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Wird der Schwere Transporthubschrauber teurer?

Business Insider berichtet – bisher als einzige Quelle – dass der neue Schwere Transporthubschrauber (STH) der Bundeswehr teurer werde als erwartet: „Sechs Milliarden Euro hat man dafür eingeplant – doch nun soll er nach Recherchen von Business Insider fast doppelt so viel kosten. Der Grund: Die US-Army, bei denen Deutschland kaufen will, habe signalisiert, dass Deutschlands Wunschausstattung kostenintensiv sei, weil einige Komponenten auch noch gar nicht fertig entwickelt worden sind.“

Die AFP griff diese Meldung auf, woraufhin sie in den Online-Medien weite Verbreitung fand und durch Politiker kommentiert wurde. So sagte das Mitglied des Verteidigungsausschusses, MdB Jens Lehmann: „Ich bin sehr schockiert angesichts der Medienberichte. Fast 12 Milliarden Euro sind eindeutig viel zu viel für das Hubschraubermodell. Wenn sich die Zahlen bestätigen, dann sind wir sogar über der Summe, die im Jahr 2020 zum Abbruch des ersten Verfahrens geführt hat.“

Lehmann bezieht sich dabei auf den bereits sehr langwierigen Weg des seit 2017 durch die Bundeswehr als „dringend“ eingestuften Beschaffungsvorhabens. Das ursprüngliche Vergabeverfahren zum STH war aufgrund der zu hohen Preisvorstellungen der beiden Anbieter, die sich aus der gewünschten Germanisierung der jeweiligen Hubschraubermodelle ergab, im Herbst 2020 gestoppt worden. Es folgte eine Rüge von Sikorsky (Hersteller der CH-53K) zu dem Vergabeabbruch, was wiederum den Prozess um ein weiteres Jahr verzögerte, da es das Gerichtsurteil abzuwarten galt.

Mit der Auswahlentscheidung im Juni 2022 legte sich das Bundesministerium der Verteidigung dann endlich auf einen der beiden Kandidaten fest: Die CH-47F Chinook soll der neue Schwere Transporthubschrauber der Bundeswehr werden. Dieses Modell war sowohl durch das Deutsche Heer als auch die Luftwaffe bevorzugt worden, aufgrund der Verfügbarkeit, der einfachen Wartbarkeit, der nachgewiesenen Leistungen und besonders wegen der möglichen Zusammenarbeit mit anderen Streitkräften, vor allem mit den Niederlanden.

Fest steht, die Bundeswehr braucht dringend einen schweren Transporthubschrauber. Fest steht auch, im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung ist die Zusammenarbeit besonders im Bereich Logistik von enormer Bedeutung. Ebenso steht fest, dass sich Deutschland aus genau diesen Gründen unnötige Germanisierungen seiner militärischen Systeme nicht leisten kann, wozu beispielsweise die Luftbetankung von Hubschraubern zählt, deren Forderung noch ein Relikt von der Ausrichtung auf den Einsatz darstellt. Wobei es egal ist, ob diese bereits implementiert oder noch zu implementieren ist, sie sorgt für zusätzliche Kosten in der Anschaffung, in der Wartung und in der Schulung der Piloten, wie etwa Michael Hostetter, Vice President Boeing Defense Germany, im Interview mit dem Behörden Spiegel ausführt, das hier abgerufen werden kann: https://www.behoerden-spiegel.de/2022/12/16/status-des-schweren-transporthubschraubers/

Da die Chinooks ganz ohne Extrawünsche – bis auf die Kommunikationssysteme, diese sind in allen größeren Streitkräften national gestellt – in den Armeen dieser Welt, inklusive der U.S. Army, verlässlich ihren Dienst leisten, wäre ein Abrücken von Germanisierungen durchaus denkbar. Aktuell arbeiten die deutsch-amerikanischen Arbeitsgruppen an der Finalisierung der deutschen Anforderungen, die dann in einem Angebot entsprechender Hubschrauber durch das amerikanische Verteidigungsministerium an die Bundesregierung münden.

Der Ersatz der veralteten Bundeswehr-Transporthubschrauber CH-53G ist allerdings dringend geboten, da selbst die Ersatzteilversorgung immer schwieriger und kostenintensiver wird. Und es könnte bei weiteren Verzögerungen das STH-Programm zu ähnlichen Schwierigkeiten kommen wie seinerzeit die Verzögerung bei der Beschaffung des Seefernaufklärers P-8 Poseidon: Gerade als der Ukraine-Krieg ausbrach, war nur noch ein einziger deutscher Seefernaufklärer einsatzbereit – und der musste zu einer NATO-Verpflichtung nach Italien.

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