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Die Zukunft der Luftwaffe ist Multilayer statt Multirole

Seit Mai steht ein neuer Mann an der Spitze der Luftwaffe: Generalleutnant Holger Neumann. Mit dem Personalwechsel geht auch ein neuer Fokus für die Entwicklung der Teilstreitkraft einher. In seinem Drei-Alpha-Tagesbefehl machte der neue Inspekteur im vergangenen Monat deutlich, was künftig das Primat der deutschen Luftstreitkräfte sein soll: Abschreckung. Die Luftwaffe müsse in Zukunft wieder in der Lage sein, Luftüberlegenheit auszuüben.

Was das konkret bedeutet, erläuterte Generalmajor Christian Leitges, Chef des Stabes des Kommandos Luftwaffe in Berlin, auf dem Defence Day des Behörden Spiegel. Abschreckung, so Leitges, basiere auf vier zentralen Elementen:

  • Nukleare Teilhabe
  • Anti-access/Area Denial (A2/AD Penetration)
  • Deep Precision Strike
  • Territoriale Flugabwehr

Die nukleare Teilhabe stellen die deutschen Luftstreitkräfte zurzeit noch mit dem Kampfjet Tornado sicher. Ab 2030 wird die US-amerikanische F-35 diese Aufgabe übernehmen. Die nukleare Teilhabe besteht also fort.
Komplexer gestaltet sich hingegen die Fähigkeit zur Penetration A2/AD-Zonen. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich die Fähigkeit, in die Verteidigungsglocke über dem gegnerischen Luftraum – bestehend aus Lufteinheiten, Bodensystemen und Fähigkeiten im Cyber- und elektromagnetischen Raum – einzudringen. Ein zweites offensives Standbein der Luftwaffe soll Deep Precision Strike werden. Das beschreibt, mit ballistischen Raketen oder Marschflugkörpern gezielt weit hinter gegnerischen Linien wirken zu können.

Ein altes Thema gewinnt wieder an Bedeutung

Neben offensiven benötigt eine abschreckungsfähige Streitkraft aber auch defensive Fähigkeiten. Die bodengestützte Luftverteidigung soll diese Lücke füllen. Neu ist das Thema für die Bundeswehr nicht: Bereits im Kalten Krieg verfügten die deutschen Streitkräfte über bodengebundene Luftabwehrsysteme. Doch mit dem Fokus auf das Internationale Krisenmanagement (IKM) stricht die deutsche Bundeswehr diese Fähigkeiten deutlich ein. Heute wird territoriale Luftverteidigung in verschiedenen Ebenen gedacht. Unterschiedliche Systeme sollen verschiedene Höhenstufen abdecken. Das soll Synergien schaffen. Gleichzeitig markiert dieser Ansatz einen Paradigmenwechsel. Zur Zeit des IKM wurde alles dem Ziel untergeordnet, den Footprint – also die Anzahl der Systeme – möglichst gering zu halten, erinnert sich Leitges. Lufteinheiten sollten als Multirole-Systeme im besten Fall viele unterschiedliche Aufgaben erledigen. Das hat sich radikal geändert: Multilayer hat Multirole abgelöst.

Die Luftwaffe der Gegenwart

Aktuell verfügt die Luftwaffe über rund 380 Luftfahrzeuge. Rückgrat der Flotte ist dabei der Eurofighter. An vier Standorten in der Bundesrepublik stationiert, sei das Flugzeug der vierten Generation das Arbeitstier der deutschen Luftstreitkräfte, führte Leitges aus.

Darüber hinaus betreibt die Bundeswehr mit dem Tornado einen weiteren Kampfjet. Als hochflexibles Luftfahrzeug verfügt dieses System über eine Vielzahl von Fähigkeiten. So stellen die Tornados die nukleare Teilhabe der Bundesrepublik sicher, können aber auch in Aufklärungsmissionen oder zur Unterdrückung gegnerischer Luftverteidigung zum Einsatz kommen. Dennoch sind die Tage des Tornados in der Bundeswehr gezählt. Ab 2030 kommt der Tornado in der Bundeswehr nicht länger zum Einsatz. Viele Obsoleszenzen im System und mangelnde Ersatzteilverfügbarkeit erschweren den Betrieb. Beerbt wird der Tornado durch einen Kampfjet der fünften Generation: die F-35. Als modernes System bringt sie die Vorzüge ihrer Generation mit: elektromagnetische Kampfführung, Vernetzung und Stealth.

Komplementiert wird die Flotte durch unbemannte Systeme wie die Drohne Heron TP. Diese darf mittlerweile – nach Klärung der rechtlichen Rahmenbedingungen – auch im deutschen Luftraum operieren.
Für den Lufttransport verfügen die deutschen Luftstreitkräfte über eine 40 Einheiten starke Flotte des Airbus A400M. Die C-130 Hercules und die A330, die im Verbund mit Frankreich und den Niederlanden betrieben werden, ergänzen die A400M.

Darüber hinaus stehen eine Reihe von Drehflüglern im Dienst der Luftwaffe. So ist zum Beispiel die CH-53 nicht mehr länger Teil des Heeres. Sie wurde in die Luftwaffe integriert.
Nicht unerwähnt soll bleiben, dass Neumann in seiner Rolle als Inspekteur der Luftwaffe sich auch für die Dimension Weltraum verantwortlich zeichnet. Zugang zu dieser Dimension ist für die Streitkräfte entscheidend. Dabei gilt es, neue Fähigkeiten im All zu entwickeln und gleichzeitig die bestehenden Systeme vor Umwelteinflüssen und maliziösem drittstaatlichen Eingreifen zu schützen.

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