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„Grün“ oder grün?

Klimaneutralität unterstützen oder besser dem Klima entsprechende, vorbeugende Maßnahmen ergreifen? Gerade kommunale Einrichtungen mit viel Gebäudefläche sollten sich diese Frage stellen, denn ungenutzte Dachflächen können hier gewinnbringend eingesetzt werden.

Wer in Hannover und Umgebung gerade sein Haus klimafreundlicher ausstatten möchte, bekommt aktuell 10.000 bis 15.000 Euro vom Kommunalverband „Region Hannover“ dazu. Aber natürlich nicht für irgendwelche Maßnahmen. Die Rede ist von Photovoltaikanlagen und Dachbegrünung. Denn beide Varianten bringen viele positive Eigenschaften mit sich, haben allerdings auch ein paar Aspekte, die es vor der Anschaffung zu bedenken gilt. Natürlich ist diese Überlegung auch für Privatpersonen oder Firmen interessant, aber gerade kommunale Einrichtungen nutzen oft große Gebäude, die häufig mit Flachdächern versehen sind. Doch welche Variante ist nun besser für die eigenen Gegebenheiten geeignet?

Solarenergie für mehr Klimaneutralität

Welchen Vorteil Photovoltaik (PV) insgesamt fürs Klima bringt, dürfte bekannt sein. Denn schließlich ist es auch Deutschlands Ziel, auf lange Sicht vollständig auf erneuerbare Energien umzusteigen. Dies ist seit 2023 auch im Erneuerbare-Energien- Gesetz (EEG) verankert. Um das dort festgelegte Ziel, bis 2030 215 Gigawatt durch Solarenergie zu erzeugen, zu erreichen, muss allerdings noch einiges geschehen. Laut einer Übersicht zum aktuellen Stand zur Energiewende von der Bundesregierung käme man in Deutschland Ende Juni dieses Jahres mit der gesamten Leistung aller 4,3 Millionen Solaranlagen auf mehr als 90 Gigawatt. Weiter heißt es, dass ab 2026 mehr als dreimal so viel Solarenergie zugebaut werden solle. Hier hätten Kommunen einen Vorbildcharakter und könnten mit gutem Beispiel vorangehen.

Zusätzlich hat es natürlich auch einen monetären Nutzen, denn durch den selbst produzierten Strom sinken die Bezugskosten. Wie das Umweltbundesamt (UBA) auf Anfrage des Behörden Spiegel erläutert, kann bereits ohne Stromspeicher ein hoher Anteil des erzeugten PV-Stroms – gerade bei kommunalen Einrichtungen mit einem hohen Verbrauch tagsüber – selbst verbraucht werden. „Der überschüssige Strom wird eingespeist, dafür wird im Rahmen des Erneuerbare- Energien-Gesetzes die Einspeisevergütung (Anlagen bis 100 Kilowatt) oder die Marktprämie (> 100 Kilowatt) gezahlt. Die Anlage amortisiert sich durch diese zwei Geldströme“, heißt es aus dem UBA. Die Anschaffungskosten einer PV-Anlage unterscheiden sich je nachdem, wie viel Fläche genutzt werden soll und ob es einen Batteriespeicher gibt. Dabei müssen auch die Fixkosten bedacht werden, die bei der Installation von Gerüsten oder Kabelsträngen entstehen.

Dachbegrünung als Schwammstadtelement

Auf der anderen Seite ist gerade in Städten häufig die Hitze ein Problem. Wie ein Pressesprecher der Region Hannover erklärt, könne hier großflächige Dachbegrünung Abhilfe schaffen, denn sie wirke als natürliche Isolierung und könne die Aufheizung von Gebäuden im Sommer reduzieren. Doch auch bei Regen sind begrünte Dächer eine sinnvolle Maßnahme, denn die Pflanzen nehmen Regenwasser auf, entlasten so die Kanalisation und beugen letztlich Überschwemmungen vor. Sie verbessern die Luftqualität, indem sie Schadstoffe binden und Feuchtigkeit abgeben können. Eine verbesserte Biodiversität, Lärmdämpfung und ein verschönertes Stadtbild sieht die Region als zusätzliche Vorteile an. Zudem schützen die Pflanzen die Dachstruktur vor Sonnen- und Wettereinwirkungen.

