Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt nimmt immer weiter zu – vor allem Frauen leiden darunter. Im Berliner Ostbahnhof erhalten Betroffene nun rund um die Uhr Unterstützung.
Im Zuge eines Pilotprojekts hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) die bundesweit erste dauerhaft besetzte Anlaufstelle für Opfer häuslicher Gewalt eröffnet. „Niemand sollte sich schämen, Opfer von Gewalt geworden zu sein“, betonte Faeser bei der Eröffnung. Durch den öffentlichen Standort der neuen Anlaufstelle soll es Betroffenen möglichst leicht gemacht werden, sich bei der Polizei zu melden. Einen Bahnhof betrete man aus vielen Gründen, erklärte die Bundesinnenministerin. Es falle daher weniger auf, wenn Frauen sich hier Hilfe suchten.
Nach Angaben des Bundesinnenministeriums (BMI) waren im letzten Jahr rund 250.000 Menschen von häuslicher Gewalt betroffen. 70 Prozent der Betroffenen waren Frauen. „Es sind immer noch zu wenige Frauen, die sich trauen, zur Polizei zu gehen“, erklärte Nancy Faeser. Im Ostbahnhof sei nun ein „empathischer“ Raum geschaffen worden, in dem sich Betroffene zurückziehen und Hilfe suchen können. Ziel ist es, dass es zu mehr Anzeigen gegen häusliche Gewalt kommt. „Diese widerwärtigen Taten müssen bestraft werden“, sagte die SPD-Politikerin.
Laut einer Sprecherin der Berliner Polizei wurde das Projekt innerhalb von zwei Monaten umgesetzt. Nach einem Aufruf hätten sich viele Beamtinnen freiwillig für die Arbeit in der Anlaufstelle gemeldet. Im Einsatz sind nun zunächst zehn speziell geschulte Bundespolizistinnen im Schichtbetrieb. Ein Sprecher der Bundespolizei vermerkte jedoch, dass bei Bedarf auch personell weiter aufgestockt werden könne. Das Projekt ist zunächst für ein Jahr angelegt. Im Zuge dessen sei geplant, noch eine weitere Anlaufstelle in Köln zu eröffnen. Laut der Bundesinnenministerin soll in beiden Stellen dann geschaut werden, wie das neue Angebot angenommen wird und wie es anhand gesammelter Erfahrungswerte weiterentwickelt werden könnte.





