Mit der zunehmenden Digitalisierung steigt auch der Stromverbrauch in den Rechenzentren. Abgeordnete der Fraktion Die Linke fragten die Bundesregierung nach der Nachhaltigkeit der Bundes-IT. Die Antwort zeigt: Es gibt ehrgeizige Ziele, aber auch erhebliche Herausforderungen bei der Umsetzung – etwa veraltete Rechenzentren, die mangelnde Nutzung von Abwärme und fehlende Nachhaltigkeitskriterien bei Cloud-Vergaben.
Rechenzentren machen bereits rund drei Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland aus, erklärt die Fraktion Die Linke in ihrer Anfrage. Laut der Antwort der Bundesregierung nutzt der Bund derzeit 135 Rechenzentren, von denen 114 selbst betrieben werden. Bis 2028 soll ihre Zahl auf 123 reduziert werden. Besonders beim Bundesfinanzministerium (BMF) ist eine deutliche Reduzierung geplant — von zwölf auf sechs Rechenzentren. Ein neues Master-Rechenzentrum in Berlin soll in einem Jahr den Betrieb aufnehmen.
Trotz dieser Bemühungen steigt der Energieverbrauch der IT seit 2021 wieder an. Dabei hatte die Green-IT-Initiative des Bundes bereits eine Reduzierung um bis zu 49 Prozent im Vergleich zu 2009 erreicht. Der Grund für den erneuten Anstieg: die zunehmende Digitalisierung der Verwaltung und die damit „immer weiterwachsenden Bedarfe nach IT-Lösungen“, heißt es in der Antwort.
Diagnose: Zu alt
Die Green-IT-Initiative benennt als Ziel die Erfüllung der Kriterien des Umweltzeichens Blauer Engel für alle bundeseigenen Haupt-Rechenzentren. Doch viele Rechenzentren sind schlicht zu alt, um die strengen Anforderungen zu erfüllen. Zu den Rechenzentren des Bundesinnenministeriums (BMI) heißt es in der Anlage beispielsweise, sie seien zwischen 15 und 50 Jahren alt, weswegen eine „Ertüchtigung nach den Kriterien des Blauen Engels wirtschaftlich nicht durchführbar“ sei. Bezüglich mehrerer Rechenzentren des Bundesjustizministeriums (BMJ) wird ebenfalls vermerkt: „RZ zu alt. Modernisierung notwendig.“
Die Bundesregierung versichert jedoch, dass das Ziel weiterhin verfolgt werde. Eine 2023 durchgeführte IST-Analyse fragte den Erfüllungsstand der Kriterien ab. Basierend auf den Ergebnissen fanden 2024 Workshops und Gespräche statt, um spezifische Probleme bei der Umsetzung der Kriterien zu identifizieren und zu lösen. Der Bundesregierung zufolge stießen die Veranstaltungen bei den Verantwortlichen der Rechenzentren auf „großes Interesse“.
Wenig Abwärmenutzung
Ein zentrales Element nachhaltiger Rechenzentren ist die Nutzung der riesigen Mengen an Abwärme, die durch die Kühlung der Server entstehen (Behörden Spiegel berichtete). Bislang tun dies nur sehr wenige Rechenzentren des Bundes, darunter Rechenzentren des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV), des BMI, des Bundesverteidigungsministeriums (BMVg) und des BMF, die mit ihrer Abwärme überwiegend Büroflächen heizen.
Die Versorgung mit 100 Prozent Ökostrom zu Ende 2024 erreichte ein Großteil der Rechenzentren. Einigen steht die Umstellung noch bevor. Im weiterentwickelten Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit von 2021 war dieses Ziel festgehalten worden.
Kein Vergabekriterium
Seit August 2021 gab es 118 Vergaben an Cloud-Dienstleister — doch in keinem einzigen Fall wurden die Blauer-Engel-Kriterien für nachhaltige Rechenzentren als Bedingung genannt. Lediglich bei zwei Aufträgen bestätigten die Anbieter die Einhaltung der Umweltstandards.
Bezüglich der Nachhaltigkeit der Websites des Bundes erfolge derzeit keine systematische Beobachtung ihres Energieverbrauchs und des Treibhauseffekts. Dies sei auf die mangelnde Zertifizierung und Normierung der verfügbaren Tools zurückzuführen, die zudem auf methodischen Ansätzen basierten, welche nicht alle relevanten Faktoren berücksichtigten, so die Erklärung der Bundesregierung in ihrer Antwort auf die Anfrage.