„Kommunale Einrichtungen haben oft größere Dachflächen als Privatgebäude, sodass die Effekte einer einzelnen Dachbegrünung deutlich größer sind. Zudem können Kommunen durch das Begrünen ihrer Gebäude ihrer Vorbildfunktion gerecht werden und andere Einrichtungen oder Personen zum Nachahmen motivieren“, erklärt der Kommunalverbandssprecher. Jedoch muss vor der Begrünung die Statik des Gebäudes und insbesondere des Daches geprüft werden, da die Pflanzen nicht zu schwer werden dürfen. Denn gerade zusätzliche Schichten aus Substrat und Pflanzen erhöhen das Dachgewicht erheblich. Auch muss man die Installationskosten und den Pflegeaufwand im Blick behalten, denn es können beispielsweise Bewässerungssysteme benötigt werden. Zudem sind Reparaturen auf dem Dach durch die Pflanzen schwerer zu realisieren. Die Region Hannover rät an dieser Stelle zu einer professionellen Beratung im Vorfeld, was in vielen Fällen auch gefördert wird.

Häufig sieht man begrünte Fassaden, die in der Regel mit Efeu oder Weinranken bewachsen sind. Aber ist das auch hier die richtige Art der Bepflanzung? Das hängt mitunter von den Lichtverhältnissen und der Lage des Daches ab, grundsätzlich eignen sich aber Pflanzen, die auch gut mit langen Trockenheitsperioden auskommen und wenig Pflege bedürfen. Zur Auswahl stehen hier zum Beispiel Sukkulenten, wie Mauerpfeffer, aber auch Gräser oder mediterrane Kräuter wie Lavendel, Salbei oder Rosmarin.

Qual der Wahl?

Dabei ist es möglich, die beiden „grünen“ Dachnutzungsarten miteinander zu kombinieren. Ob sich das im Einzelfall lohnt, muss jeder selbst einschätzen. Dagegen sprechen kann z. B. die statische Verfassung des Gebäudes. Auch müsse bedacht werden, dass die Solarpanels in diesem Szenario mit größerem Abstand installiert werden müssten und auf der gegebenen Dachfläche somit weniger Leistung untergebracht werden könne, erläutert das UBA. Dadurch dass die Installationskosten mittlerweile höher seien als der Modulpreis und die Kosten nicht unbedingt proportional zur Anzahl der zu installierenden PV-Module stiegen, könne eine PV-Gründach-Kombination im Vergleich teurer sein.

Neben diesen Faktoren biete eine Kombination aber auch aus Sicht des UBA viele Vorteile. Neben den bereits genannten Vorteilen der einzelnen Varianten könne die Teilverschattung durch die PV-Anlagen für eine größere Biodiversität sorgen. Allerdings wird auch als häufiges Argument ein kühlender Effekt für die PV-Module durch die Pflanzen angepriesen. Hier ist das UBA der Ansicht, dass dieser Effekt zu vernachlässigen sei. Denn „dieser Effekt ist von vielen Faktoren abhängig, allerdings dürfte eine Ertragssteigerung um wenige Prozentpunkte nur temporär und bei hohen Temperaturen im Sommer auftreten, also genau dann, wenn bereits (zu) viel PV-Strom im Netz ist“. Die Annahme des Kühleffekts komme daher, dass PV-Anlagen bei steigender Außen- und Modultemperatur einen geringfügig niedrigeren Stromertrag erbrächten, erklärt das UBA.

Fördermöglichkeiten

Grundsätzlich gibt es vielerorts auch Fördermaßnahmen für beide Möglichkeiten oder auch eine Kombination aus beidem. So hat beispielsweise der Kommunalverband „Region Hannover“ ein Förderprogramm für Dachbegrünung und Photovoltaik. 2024 stehen insgesamt 100.000 Euro dafür zur Verfügung. Antragsberechtigt sind sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen und Kommunen. Auch die Beratung werde bezuschusst, so der Sprecher. Man habe in diesem Jahr bereits 16 Projekte genehmigt und weitere Anträge seien in Bearbeitung. Der Kommunalverband geht mit gutem Beispiel voran und erklärt: „Insgesamt sind die Erfahrungen in der Praxis positiv, da der Mehrwert die Herausforderungen deutlich übersteigt. Darum plant die Region Hannover bei Neubauten neben PV-Anlagen grundsätzlich auch Gründächer ein.“

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