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StartDigitalesBehörden Spiegel exklusiv: BMI-Probleme mit Fake Web-Site

Behörden Spiegel exklusiv: BMI-Probleme mit Fake Web-Site

Es gibt eine Web-Seite, die verblüffend ähnlich der des Bundesinnenministeriums (BMI) ist – nicht ganz identisch aber fast, für den Normalnutzer nicht zu erkennen. Auch ein Twitter-Kanal wurde unter dem Hashtag BMI eingerichtet. Hier waren die Unterschiede zum amtlichen Auftritt schon eher erkennbar. Der Behörden Spiegel hat recherchiert und bringt seine Ergebnisse hier erstmals exklusiv an die Öffentlichkeit.

Auf Anfrage des Behörden Spiegel bestätigte das BMI die Existenz einer gefälschten BMI-Web-Seite: „Eine gefälschte Web-Seite des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) ist dem BMI seit dem 01.06.2023 bekannt.“ Das BMI habe sofort „Maßnahmen ergriffen, um die Verbreitung der Falschinformationen einzudämmen. „So hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) nach Kenntnisnahme umgehend die betroffenen Provider informiert und Takedown Requests zur Deaktivierung der missbräuchlichen Inhalte gestellt“, berichtet das Ministerium. Dabei habe sich das BMI mit dem Auswärtigen Amt und dem Bundespresseamt abgestimmt.

Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes lässt sich schließen, dass es sich bei der Seite um russische Desinformation handelt, also ein Akt der hybriden Kriegführung. Es ist nicht das erste Mal, dass eine gefakte Seite mit dem Logo des BMI auftaucht. Man hätte gewarnt sein können. Doch nun ist es wieder passiert.

„Das BMI nimmt die Bedrohung durch ausländische Einflussnahme und Manipulation im Informationsraum sehr ernst und tritt ausländischer Einflussnahme und Manipulation im Informationsraum entschlossen entgegen“, heißt es aus dem Ministerium.

Nach Behörden Spiegel-Informationen aus Sicherheitskreisen ist bisher eine Attribuierung nicht erfolgreich, die Verursacher konnten nicht ausfindig gemacht werden. Doch die Inhalte sprechen nach Geheimdiensteinschätzung klar für russische Desinformation, also für Verursacher in Russland.

Für die Lösung des Problems war das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) berufen, nachdem im BMI die Alarmglocken grell schlugen. Doch die technische und organisatorische Lösung ließ auf sich warten, weil die gefakte Web-Site mit einem der effektivsten Web-Site-Schutzprogramme aus den USA geschützt war. Dieses Programm nutzte auch das Robert-Koch-Institut (RKI), um sich gegen Angriffe aus dem Netz während der Corona-Pandemie zu schützen.

Etliche Hersteller bieten solche Programme zum Schutz von Web-Sites nicht nur kostenlos an, sondern man kann sie auch problemlos anonym herunterladen. Die meisten amerikanischen Anbieter begründen dies auch damit, dass Dissidenten in autokratischen oder diktatorischen Staaten auf diese Weise unerkannt kommunizieren könnten.

Wie funktioniert das? Ganz einfach, man geht auf die Homepage eines der Anbieter solcher Programme und gibt eine gefakte E-Mail-Adresse ein, erhält eine formalisierte Antwort mit einer Aufforderung, die URL einzugeben, die geschützt werden soll. Dann bestätigt man dies mit einem Button und die Web-Site ist extrem gut geschützt.

Im aktuellen Fall versuchten BSI und auch deutsche Geheimdienste, das Problem selbst (erfolglos) zu bereinigen, doch die schnelle Erkenntnis war: Es geht nicht ohne den Anbieter dieser Programme selbst. Im aktuellen Fall verstrichen etliche Stunden, weil der Anbieter eben in den USA sitzt und die Zeitverschiebung noch hinzukommt.

Das Problem scheint in diesem Fall, mit dem Hersteller der Software gelöst worden zu sein, denn wenn der Web-Site Schutz wegfällt, ist die Internet-Seite zum Abschuss durch staatliche Akteure oder Hacker freigegeben. Doch das Problem wird sein – so vermuten Sicherheitsbehörden nach Behörden Spiegel-Informationen – dass die vermutlich russischen Stellen schnell einen anderen Anbieter finden werden, bei dem das Ganze anonym neu aufgesetzt wird.

Es ist ein neues Worst-Case-Szenario, dass immer wieder Regierungs-Web-Sites in naher Zukunft auftreten werden, die von den offiziellen Seiten nicht unterscheidbar sein werden. Das ist nach Geheimdienstkreisen unmittelbar verstärkt zu erwarten. Dann werden das Bundeskanzleramt oder das Auswärtige Amt sich mit dem Problem einer echten und einer gefakten Seite herumschlagen müssen.

Das wird eine besondere und neue Herausforderung im hybriden Krieg, der Deutschland auf diesem Weg endgültig erreicht hat.

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