Auf diese Weise müsse nicht auf jeden Notruf zwangsläufig eine Krankenhausbehandlung folgen.
Mahnende Worte
“Wir laufen Gefahr, dass das System der Notfallrettung in Deutschland zusammenbricht. Die Bevölkerung fühlt sich sicher, weil ihnen versprochen wird, dass in nur wenigen Minuten überall in Deutschland Hilfe naht. Dieses Versprechen ist schon jetzt absehbar ein trügerisches Versprechen“, mahnt Oliver Hölters, Mitarbeiterseite der Arbeitsrechtlichen Kommission der Caritas und Mitinitiator des Bündnisses pro Rettungsdienst.
Dr. Florian Reifferscheid, Vorsitzender des BAND, ergänzt: “Personalmangel in den Kliniken, Arbeitszeitmodelle und gesetzliche Regelungen erschweren auch im ärztlichen Bereich die Besetzung der Notarztstandorte und gefährden die Notfallrettung.” Daher müssten Anstrengungen unternommen werden, die notärztliche Versorgung im Rettungsdienst zukunftsfähig zu machen.
Entsprechend dieser Beurteilung fordert das Bündnis, sich nicht auf punktuellen Nachbesserungen auszuruhen, sondern auf Bundesebene Reformen einzuleiten.