Mit der Erhebung des Kommandos Cyber- und Informationsraum (CIR) zur Teilstreitkraft reagiert die Bundeswehr auf die zunehmende Bedeutung dieser Dimension. Die Aufgaben sind vielfältig, und die
Führung ist unmittelbarer als beim Heer, der Marine oder der Luftwaffe.
„Die Reorganisation der Bundeswehr im Jahr 2024 war ein Glücksgriff für das Kommando Cyber- und Informationsraum (CIR)“, sagte Oberstleutnant i. G. Martin Jende auf dem Defence Day des Behörden Spiegel. Strukturelle Anpassungen, die man bereits im Rahmen der Evaluationsprozesse im Projekt CIR 2.0 konzipiert habe, seien damit vorweggenommen worden. Der entscheidende Trigger sei jedoch die Gründung des Operativen Führungskommandos gewesen. Die gleiche Bedeutung käme der Erhebung des CIR vom Organisationsbereich zur Teilstreitkraft (TSK) zu. Nicht nur sei mit dem Operativen Führungskommando ein neuer Ansprechpartner gefunden worden, auch sei der neuen Teilstreitkraft ein ihr originäres Gefechtsfeld zugesprochen worden. „Wir haben unser eigenes digitales Gefechtsfeld“, fasste es Jende zusammen.
Anders als die übrigen TSK, deren Zuständigkeitsbereich sich durch einen physisch disjunkten Battlespace auszeichnet, sei die digitale Dimension allerdings weniger trennscharf, da die Abgrenzung des Gefechtsfelds in erster Linie eine kognitiv-intellektuelle sei. Folgerichtig halte man engen Kontakt zu den übrigen TSK, denn im Sinne der Multi Domain Operations (MDO) befähige man sich gemeinsam, Operationen kohärent über die Dimensionen hinweg zu führen. Der Bereich CIR sei Augen, Ohren und Nervensystem der Streitkräfte, fasste Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) unlängst in Berlin zusammen.
Viele Fähigkeiten unter einem Dach
Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, verfügt die TSK über ein breites Feld von Einzelfähigkeiten. Sich einer Analogie aus der Sportwelt bedienend, unterscheidet Jende dabei zwischen Stand- und Schwungbein. Auf dem Standbein stütze die TSK den Megatrend Digitalisierung ab. Als Dreh- und Angelpunkt der Digitalisierung in der Bundeswehr zeichne sie sich über das Zentrum Digitalisierung für den gesamten Digitalisierungsprozess in den Streitkräften verantwortlich.
Gleichzeitig übernehme die TSK CIR bei ausgewählten Missionen die taktische Führung und trete als Dienstleister für die anderen TSK bei der Bereitstellung von IT-Services, der Cyber-Verteidigung, der Aufklärung, dem elektronischen Kampf, dem Frequenz- und Spektrummanagement, dem Kampf im Informationsfeld und der Geoinformation auf. Besondere Aufmerksamkeit gelte darüber hinaus dem Bereich Weltraum. Dieser sei zur Erfüllung der Aufgaben in der Dimension CIR Voraussetzung. Gleichzeitig wirke die TSK CIR im elektromagnetischen Feld selbst in dieser Dimension. Dieses Aufgabenportfolio fände sich auch in der Organisationsstruktur der TSK wieder, führte Jende weiter aus.
Synergie auf höchster Ebene
Grundsätzlich teile sich die Organisation in eine Entscheidungsebene und eine Durchführungsebene auf. Auf ersterer ist der Inspekteur und sein Stellvertreter sowie vier diesen untergeordnete Abteilungen angesiedelt. Darüber hinaus ist der stellvertretende Inspekteur CIR seit der Reorganisation Chief Inforamtion Security Officer (CISO) der Bundeswehr. Bei den vier untergeordneten Abteilungen handelt es sich um die Abteilung Joint Intelligence, die Abteilung CIR, die Abteilung Führung und die Abteilung Planung CIR/Digitalisierung BW. Letztere ist in Doppelfunktion sowohl für die Digitalisierung der eigenen Teilstreitkraft als auch der gesamten Bundeswehr verantwortlich.
Prägende Eigenschaft der Organisationsebene Entscheidung ist dabei, dass sie die fachliche Spezialisierung zugunsten von Synergieeffekten einer übergeordneten und zentralisierten Steuerungsfähigkeit hintanstellt.
Besagte fachliche Spezialisierung erfolge im Sinne der Kohärenz erst auf der Durchführungsebene. Dementsprechend sind im nachgeordneten Bereich der Abteilung Operations die taktischen Manöverelemente Aufklärung, Wirkung und Führung untergeordnet. Hier finden sich das Zentrum Operative Kommunikation, das Kommando Aufklärung und Wirkung, das Kommando IT-Services sowie das Zentrum Cybersicherheit wieder. Eine Besonderheit dabei ist, dass zwischen diesen Elementen keine Zwischenebene eingezogen ist. Das bedeutet, dass die Operationsplanung und auch die Steuerung der klassischen J5- und J3-Bereiche einer TSK für die Manöverelemente CIR in dieser Abteilung operativ abgebildet seien.
Dies soll eine unmittelbare Operationsplanung aus einer Hand gewährleisten. Zwei-Sterne-Kommandos, die in der Vergangenheit als Zwischenebene für die Bereiche Militärisches Nachrichtenwesen (MilNw) und IT-Services in Mittlerfunktion dienten, habe man deshalb bewusst abgeschafft.
Zusätzlich sind auf den Durchführungsebenen des nachgeordneten Bereichs das Zentrum für Geoinformationswesen, das Ausbildungszentrum CIR und das Zentrum für Digitalisierung der Bundeswehr organisatorisch angesiedelt.




